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neu. Und so viel tausende und tausende gerade dieser köst lichen Zellen unentrinnbar dem Verderben geweiht! Nimm die andere Seite, den männlichen Samen, und die grausige Phantasmagorie wächst. Jene Maximalziffer von zwanzig Samentierchen pro Mann wirkt in Wahrheit wie ein schlechter Scherz gegenüber selbst der bescheidensten Leistungsfähigkeit eines gesunden Menschen. Laß deinen Geist noch einmal wandern. Zu jenem Bilde des lebendigen Samentröpfleins unter dem Mikroskop. In dem einen Tröpfchen zieht eine Milchstraße zuckender, wimmelnder Samenzcllchen dir vorüber. Das drängt sich und wirbelt und stößt, — was sind deine angesetzten zwanzig in diesem kleinen Hexenkessel der Homunkuli. Und nun: das Ver größerungsfeld deines Mikroskops faßt vom Tropfen, den du mit bloßem Auge deutlich als solchen siehst, blos erst einen Ausschnitt, — giebt gleichsam eine Stichprobe. Durch den ganzen großen Tropfen zittert das gleiche Leben. Dieser Tropfen aber ist selbst nur wieder ein geringer Teil der ganzen lebendigen Welle, die bei einem einzigen Geschlechtsakt einem reifen Manne entströmt. Diese Welle durchwimmeln die Samenzellen in ent sprechender Fülle, viel enger gedrängt, als die jungen Fischlein im grünen Krystall dieser wohligen Bucht, auf der die Frühlings sonne brennt. Solcher Geschlechtsakte aber ist dieser Mann einer schier endlosen Kette fähig. Ja er ist nicht bloß dazu fähig. Sondern seine innerste Natur treibt ihn, zwingt ihn dazu. Ein winzigster Bruchteil jenes einen Tröpfleins würde genügen, um die angenommene Riesenzahl von zwanzig Kindern zu er zeugen. In ihm aber hebt und hebt sich diese ganze Welle immer wieder neu. Gieb ihm nur dreißig Jahre der vollkommenen, der hochblühenden Reife meinetwegen wie dem Weibe. Aber in diesen dreißig Jahren regt sich in ihm die Kraft nicht bloß dreißigmal, sie regt sich allermindestens wöchentlich einmal darin. Das giebt zweiundfünfzig Wochen in jedem Jahr, — im ganzen also fünfzehnhundertundsechzigmal. Für ihn giebt es keine