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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191202168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19120216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19120216
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-16
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.02.1912
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Zuckersteuer sind zurllckgegangen, ebenso aus den Kaliabgab«n; im übrigen weisen die ge samten Zoll- und Steuereinnahmen einen Fort schritt arif; sie betrugen 1907 rund 1159 Mil lionen, 1910 etwa 1513 Millionen und sind für das zu Ende gehende Etatsjahr sicher auf 1600 Millionen zu schätzen. Die gegenwärtige Finanzverwaltung garantiert eine gesunde Ent- wickleung des Reiches. Donnerstag 1 Uhr: Fortsetzung. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Dresden, 14. Febr. Auf der Tagesord nung der heutigen Sitzung, welcher aus der Negierungstribün« Kronprinz Georg sein In teresse widmete, standen die fünf Anträge der Nationallibevalen, Konservativen und Freisinni gen, eine Neuregelung des gesamten Beamtenrechts betreffend. Zunächst erhielten die Antragstel ler das Wort zur Begründung. Abg. Kleinhempel (natl.) ersucht die Regierung um Vorlegung eines Gesetzentwurfs dahin, daß das sächsische Gesetz von 1878, das Disziplinarverfahren gegen städtische Be amte betreffend, auch auf die berufsmäßigen Bürgermeister mid Gemeindevorstände, ferner auf alle mit Pensionsberechtigung angestellten Beamten und Unterbeamten, auch wenn sie nicht auf Lebenszeit angestellt sind, ausgedehnt wird. Er hoffe, daß der Antrag aus allen Seiten des Hauses beifällige Aufnahme fin den werde. Abg. Dr. Schanz (konf.) ergriff dann das Wort zur Begründung des Antrages der konservativen Fraktion betr. die Neuordnung des gesamten Beamtenrechtes. Er stützte sich in der Hauptsache aus seine bedeutungsvollen Ausführungen über ein neues sächsisches Be amtengesetz im Konservativen Verein zu Dres den. Abg. Dr. Dietel (Fortschr. Vp.) vertrat dann der: Antrag seiner Fraktion, der gleich falls aus eine einheitliche Regelung des ge samten Beamtenrechtes abzielt. Er wünscht, ebenso wie die Vorredner, ein den neuzeit lichen Verhältnissen entsprechendes Beamten recht, das sich der Erweiterung und der Viel gestaltigkeit des modernen Beamtenapparates anpaßt. Abg. Dr. Seyfert (natl.) ergreift dann zu dem ebenfalls auf eine einheitliche Rege lung des Beamtenrechtes abzielenden Antrag der nationallibevalen Fraktion das Wort. Seine Wünsche gehen dahin, daß das Gesetz veraltete Bestimmungeil beseitigen und erziehe risch wirken solle. Im übrigen stimme er mit den »leisten von den Vorrednern vorgebrachten Sonderwünschen überein. Abg. Schnabel (natl.) bespricht dann kurz deil von seiner Fraktion eingebrachten Antrag, betreffend das sogenannte Beamten fünftel bei der Veranlagung zur Gememde einkommensteuer. Er wünscht durch seinen An trag die Beseitigung eines Zustandes, der in den Kreisen der Beamtcnsä)ast als eine Un billigkeit empfunden werde. Die in Preußen herrschenden Verhältnisse seien auf Sachsen aus verschiedenen Gründen nicht anwendbar. Präsident Dr. Bogel teilt mit, daß so eben ein Antrag des Abg. Opitz (kons.) ein gegangen sei, der von allen Parteien des Hau ses unterstützt werde und der wünscht, daß sämtliche vorliegenden Anträge unter Abstand nahme von Referenten in sofortige Schlußbe ratung genommen werden sollen. Der An trag wird mit zur Debatte gestellt. Skaatsminister Graf Vitzthu m v. E ck- st ä d t: Die Regierung ist nicht abgeneigt, die Frage wegen Erstreckung des Disziplinarver fahrens aus weitere Kategorien von Gcmeinde- beamten zu erwägen, doch kann sie nicht ver hehlen, daß ihr gegen die Zweckmäßigkeit und Rätlichkeit einer solchen Maßregel vorläufig noch einige Bedenken beigehen. Die Berufs- mäßigkeit eines Gemeindevorstandes kommt gegenwärtig nur für die Pensionierung in Frage, wird daher in, der Regel auch erst bei dieser Gelegenheit vom Bezirksausschüsse rest- gestellt. Wie soll nun beim Disziplinarver fahren ermittelt werden, ob ein Gemeindevor- slaud berufsmäßig ist oder nicht? Diese Stel len werden natürlich erst allmählich je nach Zunahme der Geschäfte zu berufsmäßigen. Dann ist zu beachten, daß das förmliche Dis ziplinarverfahren nur in den seltenen Fällen der Entlassung eintritt. In mehr als 3000 sächsischen Gemeinden sind in den letzten 10 Jahren nur 58 solcher Fälle vorgekommen. Äe. Anregringen der Abgg. Dr. Schanz und Dr. Dietel amat6/., fo. sind trotz der im allgemeinen befriedigenden OrdNME der Rechts Verhältnisse des Staatsbeamten in dM. oder jenem Punkte Verbesserungen des Rechts gisch»' des möglich. Die Regierung wird der Frage auch ferner ihre Aufmerksamkeit zuwenden, kann jedoch eine Erfüllung aller heute geäußerten Wünsche nicht zusagen. Wenn Abg. Dr. ?egfert das Recht dor Abgeordneten in Anspruch nimmt, in ihrer Eigenschaft als Beamte Wünsche von Beamten entgegenzunehmcn und Erhebungen bei Beamten über deren Verhält nisse anzuftellen, so hält die Regierung ein solches Verfahren mit tz 133 der Verfassung nicht für vereinbar. Die Regierung erachtet die Angelegenheit nicht für dringlich. Die Rechtslage lind wirtschaftliche Stellung der sächsischen Staatsbeamten ist im großen und ganzen eine durchaus würdige und angemes sene und auch im Vergleich zu anderen Kul turstaaten so beschaffen, daß die Beamten recht zufrieden sein können. Ein Staatsbeamter, der seine Pflicht tut, ist in Sachsen nach jeder Richtung hin rechtlich und wirtschaftlich ge sichert. Er ist in Wahrheit ein freier Mann, freier und unabhängiger als jeder Beamte im Privatdienft, freier als der Geschäftsmann, auch als der Arzt und der Rechtsanwalt, die alle in ihrer wirtschaftlichen Existenz zum Wett bewerbe anderer ausgesetzt und abhängig sind von Konjunkturen, Tagesstimmungen, dem Ge- schmack und der guten Meinung des Publi kums. (Sehr richtig!) Infolge dieser freien, gesicherten Lage des Staatsbeamten ist auch heute noch trotz des vergleichsweise geringe ren Einkommens die Stellung als Beamter hoch angesehen, so daß es niemals an geeig neten Bewerbern fehlt. Trotzdem arbeitet der Staat unablässig an der Besserung der wirt schaftlichen Lage der Beamten und ihrer Hin terbliebenen. Die Neuregelung ihrer Rechts-. fragen ist mehr nebensächlich, denn der pflicht treue und tüchtige Beamte sucht und braucht keinen höheren Schutz für seine rechtliche Stel lung, als er heute bereits genießt. Er wird auch weiterhin sich die Bezeichnung als „Staats diener" gefallen lassen, denn es ist ein ehrend- voller Beruf, dem Staate zu dienen. Im übrigen ist die Regierung bereits im Dekret 5 der Versorgung der Hinterlassenen von Staats dienern nähergelreten. Die Rechtsverhältnisse der Gemeindebeamten müssen bei einer Neu regelung des Beamtenrechtes beiseite gelassen werden. Dieser Gesichtspunkt würde die gesetz lichen Bestimmungen zu sehr belasten. Gegen Berücksichtigung des Antrages Schnabel sprechen gewichtige Bedenken. Jede einzelne Ausnahme, die eine angebliche Härte beseitigt, würde eine neue Härte gegenüber zahlreichen anderen Per sonen bedeuten, die ähnliche Gründe ins Feld führen können. Die Regierung ist aber bereit, bei Bearbeitung der Gemeindesteuerresorm in nähere Erwägungen über diesen Punkt einzu- treten. Staatsminister von Seydewitz: Die Wünsche des Abg. Dr. Seyfert sind durchaus berechtigt, jedoch ist andererseits die Regierung gebeten worden, aus Mittel zu sinnen, wie durch Vereinfachung der Verwaltung wesent liche Ersparnisse erzielt werden können. Die Gesamtheit der Steuerzahler hat darauf An spruch, daß die Arbeitskraft der Beamten voll in Anspruch genommen wird und nur so viel Beamte besoldet werden, als zur Erledigung der Dienftgeschäfte unbedingt notwendig sind. (Sehr richtig!) Vorbedingung hierfür ist, daß Arbeiten mehr mechanischer Natur auch von Personen im Lohnverhältnis erledigt werden können. Bei Beamtcnarbeiten werden immer auch Anwärter herangezogen werden müssen. Wie soll die Regierung ihren Bedarf an ge eigneten Beamten aus den Anwärtern heraus suchen, wenn sie diese nicht fortdauernd mit Arbeiten betraute, die für Beamte bestimmt sirü). Die Folge wäre eine Verschlechterung des Beamtenpersonals. Dazu kommen finan zielle Gründe. Das Verhältnis zwischen Be amten und Anwärtern muß natürlich ein an gemessenes sein. Eine grundsätzliche Regelung der Wartezeit auf Grund einer Zeitfestsetzung ist unmöglich. Es können immer nur so viele Anwärter angeftellt werden, als etatmäßige Stellen frei werden. Die Bedürfnisse der ver schiedenen Verwaltungen sind so verschieden, daß eine einheitliche Regelung der Art der Vor bildung nicht möglich ist. Die Erhöhung der Wohnungsgeldzuschüsse von 1908 ab hat be wiesen, daß die Regierung auch vor dauern den Mehraufwendungen bei Erfüllung von be rechtigten Beamtenwünschen nicht zurückschreckt. Alg. Wirth (Soz.) erkennt an, daß die Beamten in vieler Beziehung sicherer gestellt seien, als andere Staatsbürger, doch gäbe es auch bei ihnen noch viele schlecht bezahlte Stellen. Deshalb sei es notwendig, auf eine Erhöhung der Einkommensverhältnisse hinzu- wirken, ebenso wünsche er, daß die Staats regierung an eine baldige Regelung des Be amtenrechts herantritt. Abg. Günther (Fortschr. Vp.) geht auf die mannigfachen Wünsche der Beamtenschaft ein und vertritt dieselben insbesondere den von seiner Fraktion gestellten Antrag. Er könne nicht einschen, daß den Beamten verboten werden solle, zur Erzielung ihrer Wünsche mit den Ständen zn verkehren. Es müsse hier unterschieden werden, ob eine Verletzung der Amtspflicht vorliegc oder nicht. Jeden falls dürften die staatsbürgerlichen Rechte der Beamten in keiner Weise beeinträchtigt werden. Abg. Dr. Schanz (Kons.) erklärt na mens seiner Fraktion, daß sie sämtlichen An trägen zustimmen werde. Abg. Dr. Löbner (Natl.): Auch wir stehen den sämtlichen Anträgen sympathisch gegenüber. Vizepräsident Fräßdorf (Soz.) bemerkt, daß seine Fraktion cs von jeher als ihre Pflicht krachtet habe, auch die Interessen der Beamtenschaft zu wahren. Ein Wettrennen nm die Gunst der Beamten lehnen er und seine Freunde ab. So sicher, wie die Be amten eingeschätzt würden, so würden auch die Arbeiter eingeschätzt. Die sozialdemokra tische Fraktion stimme den Anträgen sämtlich zu. Verwerflich sei nur die Titelsucht bei den Beamten und die Einführung einer gewissen Rangordnung. Nach seiner Meinung sei es auch gleich, ob man „Staatsdiener" oder „Beamter" sage und er stimme nach dieser Richtung hin mit dem Minister Grafen Vitz thum überein. Auch die Bezeichnung „Staats diener" sei durchaus würdig und ihm sei es z. B. ganz gleich, ob man ihn (Redner) als einen Diener der sozialdemokratischen Partei bezeichne. Abg. Hey m a n n (Kons.) wünscht di« gegenwärtige Berechnnngsart für die Herrich tung von Beamtenwohnungen ausrechtzuer- halten. Staatsminister v. Seydewitz geht noch mals kurz auf mehrere Aeußerungen der Vor redner ein und kennzeichnet nochmals die Stel lung der Regierung zu den Anträgen. Abg. Seyfert (Natl.) wandte sich in seinem Schlußwort gegen die Ausführungen vom Ministertische. Die Auffassung des Mi nisters des Innern bezüglich des tz 133 der Verfassung könne er nicht teilen. Man müsse auch den Polizeibeamten gewisse politijsche Rechte zuerkennen. Für einen Beamten sei es unangenehm, wenn er immer darauf hin gewiesen würde, wie teuer er dem Staate sei. Abg. Dr. Noth (Fortschr. Vpt.) erklärt in seinem Schlußwort, daß sein« politischen Freunde und er nicht eher rasten und ruhen würden, bis das Werk von Erfolg gekrönt sein werde. Er sei nur der Jnterpretant einer mächtigen Bewegung in der Beamtensckwst- Den Grundgedanken seines Antrags habe man in der Ersten Kammer vollständig verkannt. Finanzminister v. Seydewitz berichtigt dem Abgeordneten Dr. Seyfert gegeüber, er habe nur erklärt, daß an der neugeschaffenen Besoldungsordnung gegenwärtig noch nicht gerüttelt worden könne. Die Berücksichtigung berechtig er Wünsche sei nicht abgelehnt, son dern nur hinnusgeschobcn worden. Nunmehr werden sämtliche fünf Anträge einstimmig zum Beschluß erhoben. Nächste Sitzung Freitag vormittag Hz 10 Uhr. Tagesordnung: Petitionen. OertNcheS n»d TSchstscheS. * — Witterungsaussicht für Freitag, den 16. Februar: Teilweise bedeckt, kühl und trocken. *— Bei der heutigen Ziehung der Sächs. Klassen lotterte wurden folgende Gewinne gezogen: je 3000 Mark auf Nr. 1204, 56 522, je 2000 Mark aus Nr. 20 872, 44 440, 56 538, 58 636, 75 732, 83 252 und je 1000 Mark auf Nr. 860, 1950, 6994, 15 739, 25 981, 41 793, 47 198, 72 338, 75 796, 78 772 und 96 953. * — Die e r st e n Lerchen wurden ans verschiedenewFluren der näheren und wei teren Umgebung in den letzten Tagen beob achtet. Die Frühlingsboten sollen recht fröh lich gesungen haben. *— Bezirksausschuß-Sitzung. Der 1. diesjährigen Bezirksausschuß-Sitzung, die, wie schon gemeldet, am Montag, den 19. Februar, mittags 12 Uhr im Sitzungssaale der Königl. Amtshauptmannschast Glauchau stattfindet, liegt u. a. folgende Tagesordnung zur Beschlußfassung vor: Ersatzwahl eines wirklichen Taxators für den Pferdeaushebungsbezirk Glauchau: Wasser werksordnung für die Gemeinde Oberlungwitz; Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit durch die Gemeinde Gersdorf anläßlich der Herstellung der elektrischen Straßenbahn Hohenstein-Ernstthal —Gersdorf—Oelsnitz i. E.—Lugau: Gesuch des Gastwirts Emil Petermann in Falken um Er laubnis zur Ausübung des Bier- und Brannt- weinschankes, sowie zum regulativmäßigen Tanz halten und Krippensetzen in dem Grundstücke Brd.-Kat.-Nr. 38 für Falken; Gesuch des Schank wirts Albert Günther in Oberlungwitz um Er laubnis zur gewerbsmäßigen Veranstaltung von Singspielen und deklamatorischen Vorträgen in der Schankwirtschaft „zum Lindenbaum", Nr. 245 des Brandkatasters für Oberlnngwitz (neu); Gesuch des Materialwarenhändlers Oswald Vogel in Falken uni Erlaubnis zur Errichtung einer Kleinviehschlächtereianlage auf dem Grundstücke Nr. 295 o der Flur Falken; Gesuch des Guts besitzers und Schmicdemeisters Ernst Otto Nau mann (Abtrennung von Blatt 321 des Grund buches für Oberlungwitz); Gesuch des Gastwirts Max Otto Fröhlich (Abtrennung von Blatt 127 des Grundbuchs für Gersdorf); Gesuch der Marie Anna verehel. Friedrich (Abtrennung von Blatt 91 des Grundbuchs für Oberlnngwitz). * — Die Königliche Ersatz kommission wird im Anschluß an das diesjährige Musterungsgeschäft zur Entscheidung über etwaige Anträge von Reserve- und Land wehrleuten, sowie von Ersatzreservisten und ausgebildeten Landsturmpflichtigen des 2. Auf gebotes auf Zurückstellung wegen häuslicher und gewerblicher Verhältnisse im Aushcbungs bezirke Hohenstein-Ernstthal am 14. März vor mittags 11 Uhr im Logenhause Sitzung hal ten. Diejenigen, die auf Zurückstellung wegen häuslicher und gewerblicher Verhältnisse für die Dauer eines Jahres Anspruch erheben zu können glauben, werden aufgefordert, die Ge suche bei der Gemeindebehörde ihres Wohn ortes anzubringen. * — Konk u rsverfahre n. Ueber das Vermögen der Schnittwarenhändlcrin Martha Pauline verehel. Wolf, geb. .Kreuzi ger, wohnhaft in Gersdorf Nr. 96, ist das Konkursverfahren eröffnet und Herr Orts- richter Hoppe zum Konkursverwalter ernannt worden. Forderungen müssen bis zum 4. März beim Kgl. Amtsgericht in Hohensteim Ernstthal gemeldet werden. Beschlußfassung betr. Beibehaltung des Gläivbiger-Ausschusses und Prüfung der angemeldeten Forderungen erfolgt im Termin am 14. März d. I. vor mittags 11 Uhr beim Kgl. Amtsgericht in Hohenstein-Ernstthal. — Desgleichen wurde über den Nachlaß des verstorbenen Sattlers Fr. W. K. Exner in T i r s ch h e i m das Konkursverfahren eröffnet und Herr Fabrikant Emil Zschocke in Hohenstein-Ernstthal zum K onkursverwalter ernannt. *— Eine Erhöhung der Leder preise steht laut „Verl. Morgenpost" bevor; sic soll be dingt sein durch eine Verteuerung der Rohhäute. Die steigenden Lederpreise dürften sich auch bald in der Schuhwarenindustrie sowie in der Leder warenbranche überhaupt bemerkbar machen. *— Der Blumentag in Chemnitz. Im Zeichen der Heckenrose steht der heurige Blumcntag in Chemnitz, der große Kinderhilfs tag am Fastnachtsdienstag, den 20. Februar. Diese großzügige Veranstaltung, deren Ertrag armen, Hilfs-, schütz- und erholungsbedürftigen Kindern zugute kommt, wird nicht nur für Chemnitz ein hervorragendes gesellschaftliches Er eignis werden, an dem die gesamte Stadt, alle Schichten der Bevölkerung teilnehmen, sondern sie wird auch zweiffellos außergewöhnliche An ziehungskraft auf die nähere und weitere Um gebung der Stadt Chemnitz ausllbcn. Wie uns der Ausschuß des Kinderhilfstages mitteilt, sind u. a. folgende Veranstaltungen für den Kinder hilfstag vorgesehen: der Verkauf von Blumen und Postkarten, ein Nachmittagstee in den Räumen der Casiuvgesellschaft, ein Tee im Carola- Hotel mit Kabarett, ein Ueberbrettl im Haupt bahnhofsrestaurant, im kaufmännischen Vereins- Haus ein Tee mit Tanzvorführungen durch Schulkinder und lebende Bilder mit Gesang, eine oberbayrische Bierstube im 1. Obergeschoß des alten Gebäudes des Chemnitzer Bankvereins (Chemnitzerstraße) mit Vorträgen verschiedener Art, ein Kabarett in Hartensteins Weinstuben rc. Der Verein abstinenter Frauen plant einen Kaffee in der Köhlerschen Speisewirtschaft, innere Johannisstraße 5, mit musikalischen Veranstal tungen. Auf den Straßen der Stadt wird sich an diesem Tage reges karnevalistisches Treiben entwickeln. * Hohenstein-Ernstthal, 15. Febr. Der Altstädter Gewerbeverein hielt gestern im Rats keller eine Versammlung ab, die nach Begrüßung vom Vorsteher, Herrn Maler meister Nudelt, mit kurzer Ansprache eröffnet wurde. Kenntnis genommen wurde von einer Zuschrift des Zwickauer Brudervereins betr. Vortragsabend und Jahresbericht; ferner ge langte eine Vortragsofferte des Weltreisenden Joachim Harms zur Verlesung, sowie ein Prospekt der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung „Deutschland als Weltmacht" be treffend, ein vom Kaistr Wilhelm-Dank her- ausgegebenes Werk. Es wurde beschlossen, für die Vereinsbibliothek ein Werk zum Preise von 6 Mark anzuschasfen. Einer Aufforderung zum Beitritt zur Reichsdeutschen Mittelstands vereinigung soll vorläufig infolge der hohen Kosten nicht entsprochen werden. Vom Ver band sächsischer Handwerkervereine ist ein Jahresbericht eingegangen und vom Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal eine Anfrage betr. Ge such der Ortsgruppe des Deutschnationalen Handlungsgel ilfen-Verbandes zu Hamburg um Verminderung der für den erweiterten Verkauf (nach 9 Uhr) gestatteten 30 Ausnahmetage. In benachbarten Städten sind zumeist nur unter 20 Tage genehmigt. Ein« bestimmte Stellungnahme zu dieser Frage wurde nicht gewünscht, jedoch zum Ausdruck gebracht, daß eine Acndcrung der jetzt bestehenden Bestim mungen wicht getroffen werden möchte. Schließ lich gelaugte noch eine Zuschrift betr. Unter stützung minderbemit'elter Lehrlinge seitens der Gewerbekammer zur Verlesung. Im Anschluß hieran hielt Herr Emil H a u ck, Leiter der hiesigen Web- und Wirkschule, einen Vortrag über „Spitzonklöppelci und Entwicklung der Posamenten Industrie im sächsischen Erzge birge." Der Herr Vortragende führte etwa fol gendes aus: Wer jemals auf dem Annaberger Friedhof gewesen ist, dürfte auch das Denk mal und die Linde, die zu Ehren der Bar bara Uttmann, die die Spitzenklöppelei im Jahre 1561 nn Erzgebirge zur Einführung brachte, bemerkt haben. Sie wurde deshalb von einem großen Teil der Erzgebirgsbevöl kerung beinahe als Göttin verehrt und heust noch wird mit Ehrfurcht von ihr gesprochen. Nickt nur im Erzgebirge, auch in Schlesien, Si ddeulschlond und Belgien stand die Klöppe lei ehemals in hoher Blüte. Um das Jahr 1850 Ivar ein großer Rückgang in der besseren Industrie eingetreten, dem entgegenguarbeiten das Ziel der Schneeberger Schule ist. Heute legt man größeren Wert auf die Mehrerler- nung der Klöppelei, die immer noch weiten Volkskreisen Beschäftigung bietet. In Schlesien, Bayern und Preußen sind neue Schulen ent standen und hauptsächlich auf dem Laude fin det diese Industrie erhöhte Würdigung^ wenn ihr auch immer noch nicht die nötige Beach tung geschenkt wird. Gegenwärtig bringt man an berufener Stelle der Posamenten-Jndustrie größeres Interesse entgegen. Als um das Jchr 1471 der Silberbergbau gute Aus beuten trug, bevölkerte sich das Erzgebirge zu sehends; um 1600 trat infolge der Verminde rung der Erzerträgnisse die Posamentenfabri- lation mehr in den Vordergrund. Als um 1560 ein Stocken im Bergbau eintrot, da blühst die Posamentenindustrie, die schon seit Jahrtausenden, seit Beginn der Menschheit, be stand, mehr auf. Damals bildeten sich die Bordenwirker-Jnnungen und eine alte Urkunde aus dem Jahre 1608 gibt schon Kunde von diesem ehcnials stark betriebenen Handwerk. Im Jahre 1679 zählte man in Annaberg schon gegen 400 Posamentierermeifter. Später folgte auch hier- ein Rückschlag, trotzdem die Fabrikate des Erzgebirges bereits Weltruf er- lauit hatten. Teilweise war Hierandersstenge Zunftgeist und die Erfindung der Jacquard maschine, die 1802 in Lyon erfolgst, Schuld. Einen völligen Um- und Aufschwung brachte das Jahr 1846 mit der Einführung der Kor delnäherei, der um 1880 durch Erweiterung dieser Industrie (Figurennäherci) sich noch er höhte. Es entstand dann der sogenannte Auf putz, die Perlenaufnäherei, aber auch der Glanz der perlen vermochte nicht, der fort schreitenden Mode längere Zeit staudzuhalten.
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