ein Wunderwerk der Entwickelung, das aber in sich kein Ge schlecht mehr als Schranke kennt. Mache nun einen großen Sprung und vergleiche ein Tier mit dem Menschen, das nach deiner Schätzung wohl schwerlich als schön gelten kann und das dir höchstens komisch erscheint: den Igel. Du kennst die köstliche Geschichte vom Wettlauf des Hasen und Swinegel. Jedesmal, wenn der Hase ans Ziel saust, er hebt sich dort aus der Ackerfurche Swinegel als „längst ange kommen". Der Kern des Scherzes steckt darin, daß Swinegel in Wahrheit gar nicht gelaufen ist, sondern nur seine Frau am Zielpunkt verborgen hat, die jedesmal „Ich bin schon da" ruft, wenn der Hase keuchend anlangt. Swinegel und Swinegels Frau sind sich eben so ähnlich, daß der dumme Hase überlistet wird. Und das Märchen giebt die nette Nutzanwendung, daß, wer ein braver Swinegel ist, sorgen soll, daß er auch einen Swinegel zur Frau bekomme. Das Märchen hat aber auch eine zoologische Nutzanwendung, wie sich denn aus den meisten Offenbarungen des sinnigen Volksgeistes vielerlei „Wahres" herauslesen läßt. - Es hat zur Voraussetzung die wirkliche zoologische That- sache, daß der männliche und der weibliche Igel sich nur ganz verschwindend wenig von einander unterscheiden. Es bedarf hier nicht der Maßstäbe Schön und Häßlich: der Unterschied der Geschlechter fällt überhaupt fo gut wie ganz für den äußeren Anblick fort. Nun ist der wohlbelobte Herr Swinegel aber, wie du dich erinnerst, eines der Tiere, die zwischen Beuteltier und Affe ziemlich nahe deinem eigenen menschlichen Stammbaum gestanden haben. Um so bedeutsamer, daß ihn nun schon das Volksmärchen benutzen darf als Vertreter einer zum Verwechseln ähnlichen äußeren Körpergestalt bei Swinegel- Mann und Swinegel-Frau. Man bekommt die Idee, daß selbst der positive Unterschied, der heute zwischen Mann und Frau beim Menschen besteht (der aber auch schon keinen Unterschied