Hier tritt einfach in Kraft, was wir oben so eingehend durchgesprochen haben: daß nämlich für uns bewußte große Einheitsmenscheu auch der intimste Begaitungsakt immer noch im feinsten Sinne ein Distanceakt bleibt. Die Körper von Mann und Weib berühren sich bis in die diskreteste Innenwelt hinein, — aber sie verschmelzen nicht. Nur die jederseits los gelöste Samenzelle und Eizelle vollführen den wahren Mischakt, aber erst nachträglich und ganz ohne unser weiteres Zuthun. Unsere gesamte Ganzmenschenliebe ist und bleibt von ihrem Alpha bis zu ihrem Omega, von der ersten Lichtwelle, die zwischen den Liebenden her und wieder fliegt, bis zu der tiefsten Versenkung des Liebesgliedes in die Liebespforte, eine einzige fortlaufende Distanceliebe. Daraus aber ergiebt sich geradezu zwingend eine weitere 'infache Folgerung. Wir haben früher den Weg genau verfolgt wie aus ein zelligen Urwesen vielzellige Tiere sich herausbildeten. Die Einzeller traten zu Zellgenossenschaften zusammen. Anfangs ist jede Einzelzelle in solcher Genossenschaft noch ein selbständiges Wesen. Jede Zelle besitzt alle Lebenseigenschaften in sich: sie frißt, verdaut, atmet, bewegt sich, empfindet Lichtwellen, Schall wellen, Geruchs- und Geschmackseindrücke, sie orientiert sich in ihrer Umgebung nach Kräften und so weiter. Allmählich aber ordnen sich die Genossenschaftszellen dann nach dem Prinzip der Arbeitsteilung. Jede kultiviert in sich nur mehr ein Ressort, genießt aber die Arbeit aller anderen dabei mit. Bestimmte Zellen fressen nur noch, andere fangen bloß Lichtwellen auf, wieder andere bloß Schallwellen, gewisse bewegen die ganze Kolonie vorwärts, noch andere bilden eine Zentralstelle zur allgemeinen Orientierung. Kurz: die Zellgenossenschaft bildet schließlich ein neues Individuum, das wie eine vergrößerte, gesteigerte Auflage der ursprünglichen Einzelzelle erscheint. Auch dieses Gesamt-Individuum bewegt sich, frißt, atmet, hört, sieht wieder, bloß daß alle seine Organe engere Verbände