84 über die Stimmung der Barrikadenkämpfer: Energie und Todesverachtung, Massenbegeisterung! Das Ker; klopfte Senke! vor Begeisterung und in seiner Gemütsbewegung — er war Neurastheniker — traten ihm Tränen in die Augen. Es war doch etwas Herrliches uni diese freiheitliche Volksbewegung. Ja, er fühlte sich eins mit diesen Massen und hätte in diesem Augenblick unbedenklich sein Lieben für die sozialdemokratischen Ideen opfern können. Auf allen vier Seiten hatte der Saal Ausgangstüren, so daß er sich verhältnismäßig rasch entleerte. Draußen sangen die Arbeiter ihren Sozialistenmarsch weiter, aber im Saal vernahm man ihn schwächer und schwächer. Mitten im leeren Saal stand der Braumeister der Brauerei, der das Lokal indirekt gehörte. Lin Hüne von Mann, Wie er den letzten Scharen der aus den Türen verschwindenden Versammlungsbesucher nachsah, lächelte sein rotes feistes Ge sicht verächtlich, als wenn er sagen wollte: „Ihr imponiert mir doch nicht!" Aber das war eine Lüge. Die mächtige Versammlung und der Masscngesang hatten ihm doch impo niert. Lr wollte es sich nur nicht gestehen. Und daran tat er Unrecht. In jeder spontanen Massenkundgebung liegt etwas Grandioses, Majestätisches. Majestät können sich irren. Aber auch im Irrtum bleiben Majestät königlich. Außer dem Braumeister war auch Henkel im Saale stehen geblieben — in Gedanken versunken. „Hören Sie denn nicht?" rief ihm jemand zu. Ls war Brömel, „verschiedene Genossen kommen noch im Tafä zu sammen. Ich geleite Sie hin. Man muß aber vorsichtig sein, sonst laufen zu viele mit Md dann ist man nicht mehr unter sich. Das wird dann ungemütlich." Als sie aus dem Saale traten, stand dort, auf sie wartend, der Schriftsetzer Sink. Brömel ärgerte sich: „Dem Kerl wollte ich gerade aus dem Wege gehen. Lr hängt sich immer wie eine Rlette an einen."