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Und im Traum hat wohl jeder schon mitgemacht, daß er einer langen, komplizierten Handlung folgt, die im Wachen viele Stunden, ja Tage in Anspruch nähme — wenn du aber hinter her auf die Uhr siehst, so bist du kaum so lange eingenickt gewesen, als eine Uhr zwölf schlägt. Auf diesen letzteren Sach verhalt führt sich (nebenbei gesagt) wohl auch jene oft beob achtete Traumthatsache zurück: wir träumen eine lange Hand lung, die auf einen Donnerschlag oder Schuß abzielt, vielleicht das Aufsteigen eines Gewitters oder Vorbereitungen zu einer Pulverexplosion oder ähnliches — endlich kommt auch der Schlag ... in diesem Moment aber erwachen wir und hören wirklich einen lauten Ton, etwa den Schlag des weckenden Hausknechts gegen unsere Zimmerthür. Man fragt sich, wie das möglich war. Haben wir prophetisch geträumt? In Wahr heit hat sich die ganze Traumerfindung einfach innerhalb des winzigen Zeitbruchteils erst angesponnen und bewegt, die der Klopflaut selber umfaßt; im Wachen empfinden wir ihn als eine einzige momentane Schallempfindung; der Traum aber hat mit seinem schnelleren Zeitmaßstab eine lange Folgekette von Ereignissen zwischen seinen Anfang und sein Ende hinein gedichtet. Solche Verschiebungen ließen sich nun leicht auch umgekehrt nicht bloß ins Kleine, sondern auch ins Große hineindenken. Stelle dir einen Zeit-Maßstab vor, bei dem ein Jahr etwa das Wesen einer Sekunde annähme. Alle seine Vorgänge drängten sich einem Auge, das so empfände, in einen einzigen Moment, in einen „Augenblick" einheitlich zusammen. Was aber von Jahren gelten mag, ließe sich schließlich auch ganz genau so gut von Jahrhunderten, Jahrtausenden, ja von Jahr millionen ausdenken. Ta sähe ein Auge in ein einziges Mo mentbild verschmolzen unermeßliche Entwickelungsketten, von Nebelflecken bis zu Planeten mit Menschenkunst und Menschen liebe. Hast du aber wohl einmal daran gedacht, daß du mit deinen Menschenaugen in gewissem Sinne wirklich so siehst?