Des Weibes Leib hat ja in vielen Zügen ein altertümlicheres Gepräge bewahrt als der des Mannes. Er ist konservativer sozusagen. Wenn du ein nacktes Weib mit sinnendem Philosophen blick anschaust, so hast du ein zäheres Stück Urwelt oder Urwelts erinnerung als bei dir vor Augen. Im Weibe hast du intensiver auf den ersten Blick das Säugetier vor dir. Das Weib weist, wie genaueste wissenschaftliche Messungen ergeben, in allen feinen Maßen seines Körperbaues stärkere Anklänge an das Kind auf, als der Mann, — das Kind aber wieder ist, in einem Zu sammenhang offenbar mit jenem früher besprochenen bio genetischen Grundgesetz, allemal dem Stammtypus, dem Ahnen haften, Vorhergehenden noch weit ähnlicher als das erwachsene Wesen. Du wirst aus diesen ungemein feinen und sinnigen Schriftunterschieden der Natur bei ihrem Gesamtworte Mensch natürlich nicht gewisse alberne Folgerungen ziehen, als wenn das Weib nun etwa noch kurzweg das Tier wäre und der Mann etwa schon der Herrgott, und vollends wirst du das nicht hinauslügen bis auf mannesfreundliche Theorien über eine geistige Minderwertigkeit der Frauen. Solche Schlüsse wären etwa eben so albern wie wenn du sagen wolltest, der Mensch stehe in der Linie vom Fisch zum Gott unter dem Pferde, — sintemalen die Hand des Menschen mit ihren fünf Fingern thatsächlich im Vergleich zu dem Vorderfuß des Pferdes mit seiner einen Riesenzehe einen „altertümlicheren" Zug hat, der vielmehr noch an die Eidechse erinnert, bei der die Hand entwickelung mit jener Fünfzahl einsetzte. Gerade an der Hand kannst du aber recht sehen: es kommt darauf an, was damit ge macht und inwiefern ein Ding vergeistigt wird, mag die Grund form nun an sich altertümlich oder jung ausschauen. Nur zu oft in der Natur ist gerade das Altertümlichere, Kindlichere vor dem Fortschritt wieder das Biegsamere, das Brauchbarere gewesen, während das einseitig hoch Spezialisierte abfiel. Von solchem Abfallen wollen wir ja auch beim Manne bei uns nun nicht reden. In Wahrheit sind diese Alt- und Jungunterschiede der