152 beobachtet habe, der Mensch vermöge es nicht einmal, einem gerade in die Augen zu sehen, warum Henkel mit so einem intim geworden sei. Der wäre doch einfacher Schriftsetzer und stände gesellschaftlich tief unter Henkel, vor Schriftsetzern möge sich Henkel überhaupt in acht nehmen, die seien samt und sonders falsch. Henkel möge nicht lachen und ihm lieber einen Schriftsetzer nennen, auf den diese Charakterisierung nicht zutreffe. Lr führe diese schlechten Charaktereigenschaften der Schriftsetzer auf Bleivergiftung zurück. Hä, hä, hä! Cr hätte beim Parteivorstand Protest gegen diese Bespitze lung einlegen können. Cr hätte sich aber gesagt, daß er ein reines Gewissen habe, und ihm die schwarze Liste deshalb nicht schaden werde. Außerdem: derartige Leute wirtschaften schnell ab. Cr stehe jetzt zehn Jahre in der sozialdemokratischer! Bewegung, was er da alles für Leute habe auftauchen sehen und dann wieder spurlos verschwinden. Die kürzesten und rühmlosesten Gastrollen in der Partei gäben gewöhnlich die, die sich scheinbar als die uneigennützigsten und fanatischsten Idealisten gebärdeten. An der Türe pochte es schwerfällig. Herein trat Krause, der Vorsitzende des Schuhmachergehilfenverbandes, ein junger kleiner Mensch mit mißfarbigem Gesicht. Cr war ganz außer Atem, hatte keinen Kragen um und sah sehr schmutzig aus; denn er hatte seine kärgliche Mittagspause ausgenützt, um direkt aus der Arbeit hierher zu laufen. Eile war nötig, denn er brauchte für morgen abend einen Redner, dessen Raine dann gleich ins Inserat gestellt werden sollte. Rosenhagen lehnte freundlich lächelnd ab, da er, wie er sagte, gerade morgen eine Arbeit zum Reichstage anzufertigen habe. In Wahrheit paßte es Rosenhagen nicht, vor den paar Schuhmachergehilfen zu reden, zumal er wegen der Ar mut der Zuhörer anstandshalber womöglich noch auf das Referentenhonorar von vier oder fünf Mark verzichten mußte, „vielleicht hat mein Kollege Henkel Zeit?" meinte er. Krause wendete sich nun an Henkel. Dieser war etwas