Liebesindividuums zweifellos dicht an der Minimalgrenze, — die Distanceliebe steht also auf dem Punkte, Mischliebe zu werden. Andererseits ist der Kuß aber thatsächlich noch keine Mischliebe. Die Organe der Mischliebe sind bei ihm noch gar nicht in Thätigkeit. Die Berührung ist noch eine reine Tast- Berührung und zwar eine solche vom Kopf aus, also der am meisten auf Distanceliebe eingestellten Gegend des Gesamt menschen. Auf dieser Messerschneide können die beiden Lieben noch scharf getrennt werden, wenn auch dicht vor Thor- schluß. Und so hat sich um diesen Kußakt ein wahrer Ratten könig der allerverschiedensten Wertungen und Deutungen herum- geknäuelt. Auf diesen Schlußwert hat sich gleichsam der ganze Ver geistigungsprozeß der Distanceliebe wie mit äußerster Kraft konzentriert, — bis nahezu zum völligen Verlorengehen und Vergessenwerden seiner alten eigentlichen Rolle als Umschlag zur Mischliebe. Aus einer Introduktion der Mischliebe ist er zuerst zu einem Surrogat geworden da, wo die letzte Minimal- distance nicht mehr beseitigt werden konnte, als Grenzwert gleichsam des Kampfes und der Sehnsucht um die völlige Mischliebe. Dann ist aber aus dem Surrogat ein Symbol geworden, also schon eine rein geistige Sache: das denkende Gehirn war nicht umsonst so nahe. Und dieses Symbols hat sich jetzt gerade die ausgesprochenste Distanceliebe bemächtigt. In ihren Händen ist der Kuß zum Symbol der Liebe geworden, die ausgesucht niemals körperliche Mischliebe werden soll oder es überhaupt nicht werden kann. Die Dauerliebe, die jede spätere körperliche Neumischung von Eltern und Kindern als die wahre Sünde wider den hei ligen Geist perhorresziert, hat sich gerade des Kusses als Ausdruck der Eltern- und Kindesliebe in umfassendem Maß bemächtigt. Die „keuscheste", also vergeistigtste Unschuldsliebe per