ihren Weißen Kehlchen hier in ihrem Liebestümpel rudern ihn dir vor, — sie singen ihn dir vor. Wohl sitzen sie noch in der Pfütze bei ihrem Zeugungsfest. Aber sie sind auf dem Lande schon so gut zu Haus wie im Wasser. Beidlebige nennt sie der Naturforscher, Amphibien. In ihrer Jugend, als Kaulquäppleiu, schwimmen sie zwar noch gleich echten Fischen kiemenatmend im Storchteich, wie nach ur alter lieber Tradition, von der ihr Geschlecht sich noch nicht ganz losreißen kann. Aber auch du als Mensch hast ja noch Kiemenspalten im Mutterleibe. Dieser Tümpel mit seiner sonnenwarmen Flut ist gleichsam der Kaulquäppchen gemein samer Mutterleib. Eines Tages wird aber die Kröte reiner Luftatmer wie du, sie verliert ganz ihre Kiemen und verdaut die Luft ausschließlich mit demselben Darmsack, den du auch hast — mit der Lunge. Und damit ist sie Bürger einer anderen Welt — nicht mehr der Fisch-Welt, sondern deiner Welt. Ihre vier Haifisch- und Molchfisch-Flossen sind echte Beine geworden. Zwei Vorderbeine, zwei Hinterbeine. Wie einst dort der Rücken im ganzen, so hat jetzt auch jedes dieser Glieder sein „Brett" bekommen, das es innerlich stützt — sogar ein überaus verwickeltes, in Gelenken kunstvoll bewegliches Knochen- Brett. Und unten an jedem Gliede sitzt bei der Kröte schon die eigentliche Krone des ganzen Land-Bewegungsapparats: die Pfote, der Fuß. Schon siehst du da am Hinterfuß die be rühmte Fünfzahl der Zehen. Hier, bei diesem Krötenfuß, be ginnt ein weites, strahlendes Kapitel deiner eigenen Kultur geschichte. An seinen fünf Fingern und fünf Zehen hat der Mensch in der Kindheit seiner Kultur zählen gelernt. Von hier ging die Grundlage seines Rechnens aus, noch heute im Dezimalsystem verewigt. Mit diesem Rechnen aber erschloß sich ihm die höchste aller Offenbarungen: die Gesetzmäßigkeit der Welt. Kein Gott im flammenden Dornbusch hat dem Menschen einen höheren Weg gewiesen als diese Zehnzahl seiner Finger. Aber es war auch dieser gleiche fünfzehige Amphibienfuß,