Mit diesen drei Worten glaube ich dir eine gewisse grobe, aber praktische Terminologie an die Hand zu geben, die uns im Labyrinth des menschlichen Liebeszaubergartens unbedingt gute Dienste thun wird. Grob ist sie, ganz gewiß. Aber das schadet, hoffe ich, durchaus nichts. Du wirst mit ihr ein ganzes Stück vorwärts kommen, wenn du dir nur von Beginn an klar darüber bleibst, daß solche Trennungen an sich nur menschliche Hilfsbegriffe sind, während die wirk lichen Dinge natürlich überall im Fluß sind und tausend Übergänge zeigen. Die Übergänge liegen bei unseren drei Kraftwörtlein ja auf der Hand. Die Dauerliebe beispielsweise ist in ihrem äußersten, aller ersten Akt, der Erzeugung des Kindes, identisch mit der echten Mischliebe. Die ganze weitere Vaterliebe innerhalb der Dauer- liebe, ist, wie wir gesehen haben, im engeren Sinne wieder eine Art der Distanceliebe. Die ganze echte Mischliebe mit ihrem siphonophorischen Akt der Körperverwachsung im Zeugungs moment wäre im allgemeinen bei uns frei beweglichen und sonst so völlig körperlich getrennten Wesen fast ein Ding der Unmöglichkeit, wenn die Möglichkeit der Liebeserregungen per Distance, durch den Anblick (also durch Lichtwellen), durch die gedankenvermittelnde Sprache (Schallwellen) und so weiter und weiter nicht bestände; die Distanceliebe ist eben für uns Men schen einfach die so gut wie unumgänglich nötige Voraus setzung der Mischliebe. Zwischen Mischliebe und Distanceliebe existieren aber auch noch unmittelbare Übergänge. Ihr Haupt spielplatz sind alle die Vorgänge, die nicht die eigentlichen Distancesinne, Ohr, Auge, Nase, und die Distancegedankenwelt des Gehirns betreffen, sondern den Haut-Tastsinn. Eine der merkwürdigsten Übergangsformen ist hier zum Beispiel der Kuß. In seinem ursprünglichsten Wesen gehört er offenbar dicht an die Schwelle der Mischliebe. Im Moment der körper lichen Kußberührung ist die Distance zwischen den Personen des