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zu thun haben. Sind meine Armnerven durchschnitten, so kann ich in die Hand piken soviel ich will: es kommt keine Schmerzempfindung bei mir mehr zustande. Ich schließe also abermals, daß nun auch diese Nervensubstanz überall, wo sie besteht, einen Wahrscheinlichkeitsschluß auf Empfindung zuläßt. Solche Nervensubstanz hat aber die Kuckucksuhr ganz und gar nicht, — wohl aber hat sie der Kuckuck. Jetzt dieser Kuckuck jedoch ist immer noch ein sehr hohes, mir nahe stehendes Tier. Ich will aber tiefer hinab mit meiner Empfindungsfrage in die Welt des Lebendigen. Und abermals häufen sich Schwierigkeiten. Ich komme zu niedrigen Tieren herab, wo der Nerveuapparat sich mehr und mehr auf löst im Gesamtleibe, bis er endlich völlig darin verschwindet. Zugleich werden die Symptome des Au-Schreiens immer dünner und zweifelhafter. Bei der Pflanze vollends fangen die letzten Analogieschlüsse dieser Art an ganz ins Blau zu geraten. Ich mag aber hier noch eine Hilfe nehmen und die Empfindung jetzt ganz allgemein an die lebendige Substanz, an das Leben überhaupt knüpfen. Ich empfinde, weil ich lebe, sage ich mir, und also wird alles, was lebt, auch empfinden. Indessen das Leben wandert selber hinab in das Grenz violett zum sogenannten Anorganischen, wenn wir streng bei der Stange bleiben wollen. In einem gewissen Moment niemes Zuendedenkens und Zuendeanalogisierens sage ich mir, ob Empfindung nicht vielleicht eine Grundeigenschaft aller Materie sein könne. Das ganze „Sein" erscheint mir nur als ein anderer Ausdruck für „Selbsterleben". Ein Selbst erlebnis setzt aber allemal eine Empfindung voraus. Das Ding, das nichts empfindet, kann auch nichts erleben. Es fragt sich jetzt nur noch, ob ich diese Empfindungs fähigkeit bloß jedem winzigsten Teilchen einer atomistisch zer splitterten Materie zuerkennen will. Oder auch verwickelteren, aus solchen Atomen aufgebauten Systemen. Ich sehe wieder auf mich und es kann mir wahrscheinlich Vorkommen, daß in