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Die Empfindungen aller übrigen Menschen und Wesen um uns her erraten wir stets nur auf Grund eines Analogie-Schlusses. Ins Herz seiner Empfindungen selbst sehen wir keinem anderen hinein. Immer ist ein Umweg über einen Schluß nötig. Dich pikt einer mit einer Nadel und du schreist vor Schmerz auf. Du pikst einen anderen Menschen und er schreit auch. Schluß: er wird wohl auch Schmerz empfunden haben. Aber die Empfindung selber gewahrst du niemals, es ist eben nur ein Schluß, bei dem das wichtigste Glied ergänzt wird. Wenn ich eine Sprechmaschine erfinde, die auf einen Nadelstich hin Au! schreit, so ist der Schluß in dieser Nackt heit schon bedenklich. Wenn ich fröhlichen Herzens und ver liebt bin, singe ich. Wenn der Kuckuck im Sommerwalde Kuckuck ruft, so schließe ich, daß er auch lustig und der Liebe voll ist. Aber auch meine Kuckucksuhr zu Hause ruft zwölf mal Kuckuck, wenn der Zeiger ihrer Maschine die Ziffer Zwölf berührt. Ich muß offenbar für meinen Empfindungsschluß noch anderes zu Hilfe nehmen. Ich betrachte mich also im Spiegel und schaue dann die anderen Menschen an. Und die Ähnlichkeit ist so frappant, daß ich einen engeren Beweis zu haben glaube. Ich sehe doch total anders aus als eine Kuckucksuhr, und du und der und jener Mensch ebenso. Nur wer auch wie ich annähernd wenigstens dreinschaut, der wird also wohl zwischen dem Nadelpiken und der Luftwelle „Au!" eine Empfindung haben. Aber der Kuckuck schaut ja schon keineswegs wie ein Mensch aus. Nun so brauche ich eben noch eine Hilfe. Ich habe erkannt, daß das Piken und das Au bei den anderen Menschen in einem entschiedenen Zusammenhang stehen mit einer gewissen grauen Zellmasse, die als Nerven gerank, Rückenmark und Hirn im Körper dieser Menschen steckt. Ich erkenne aber die sichersten Anzeichen dafür, daß solche kuriosen Sächelchen auch in meinem eigenen liebwerten Körper enthalten sind und daß sie hier gerade mit meiner Empfindung