1i)0 „Du bist doch der größte Stänkerer in der Partei, Auer! Machst Mt uns, was du willst. Erzählst uns nur,-was d u denkst. Ans aber läßt du nicht richtig zu Wort kommen. GH, du geriebenes Luder du!" Diese Ansprache war vom Sprecher als Schmeichelei ge dacht. Auer sah patzig und dessen lachende Freunde gutmütig und schweigsam an, bis er mit Rosenhagen wieder ins Ge spräch kam. Endlich glückte es Henkel, patzig zum Lesen der Zeitungs notiz zu bewegen. Sein Gesicht veränderte sich nicht. Seit Jahren war patzig wohl darauf gefaßt, daß seine Zuchthaus vergangenheit bekannt werden würde. Deshalb erschrak er nicht. Eine derartige Rrandmarkung hatte er allerdings nicht vorausgesehen. Er erhob sich und hängte die Zeitung eigen händig an ihren Wandplatz. Zu Henkel gewandt, sprach er dann so, daß der Sinn seiner Worte seinen Nachbarn un klar blieb: „wahr ist es, aber ich war damals sung. Gelegentlich sollen Sie hören, was ich tat. Es ist harmloser, als Sie viel leicht denken." Da es bereits halb neun war, erhoben sich Hempel, Hicker- mann und die anderen Dortmunder Genossen. Sie wollten in der wichtigen, auf 9 Uhr angesetzten und durch Inserat angekündigten parteiversammlung rechtzeitig auf dem Posten sein. Henkel war einer der letzten, die nach Verabschiedung von Auer aus dem Hotel traten. Auer rief ihn nochmals zurück, und unter vier Augen ermahnte er ihn, dafür zu sorgen, daß der Spuk mit Dr. Rleinwiese bald ein Ende nähme. Henkel fühlte sich durch diese Vertraulichkeit geehrt und versprach, zu tun, was in seinen Kräften lag. Ehe er ging, mußte er noch etwas sagen, was er auf dem Herzen hatte. „Ich habe mich gewundert, daß Sie ganz ruhig blieben, als Sie der Genosse vorher Stänkerer und weiß Gott, was noch alles, nannte."