38 ist ein guter Kerl und mein Jugendfreund. Wenn inan sich so lange kennt, trennt man sich nicht mehr wegen politischer Meinungsverschiedenheiten." Nun begann Henkel von Lassens Vergangenheit zu er zählen. Lr tat es mit Behagen und karikierender Schaden freude, etwa in dem Tone, wie man Simplicissimuswitze zum Besten gibt. Line ulkige Familie, diese Lassens. Line seiner Schwestern hatte zum Theater gehen wollen. Ihr Vater, ein begüterter Gewürzkrämer in einem kleinen ostpreußischen Neste, wurde fast ohnmächtig, als er zum ersten Male davon hörte. Lr starb aber bald, und die schwache Mutter ließ ihrer Tochter den Willen. Diese ging nun nach Wien, nahm bei Tharlotte Wolter Unterricht, die Stunde zu 20 Mark, schaffte sich Toiletten für die Bühne im Werte von 20 000 Mark an — beiläufig, soviel betrug ihr zukünftiges Lrbteil — und erhielt schließlich auch Anstellung an einer kleinen deutschen Nesi- denzbühne." „Hatte sie Talent?" „O ja. Sie war zwar kurzsichtig, was eigentlich die schauspielerische Tätigkeit ausschließt. Aber sie überwand diese Klippe, um an einer anderen zu scheitern, an der wohl noch nie ein Künstler gescheitert ist." „Sie machen mich neugierig." „Sie mußte ihre Bühnenlaufbahn aufgeben, weil sie öfters auf offener Bühne einen krankhaften Lachreiz bekam. Ihre Kollegen kannten ihre Schwäche und waren so boshaft, jedes mal, wenn sie in ihre Nähe kamen, unbemerkt vom Publikum faule Witze zu machen. Dann fing sie an zu lachen." Anna lachte und Henkel stimmte in das Lachen niit ein. „Die presse rügte ihr Verhalten als Disziplinlosigkeit und Ungezogenheit. Sie gab sich die größte Mühe, nicht zu lachen, aber gerade dadurch wurde der Lachreiz unwider stehlich. Die Katastrophe trat ein, als sie einmal im Hamlet die Ophelia zu spielen hatte. Gegen Lnde des Stückes wird ihre