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1360 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 28, 1. Februar 1911. Autoren des Cottaschen Berlages gestifteten Album gleich falls jener schönen Frühzeit Worte froher Erinnerung gewidmet. Schon in den Anfängen seiner Verlagstätigkeit gehörte es zu Adolf Kröners Strategie, durch den Erwerb älterer Verlagsgeschäfte nach bestimmten Prinzipien seinen eigenen Verlag zu ergänzen. So dominierte in dem 1867 über nommenen Ad, Becherschen Verlag gute Belletristik, Ge schichte und Literaturgeschichte; das zur Verschmelzung Un geeignete wurde an andere Firmen abgetreten. Ans dem im Jahre 187V erworbenen Verlag von Adolph Krabbe in Stutt gart wurden 1877 aus anderen Gründen vom Sohne des selben, Karl Krabbe, F, W, Hackländers Schriften zurück- erworben. Von großer Bedeutung für das Aufblühen des Krönerschen Geschäfts war aber der schon 1864 erfolgte Eintritt des jüngeren Bruders Paul Kröner in die Druckerei, da er den technischen Betrieb derselben mit ausgezeichneter Vorbil dung, die er in Cannstatt, Leipzig und Berlin erworben hatte, als typographischer Fachmann übernahm, 1867 wurde er Teil haber zunächst der Druckerei, 1877 auch der Verlagshandlung seines Bruders, Lange Jahre hat Paul Kröner diesem als Gesellschafter auch im Verlag in treuer, tatkräftig fördernder Arbeit zur Seite gestanden. Von 1868 bis 1883 war auch ein dritter Bruder, Karl, der langjährige, noch rüstig am Leben befindliche, frühere Stuttgarter Gemeinderat, Gesellschafter der Firma, Am 1, Januar 1877 wurden die beiden seither selbständig nebeneinander bestehenden Firmen »A, Kröner, Verlagsbuchhandlung» und -Gebrüder Mäntler, Druckerei» zu der einen Firma »Gebrüder Kröner, Verlagsbuchhand lung und Buchdruckerei» verschmolzen. In zwei Bewegungen, die schon in den 60er Jahren, der Zeit von Eduard Hallbergers Haupterfolgen, den deutschen Buchhandel mit frischem Ausschwung belebten, griff das junge Verlagsinstitut mit ganz besonders erfolgreicher Unternehmungslust ein. Auch in England und Frankreich war es Brauch geworden, neue Werke der Erzählungsliteratnr in größerer Auslage bei billigerem Preis in Lieferungen herauszugeben. In dieser Weise erschienen bei Kröner die volkstümlichen, poetisch wertvollen Erzählungen von Edmund Höfer, Hermann Kurz, Otto Müller. Bon dem Schwaben Kurz, dessen gesammelte Werke 1874 Paul Heyse mit einer liebevollen Einleitung versah, waren 1871 bei Kröner die Geschichtsbilder »Aus den Tagen der Schmach» erschienen. Von Hackländer herausgegeben wurde die Illustrierte Unter haltungsbibliothek »Sorgenlose Stunden im Kreise beliebter Erzähler», an der Graf Ulrich Baudissin, Ernst Eckstein, Karl Frenzel, E, Höfer, M. v. Schlägel, Hans Wachenhusen u. a. Mitarbeiter waren, wie dies Ottilie Wildermuth, Viktor Blüthgen, Julie Düngern an der -Universalbibliothek für die Jugend- wurden. Zu der ersten Gesamtausgabe der »Werke» von Ottilie Wildermuth gesellten sich ihre »Jugend schriften» und die reich illustrierten Bände des von ihr her ausgegebenen »Jugendgartens-. Die Holzschneidekunst hatte sich damals in Deutschland zu einer ganz besonderen Blüte entsaltet, die von der Künstlerwelt mit Sympathie gefördert wurde. Die Herstellung von Prachtwerken mit Holzschnitten nach Gemälden und Zeichnungen erster Künstler wurde eine Spezialität der Gebrüder Kröner, Ihr eigenes Unternehmen, die schönen Bände von »Unser Vaterland in Wort und Bild«, mit den »Wanderungen im bayrischen Gebirge» einsetzend, fand in jenem ersten Jahrzehnt nach der Gründung des neuen Reiches in ganz Deutschland die freudigste Aufnahme, Ähn liche Prachtwerke, wie auch das »Aus deutschen Bergen- von Hermann Schund und Karl Stieler, wurden von der Offizin der Brüder Kröner auch für andere Verlagsftrmen her gestellt, von denen hier Woldemar Kadens -Italien» (I, Engelhorn), Johannes Scherrs »Germania» (W. Spemann) erwähnt seien. Gegen Ende der siebziger Jahre hatte die Firma zunächst pachtweise, bald darauf aber zu dauerndem Besitz die umfängliche Cotta'sche Buchdruckerei in Betrieb ge nommen und zeitgemäß eingerichtet. Damals stand Karl v, Cotta, der Enkel des Klassiker-Cotta, an der Spitze des berühmten Verlagshauses, und gemeinschaftlich mit diesem unternahm 1882 auf Anregung Adolf Kröners der Verlag der Brüder die »Bibliothek der Weltliteratur»,die die Klassiker Deutschlands und des Auslands mit trefflichen Einleitungen hervorragender Literarhistoriker zum Preise von einer Mark für den Oktavband dem Volke bot. So sahen sich denn im Jahre 1888 die Brüder Adolf und Paul Kröner in der Lage, den Hermann Schönlein'schen Verlag mit seinen in größten Auflagen erscheinenden Familienzeitschristen »Buch für Alle» und »Chronik der Zeit« und der gleichfalls sehr verbreiteten »Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens» anzukaufen. Dieses Verlagsgeichäft wurde von ihnen unter der Firma »Hermann Schönleins Nachfolger- zunächst gesondert wciter- geführt. Durch den Zusammenschluß beider Firmen mit dem Verlag von Wilhelm Spemann kam es dann unter Mitwir kung von vr, Kilian Steiner am 1, Januar 1890 in Stutt gart zur Gründung der Deutschen Verlagsgesellschaft »Union». Inzwischen aber hatte Adols Kröner bereits seine Mission als Reorganisator des Börsenvereins der Deutschen Buch händler mit entscheidendem Erfolge erfüllt. In reichem Matze begabt sür öffentliches Wirken — der Bariton des Sängers war zur Rednerstimme geworden — hatte er schon früher am politischen Leben in Württemberg lebhaften An teil genommen als ein Anhänger des Nationalvereins. Die von ihm herausgegebene »Schwäbische Volkszeitung» ward zum Organ der Bewegung, aus der die »Deutsche Partei» hervorging. Mit nicht geringerem Eifer hatte er sein Inter esse sür kräftige Ausgestaltung des -Süddeutschen Buchhändler vereins» betätigt, der 1845 in Stuttgart gegründet worden war. Unter den üblen Folgen des Milliardensegens und einer einseitigen Auffassung der Handelsfreiheit war im deutschen Buchhandel gerade nach dem Gewinn einer festen, starken Reichseinheit eine Störung des Gleichgewichts eingetreten, das die altbewährte Verfassung des Börsenvereins mit dem für das ganze Vereinsgebiet gültigen Ladenpreis bisher gewährleistet hatte. Es war Adols Kröner, der sich diesen bedrohlichen Erscheinungen gegenüber sofort auf den Grund satz stellte: »Die Erhaltung der eigenartigen Organisation des deutschen Buchhandels mit seinen über unser ganzes Sprachgebiet bis in die kleinsten Städte hinein verzweigten Sortimentsgeschäften liegt im Interesse nicht nur der Buch händler, sondern ebenso der Bücherkäufer und Schriftsteller. Die Vernichtung dieser Organisation wurde höhere Bücher preise zur Folge haben, die Verbreitung der besseren Literatur erzeugnisse hemmen, also eine Schädigung unserer Kultur bedeuten.» Er war bereits Vorsitzender des Süddeutschen Buchhändlervereins und zugleich zweiter Schriftführer im Börsenverein der Deutschen Buchhändler, als von Stuttgart aus im Juli 1878 die erste Verlegererklärung gegen will kürliche Unterbietung des Ladenpreises erging. Sie führte noch im Herbst des gleichen Jahres zur Einberufung einer Konferenz durch den Börsenvereinsvorstand nach Weimar, Auf Antrag Adolf Kröners wurde hier be schlossen, zur Festigung des Börsenvereins die in seinem Gebiet bestehenden Lokal- und Bezirksoereine möglichst gleichmäßig zu organisieren und nach Bedürfnis zu ver mehren, Das war der Anfang einer großen, gegen die »Schleuderet» gerichteten Bewegung, deren Führer und erfolg reichster Sprecher Adolf Kröner wurde, von 187g an als 2,, von 1882 an als I, Vorsteher des Börsenvereins, bis endlich am 25, September 1887 in der außerordentlichen Haupt versammlung in Frankfurt a, M, durch fast einstimmige An-