Sofia Schikowska schien nicht alles zu verstehen. Sie wechselte blitzschnell mit Heimann zur Orientierung ein paar polnische Worte, dann rief sie erregt: „Ob Taktik ist zahm, ob Taktik wild, nicht hängt ab von uns. Immer Feind bestimmt Taktik." Dr. Lassen schnitt eine Grimasse. Alle bis auf die Schikowska lachten. „Ereifere dich nicht, Sofiechen," rief Henkel, „sonst kriegst du Runzeln." Aber Sofia Schikowska war in Zorn geraten und redete hastig in polnischer Sprache auf Heimann ein, der zu ihren galoppierenden Worten zustimmend nickte. Inzwischen trug der Rellner gebackene Seefische mit Ma- sonnaise auf. „wo wohnen ihre Freunde, in Dresden oder in Berlin?" fragte während des Servierens Anna halblaut den Redakteur. Henkel legte seine Hand scheinbar unabsichtlich tastend auf den Oberschenkel seiner Tischnachbarin und antwortete: „Fanny, ich, Heimann und Sofia bewohnten in Dresden gemeinsam ein Zimmer, weil ich doch nun nach Dortmund übersiedele, sind die drei nach Berlin gekommen und wollen hier bleiben. Da fällt mir übrigens etwas ein." Seine Stimme hebend, wandte sich Henkel an Heimann: „Sag' mal, Simon, warst du denn heute bei Singer und auf dem vorwärts?" „Jawohl, das war ich." „Na, erzähle. Das interessiert mich." „Singer empfing mich in seinem Privatkontor." „Der wohnt wohl prächtig wie ein Fürst?" fragte Tlara Lassen mit vollem Munde. „Nein, das Zimmerchen war ganz einfach eingerichtet. Er sagte, ich überschätzte seinen Einfluß, wenn ich verlange, er solle mir einen Redakteurposten verschaffen. Er könne den Parteigenossen nur Ratschläge erteilen, aber keine Anweisungen. Dann machte er mich aufmerksam, daß für die Vorträge in