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die ja nichts anderes ist als das prall gefüllte Samenreservoir des Bräutigams, — und sie mit der Größe des ganzen Tieres vergleichst — und dir sagst, daß jede Samenzelle einzeln mikroskopisch klein ist, — so mag dir das Entsprechende zu jener Eierhekatombe klar werden. Ein kurioses Volk im Grunde, — wir Menschen. Beim Hering haben wir uns ganz behaglich daran gewöhnt, als sei es etwas Selbstverständliches: die Samenmasse selbst als feinsten Leckerbissen zu verspeisen. Der Ekel vor irgend einer Kost, hat Oskar Peschel einmal gut gesagt, beruht nur auf Überein kommen oder Grauen vor dem Unbekannten. Es klingt uns ziemlich grausig, wenn der Araber seinem Allah dankt, weil er ihm ein Gericht Heuschrecken bescheert hat; oder die hübschen Samoamädchen mit ihren gesunden Zähnen auf eine fette Bockkäfermade beißen, daß es nur so knackt und der Wurm sich zwischen den Lippen windet wie eine lebendig geworlene Zigarette; oder wenn die ebenfalls recht nette südamerikanische Bakairimaid ihrem Liebsten ein paar besonders wohlgenährte Läuslein ihres schwarzen Straffhaars als Leckerbissen aufhebt. Dabei schwelgen wir Kulturepikureer in sauren Schweinsnieren, obwohl wir ganz gut wissen, daß es die Harnorgane dieses appetitlichsten aller Säugetiere sind, und den thatsächlichen Gipfel aller kulturfeinsten Zungenästhetik bildet, wie unmöglich zu leugnen ist, der Schnepfendreck, dessen eigentliches Kräutlein Nießmitlust die Exkremente und klein zerhackten Bandwürmer des Darminhalts der Schnepfe sind. In dieser Linie hätte es nicht mit rechten Dingen zugehen müssen, wenn nicht auch jene tolle tierische Samenproduktion irgendwo ins Lichtfeld unserer Tafelfreuden geraten wäre. Was müssen diese kleinen Silber fische aber in dieser Sorte produzieren, wenn man bedenkt, daß ein großer ausgewachsener Mensch, an dem jeder Finger halb so lang ist wie der ganze Fisch, an einer ganz beschränkten Zahl von ein paar solchen Milchnern sich geradenwegens mit eitel Fischsamen satt essen kann.