216 Engel entfernte sich, um am Büfett Zigarren zu kaufen. Der Martener Delegierte Bloß aber rief: „Laß dich nicht abschrecken, Kurt. Du wirst deine Sache auch ohne Kumpel machen." Die Bergarbeiter lachten und Henkel trat zu ihnen, um mit ihnen etwas zu plaudern. Most führte das große Wort. Er war ein 28 Jahre alter Mann mit gesundem, wetterrotem Gesicht, vor drei Jahren hatten ihn die Grubenverwaltungen wegen seiner Werbungen für den Bergarbeiterverband auf die schwarze Liste gesetzt. Wohl oder übel niußte Most damals einen anderen Beruf ergreifen. Er eröffnete eine Vorkost handlung, die seine Frau führte. Er selbst kutschierte mit eineni Einspänner von früh bis spät durch die Bergarbeiter- dörfcr und verkaufte Kartoffeln. Er war imn natürlich auch Vertrauensmann des Bergarbeitervcrbandes. Die Unterhaltung ging etwas stolperig, weil die Bergarbeiter »reist platt sprechen, was Henkel nicht fertig brachte. <Hum Glücke kam ihm Redakteur Hotte zur Hilfe. Der oerstand's, die Leute zu nehmen. Er sprach platt, duzte alle, kannte alle bei Vornamen und redete über die schwierigsten Gegenstände mit spielender Leichtigkeit. Ms Henkel eine Weile Hotte zugehört hatte, dämmerte ihm die Erkenntnis, daß die mühselige Lntwickelungsgeschichte der Menschheit, die Völkerwanderung und schließlich die Neichs- gründung mrr einen Zweck gehabt hatten: die Hervorbringung des Bergarbeiterverbandes. Und in der Mitte dieses Berg arbeiterverbandes sonnte sich Hotte. Der Sockel, auf dem Hotte stand, war der Bergarbeiterverband. Der Sockel, auf dem der Bergarbsiterverband stand, war das Deittsche Reich und diesem diente als Fundament die Erde. Um die Erde aber kreisten Sonne, Mond und Sterne und sangen: „GH Hotte, Heil dir, Heil!" Henkel wurde am Rocke gezupft. Er drehte sich um. Beckmann winkte ihm, beiseite zu kommen, während er der Aufforderung folgte, wurde ihm plötzlich die Verschiedenheit seines Wesens von der Art Hottes klar. Er — Henkel —