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fache ins Gedächtnis rufst: daß mindestens jede Zelle auch eine seelische Individualität wirklich ist. Das klingt ja dem ungeübten Ohr immer wieder seltsam genug: jedes mikroskopisch kleine Zellchen da in deiner Haut, deinem Darm, deiner Leber oder Niere soll ein Seelchen für sich in sich tragen so gut wie es ein körperliches Einzel-Zellchen in dem großen Zellverbande deines Leibes darstellt! Und doch ist die Sache sehr wenig wunderbar, wenn du höchst simple, alltägliche Thatsachen ins Auge faßt. Da leben in Bazillen, Amöben, Moneren, Radiolarien und so weiter und weiter allerorten auf Erden dir lebende Wesen mit allen Zeichen selbständigen Lebens, die überhaupt nie etwas anderes darstellen als eine einzige derartige Zelle. Sie sind leiblich und seelisch vollkommenes Individuum wie du — und bilden doch nur eine Zelle, eines jener Körperchen, deren Milliarden deinen Leib aufbauen. Aus solchen Ein- Zellern hat geschichtlich sich erst der wunderbare Zellen-Staat deines Leibes entwickelt, — allmählich, erst als roher Zell klumpen, dann, indem die Zellen dieses Klumpens eine feinere Arbeitsgenossenschaft mit Arbeitsteilung bildeten, sich in Organe sonderten, wie eine soziale Roh-Masse sich in Zünfte zerteilt, von denen diese die Stiefel macht, diese die Röcke und jene die Theaterstücke. Sollten die Einzel-Zellen dieses raffinierten Staates, den du als „Leib" besitzst, in dir selbst keine Zell- Seele mehr besitzen, so müßten sie sie mindestens nachträglich noch wieder verloren haben! Aber haben sie das wirklich? Überlege dir nur eine einzige Thatsache, die aber so ein dringlich spricht, daß eigentlich jeder Widerspruch augenblicklich verstummen muß. Denke dir, hier stände ein Mikroskop und durch dieses Mikroskop schautest du in das tiefste Wunder, das dein eigener Leib dir gewähren kann. Ein Tröpflein deines eigenen Samens soll in frischem warmem Zustande im Licht felde des Mikroskops liegen. Das ist nun ein Teilchen, ein Tröpflein deines eigensten