Erinnere dich auf einen Moment an das, was wir ehe mals über Unsterblichkeit geredet haben. Das Kind ist die sichtbarste Stelle, wo das Liebes-Indivi duum die Möglichkeit einer Unsterblichkeit zeigt. Mag das Liebes-Individuum sich seelisch und körperlich noch so fest be gründen. Mögen die Distancehandlungen den ganzen Rest des Lebens bei beiden Partnern erfüllen. Mag die körperliche Mischung, die ja an sich immer nur einen Moment dauert, sich in einer Kette von immer neuen Momenten wenigstens so lange fortsetzen, wie durch gewisse Altersgrenzen gewährt ist. Eines Tages läutet beiden Partnern dennoch unabänderlich das Sterbeglöckchen. Darüber hinaus existieren für den äußeren Anblick nur mehr bestimmte, nachgelassene Wirkungen, die nach einem großen Erhaltungsgesetz allerdings unabänderlich weiter rollen. Ich lasse hier ununtersucht, in wiefern du dir auch den Ring dieser weiter und weiter strahlenden Wirkungen immer noch philosophisch als weiterbestehende Individualität definieren könntest. Sicher jedenfalls, ja eine der sichersten Weltthatsachen überhaupt ist: daß eine der großartigsten und handgreiflichsten Wirkungen über den Tod hinaus das Kind ist. Im Kinde steckt die anschaulichste Zukunftswirkung, ja in der Kette der Kinder und Kindeskinder die sichtbarste Unsterb- lichkeitsthat des Liebes-Individuums. Das Kind und alles, was mit ihm im Liebes-Individuum an besonderen Handlungen über den erzeugenden Mischakt noch hinaus zusammenhängt: Elternliebe, Kiudespflege und so weiter bis in das große hier anspinnende soziale Netz hinein, — es könnte also mit einem scharfen zeitlichen Wort als Gegenstand einer „Dauerliebe" bezeichnet werden, im Gegensatz zu der Mischliebe und Distanceliebe der Eltern untereinander.