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eine Fortverlegung des Wollust-Centrums von hier geradezu ein Schaden gewesen wäre. Und so hielt es sich als Lust zäpfchen fortan allein weiter, — heute von uns noch Kitzler getauft und damit in seiner Rolle anerkannt. Die Wollust als reine Augenblicks-Lustempfindung be trachtet, spielt, sagte ich dir, gleichsam nur auf einer Taste. Sie macht dabei diese Taste nicht zu einem Orchester, sondern sie erzielt ihre dämonische Macht im Moment nur durch einfache Steigerung eines einzigen Tons. Von hier aus wird verständlich, daß in der Kette deiner tierischen Vor fahren von da ab, wo überhaupt Lust- und Schmerz-Reak tionen äußerlich ziemlich deutlich werden, die Wollust wie etwas mehr oder minder fix und fertiges erscheint. Schon das Benehmen von verliebten Fischen, die sich bloß aneinander reiben, noch ohne Begattungsglieder zu haben, hat eine so frappante Ähnlichkeit mit geschlechtlich erregten Menschenkindern, daß es den schlichtesten Beobachtern ausge fallen ist. Vielleicht verteilt sich das Gefühl lange noch über eine größere Zeit. Vielleicht. Sagen läßt sich das nicht genau, da man nie weiß, wie viel Vorspiel ist, wie viel erst echter Akt. Man möchte meinen, beim Menschen sei alles, wenn es denn so weit ist, auch epigrammatisch zugespitzt. Wie er ja in all seinem Handeln dieses Konzentrierte, Spar same, Epigrammatische auch sonst hat. Aber wenn man im übrigen bloß den Akt im Ganzen anschaut, so ist es wirk lich schon ein Kunststück, auch nur den geringsten stichhaltigen Unterschied zu finden zwischen einem verliebten Frosch-Männchen und einem bloß von der nackten groben Wollust-Sehnsucht gepackten Menschen.