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Aber was? Ich gerate ja über jede Grenze des Mensch lichen hinaus. Schön — und schön! Wären die Begriffe doch nicht die gleichen? Laß uns vorsichtig weitergehen, ob sich eine Lösung biete. Das Dresdener Museum zeigt nicht nur die prachtvollsten Paradiesvögel. Auch die übrige Vogelsammlung ist überaus reich gerade an den schönen Formen. Umsichtig aufgestellt, erzeugen sie einen Farbenrausch ohne gleichen. Da sind die Kolibris, deren ganze Farbenleistung meist auf einen kleinen Fleck an der Kehle zusammengedrängt ist, hier aber volle Edel steinkraft besitzt. Da sind die Spechte, die gewisse Farben immer wieder kaleidoskopartig durcheinandergewürfelt zeigen; überblickst du sie, wie es die fast künstlerische Anordnung hier ermöglicht, in langen Farbenreihen, so siehst du, wie die einzelnen Kalei doskopstellungen in Wahrheit Stufenfolgen bilden, eine die andere ablösen, ersetzen, sich auseinander entwickeln lassen. Da sind die Tauben, unsere einheimischen meist so sanft in den Farben, auf den tropischen von den Molukken aber der ganze Schiller üppigster Tropenpracht. Auf einmal dann aber, vor einer neuen Schrankflucht, ein ganz anderes Bild. Grau und braun, jenseits aller Lichterfülle, die zahllosen Arten der Nester all dieser Vögel. Es ist wirklich eine andere Welt. Auf den ersten Blick siehst du, wie alles auf die Nützlichkeit, die Sicherheit, den Schutz hier angelegt ist. Aber mit welchem Genie, unter wieviel tausend Möglichkeiten und Zwangslagen! Da ist das sogenannte eßbare Schwalbennest, das aus kittendem Speichel an die senkrechte Felswand geklebt ist. Das Nest des Schneidervogels, zu dem ein paar große Blätter vom Vogel selbst durch eigens gesponnene Fäden mit dem Schnabel als Nadel regelrecht aneinandergenäht sind. Die