sind einmal wieder haarsträubend viel „dümmer als wir selbst". Jeder Dichter, hat Vischer einmal gesagt, ist viel dümmer als er selbst und viel gescheiter als er selbst. Will sagen: in jeder Dichter-Individualität giebt's ein kleines Lichtfeld und eine ungeheure Abgrundtiefe darunter, die faktisch unendlich viel mehr umfaßt, als oben sichtbar wird. So schweben wir Menschen aber alle miteinander beständig über einem Ozean von Dingen, die eigentlich alle „wir" sind und die wir gleich wohl auf Verlangen nicht haben können. Das Seelenleben deiner eigenen Samentierchen ist dir so fremd wie das der Marsbewohner. Aber nehmen wir wirklich einmal an, wofür doch im Grunde alles spricht: das Zusammenfließen zweier Wesen, die jedes nur aus einer einzigen Zelle bestehen, in ein neues Einheitswesen bedeute für diese Wesen ihren höchsten fertigen Wollustmoment. Diese Wollust war dann offenbar die wirklich älteste der Lebewelt auf Erden. In irgend einem Urmeer vergessener Grautage der Erdgeschichte ist sie zuerst von Einzellern erlebt worden, — bei den Rumpelstilzen unseres Schöpfungsmärchens. Von solchen Einzellern ist sie dann in aller Folge myriaden fach weiter erlebt worden. Und sie wird noch in uns selbst und in allen anderen höchsten Tieren täglich erlebt von den einzelligen Geschlechtszellen, dem Samen und dem Ei, wo immer diese den wahren Mischakt vollziehen. Wir ganzen Menschen aber, ich, und du, wie du hier vor mir stehst, und jeder sonst, — wir können überhaupt den Fertigwerdepunkt unserer Wollust nicht in diesem äußersten Mischmoment mehr haben, — denn wir sind riesige Zellstaaten, Genossenschaften von Zellen, die sich als solche gar nicht mehr miteinander im Ganzen vermischen.