Sie beweisen einerseits die unkritische Leerheit der Forderung, Seelisches aus sich zu begreifen ohne Menschen analogie. Andererseits aber deuten sie auch die Schwierigkeit an, die in dem einzigen und ewig uns gegebenen Analogie- Schluß von unserer eigenen Person aus liegt. Wo in der Liebe eine echte Empfindungsfrage nackt aus den Wellen des Körperlichen stößt, mußt du dich auf diese Sachlage mit derselben Unbefangenheit besinnen, die dich das Körperliche nackt hat anfassen lassen. Ein solcher Punkt aber ist die Wollust. Wir haben keine Ahnung davon, was eine einzellige Amöbe, was ein Bazillus empfinden, wenn sie sich in zwei Stücke teilen. Es ist ihr Liebesakt. Warum sollen sie nicht etwas dabei fühlen? Es ist nach allen Analogien selbstver ständlich. Zugleich ist es der Urakt aller Liebe. Die Wollust wäre hier bei ihrem Urphänomen. Aber wie gesagt. Und wenn zwei jener einzelligen Wesen miteinander verschmelzen, — im Urbild aller späteren Geschlechtsliebe, — was dann? Man möchte sich ausdeuten, bei jenem Zerfallakt käme eine bestimmte Kette von Empfindungen vor, in denen Lust und Unlust wechseln. Zuerst ein Gefühl der Überfülle, des Strotzens, des überquellenden Dranges. Dumpfe Unlust. Dann der eigentliche Akt der körperlichen Spaltung. Höchst wahrscheinlich doch scharfer Schmerz. Dann aber in den beiden neuentstandenen Teilwesen ein Gefühl der höchsten Ent lastung, Frische, Erlösung. Die Analogie für diese ganze Kette läge für uns bei einem gebärenden Weibe. Bloß daß die Analogie hinkt.