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Heringe noch einmal vor Augen. Du stehst beim Fisch. Also hoch über dem Wurm, mit beiden Beinen in der engeren Reihe schon der Wirbeltiere. Schon sind Magen und Aster, Rückenmark und Gehirn aufs schönste vorhanden, schon ist jenes harte Brett, das Rückgrat, stützend in die Körperllänge eingefügt, schon hat die Kapsel um das Gehirn sich zum Schädel gefestigt und an diesem Schädel sich der beißende Kiefernapparat zur Schnauze geformt. Mit den Flossen sind die Gliedmaßen angedeutet und die Schwimmblase enthält gleichsam prophetisch bereits die Möglichkeit einer Lunge. Sicher: wenn du dich aufsuchst in all deinen tierischen Ahnen stufen, so warst du als Fisch dem Menschen schon unvergleich lich viel näher, als etwa die Urzelle es dem Fische gewesen ist. Dein Menschenhaus, dort noch ein einsamer Grundstein, stand hier im Rohbau schon völlig aufgezimmert. Und doch siehst du bei solchen Fischen noch die ganze alte offene Zeugungs methode in fröhlichem Gange, und du siehst im Gauge auch die üppigste Verschwendung der Geschlechtsprodukte. Sie sind längst nicht mehr angewachsen, diese Heringe unseres Bildes. Kein Wirbeltier ist es mehr. Das letzte Volk von in diesem alten, pflanzenartigen Sinne seßhaften Tieren, das deine Menschenlinie berührt, sind jene kuriosen Ascidien, die gleichsam auf der Brücke zwischen Wurm und Wirbeltier stehen, als junges Tierlein eine erste Anlage zu einem Rückgrat besitzen, später aber wie faule Kartoffeln fest hocken und sich so als stehen gebliebener Seitenzweig, als ge fallene Engel gleichsam der Menschheitsentwickelung, erweisen. Der Fisch also mag für gewöhnlich frei in seines Elementes weitesten Provinzen Hausen, wo er will. Zur Reifezeit seiner Geschlechtsprodukte erst mag er sich dann näher zu seines Gleichen gesellen, und wirklich siehst du jetzt die fidelen Hering lein aus allen Tiefen ansteigen zum heiligen Zeugungsfest. Es ist gewissermaßen der einzige große religiöse Moment ihres Lebens. Denn die Religion stellt diejenige Stimmung ja