Es fehlt ja die wahre physische Verschmelzung der Ur wesen. In dieser muß ebenso wie in jener Selbstteilung ein Todesmoment liegen. Gewiß ist es höchst merkwürdig, wie der Augenblick der äußersten Hingabe und Erlösung auch in unserm menschlichen Geschlechtsakt für Mann wie Weib etwas todesartiges besitzt: einen Moment des Zerfließens, der Auf hebung der eigenen Individualität. Aber die Psychologie dieser höchsten Sekunde ist wohl kaum bisher klar durchdacht worden. Unser eigenes Empfinden steckt da so im Mysterium, daß wir mit Analogie nicht viel machen können. Ist dieser Todesmoment des Doppel-Individuums bei jenen Urwesen im Moment ihres Zusammenfließens zu einer einzigen neuen Individualität eine Lust- oder eine Unlust-Empfindung? Man möchte die Gegenfrage stellen: ist der Tod beim Menschen eine Lust- oder eine Unlust-Empfindung? Womit wir wieder an der Mauer sind. Hier hören nicht die Analogien auf, sondern unsere Kenntnisse über uns selbst. Es ist ja nicht auszusagen, wie dumm wir klugen Menschen in unserer eigenen Haut stecken. Wir wollen das Geheimnis der Bazillus-Empfindungen lösen durch Analogie mit unsern eigenen Empfindungen — und merken allerorten, wie wir selber uns selber ein rabenschwarzer Urwald sind, in dem der Knabe Simplicius verloren an einer Einsiedler klause sitzt. Ja wohl: gewußt wird die Sache ganz sicher innerhalb unserer Leiber, — nur nicht von „uns". Die einzig wahre Analogie zu jener Bazillus-Liebe bildet offenbar das Empfindungsleben unserer eigenen Samenzellen und Eizellen. Da wird alles noch nach der Ur-Schablone famos selber erlebt. Samenzelle und Eizelle verschmelzen genau so miteinander, und genau so spaltet die befruchtete Eizelle sich abermals in zwei Zellen auseinander. Was dabei an Lust und Schmerz zu empfinden ist, werden die Kleinen da unten schon genugsam erfahren. Aber wir großen Menschen-Jndividuen