Seligkeit goldener Liebestage aus. Und erst wenn das alles vorüber ist, kommt fern davon der eigentliche Nestbau. Es bedarf nur eines Blickes auf diese Hochzeitslaube mit ihrem Schmuck — und man ist für immer überzeugt, daß 'n dem kleinen Gehirn dieses Vogels im einsam wilden australischen Busch nicht bloß ein gewisser Verstand wohnt, sondern auch eine unmittelbare ästhetische Freude am „Schönen". Du wirfst vielleicht ein, daß ein paar rote Beeren oder eine schmucke Feder oder gar ein weißer Kieselstein doch äußerst armselige Schönheitsproben sind. Aber warum zieht sich der Wilde einen glänzenden Ring durch die Nase, hüllt seine Liebste in einen schreiend roten Lappen, hängt ein paar grelle Blumen an seine Hütte? Er findet das schön, seine kleine naive Ästhetik lebt sich darin aus. Und warum tragen wir eine rote Nelke im Knopfloch, einen Brillanten im Ohr? Lege ein paar gemeine grüne Blätter ins Fenster deiner Farm in Australien und da zwischen eine rote Nelke: dein Kind wird zuerst nach der Nelke greifen und die Blätter liegen lassen — der Kragenvogel aber, verlaß dich darauf, wird es genau so machen, und deinen Brillantohrring schleppt er, es giebt Proben dafür, unter allen Umständen in seine Hochzeitslaube, wenn er ihn erreichen kann. Vollends beweisend aber für unsere allgemeine Schönheits betrachtung ist, daß der Vogel in seine Laubenwand als Zier stück geradezu auch bunte Vogelfedern steckt. Er selbst hat, wie gesagt, nicht viel Buntes am Leibe. Aber nehmen wir an, er fände eine jener Federn des Rudolfs-Paradiesvogels (dieser wohnt ja nicht dort, sondern in Neu-Guinea) mit ihrem Capri-Blau: kein Zweifel daß er sie aufpickt und heimträgt ins Liebeshaus als köstlichsten Fund. Warum? Weil er sie „schön" findet.