Erstes Kapitel. Es gehört nicht zu den Annehmlichkeiten dieses Lebens, Lei kaltem Regenwetter in der Berliner Friedrichstraße zwischen Lein Bahnhof und Unter den Linden zu gehen. Zu dem ohnehin lästigen Gedränge der hier zu engen Straße kommt dann noch der Kampf der beleibten Regenschirme in den Lüften und das Schmutzspritzen vom Fahrweg. Dieser hat sich in einen dick flüssigen Zauchesee verwandelt, und jeder Huftritt der vorbei trabenden Wagenpferde sendet fächerförmige Zauchefontänen -geradenwegs in die Gesichter der Straßengänger. Man durfte sich daher nicht wundern, daß der sozialdemo kratische Reichstagsabgeordnete Rosenhagen ein ziemlich ver drießliches Gesicht machte, als er eiligen Schrittes unter den Bedrängnissen der geschilderten Art an einem Märzabende des Zahres M - - seinen weg zum Bahnhofe Friedrichstraße nahm. Er beabsichtigte, mit dem halb zehn Uhr abgehenden Berlin—Kölner Rachtschnellzuge nach Dortmund zurückzukehren, und da hieß es eilen, wenn er sich einen guten Platz sichern wollte. Der Zeiger der von weitem sichtbaren Bahnhofsuhr stand bereits auf fünf Minuten nach neun, plötzlich blieb Rosenhagen stehen und blickte kopfschüttelnd einer hübschen jungen Frau nach, die sich trotz des häßlichen Wetters vergnügt von dein Gedränge forttreiben ließ. War es möglich? Rosenhagen eilte der Dame nach und lüftete den Hut. „Nanu? Sehe ich recht, Genossin Kuhlemann? Das hätte ich mir nicht ahnen lassen, ein Dortmunder Gesicht hier in Berlin auf der Friedrichstraße zu finden." „Guten Tag, Herr Rosenhagen."