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ihres Netzes. Allmählich siehst du daun auch, daß zum Beispiel diese oder jene Stelle der Haut nur noch Licht empfindet für alle anderen mit. Du siehst diese Stelle nach innen in Kontakt bleiben mit jenem Gehirn durch eine bestimmte Haut faser, den Sehnerv — und du siehst zugleich, wie sie außen einsiukt, eine Grube erst bildet, dann eine Tasche, endlich eine geschlossene, bloß vorne für Licht durchlässige Kapsel, — wie sie, mit anderen Worten, erst nach und nach zum Auge wird. Das ganze höhere Tierreich ist dieser sinnreichen Fortschritte fortlaufendes Exempel. Nun denn: auf die Haut also führt uns auch das ganze Empfindungsgebiet der Liebe bei den vielzelligen Wesen offen bar zurück. Die Haut wurde der große Kuppler, der allherrschende Liebesvermittler und Liebesträger für die vielzelligen Tiere, die nicht mehr auf echte Ganzvermischung Hinlieben durften, sondern nur mehr Distanceliebe, Berührungsliebe pflegten. Und so ist die Haut denn auch die ursprüngliche Wolluststätte geworden, der Schauplatz für den höchsten körperlichen Lust triumph dieser Distanceliebe. Über die Anteilnahme der Haut an den Liebesdingen stelle da nun zunächst einmal mit dir selber ein kurzes Verhör an. Du bist allerdings mit deinem ungeheuren Gehirn, deinem endlose Weiten durchtauchenden Gedächtnis, deiner jederzeit fest gestaltenden Phantasiethätigkeit, deiner geheimen Schulung auf tausend Kulturmittel, Kulturabkürzungen, Kulturstenogramme ein äußerst schwieriges Beispiel. Trotzdem laß uns einmal grob hersagen. Deine Haut nimmt Anteil an deiner Liebeserregung zunächst als Netzhaut. Beim Sehen. Anblick des weiblichen Körpers, Anblick der speziellen Geliebten und so weiter. Dann als Tastorgan für Schallwellen. Als Ohr. Mensch liche Stimme, Gespräch, Gesang, Musik. Über erotische Wir kungen durch Musik besteht wohl schlechterdings kein Zweifel.