116 daß Annas Abneigung gegen das Gebären nur eine süngfer- liehe Ziererei gewesen war. Nuri geriet Hans in eine un angenehme Lage. Lr hatte Mitleid mit der unbefriedigten Muttsrschafts- sehnsucht seines Weibes. Was sollte er aber tun? Sollte er ihr einen Geliebten zuführen? Sein ganzes Innere bäumte sich dagegen auf. Schließlich war er auf dem Standpunkte angelangt, sich mit dem Gedanken auszusöhnen, daß seine Frau eines Tages einen Liebhaber besitzen würde. Er hatte dabei in der letzten Zeit an Henkel gedacht. Der wäre ihm noch am wenigsten widerwärtig gewesen. Er hätte gern zu den Liebeleien zwischen diesem und seiner Frau ein Auge zu gedrückt. Aber eine stillschweigende Bedingung stellte er für ' seine Nachsicht. Sie müßten sein Ehrgefühl schonen. Sie dürften ihn nichts merken lassen. Andernfalls sah er vor aus, daß sich etwas Schreckliches ereignen würde. Wieder fuhr Hans aus seinem Brüten auf. Rain nicht jemand die knarrende Treppe hinauf? Er sah nach dev Uhr. Es war in wenigen Minuten vier Uhr. Jetzt tastete jemand vorsichtig an der Türe mit dem Schlüssel. Die Türe wurde leise aufgeschlossen. Anna eilte hastig auf Fußspitzen ins Zimmer. Sie zeigte sich sehr erschreckt und bekümmert über den Asthmaanfall. Sic streichelte liebkosend das dichte, buschige Haar ihres Mannes und ihm tat diese Liebkosung unendlich wohl. Nun erzählte sie, daß sie bei Rosenhagens solange genäht habe. Er ahnte, daß sie die Unwahrheit sprach, aber er war ihr von Herzen dankbar, daß sie ihn nicht durch das Geständnis eines Fehltrittes demütigte. Als Henkel etwa zehn Minuten unten auf der Straße gewartet hatte, sah er, daß die Lampe oben verlöschte. Rühle manns hatten sich zur Ruhe begeben. Der Redakteur wandelte langsam, um nicht gesehen zu werden, die Straße zurück, und begab sich dann nach der Redaktion, die zur ebenen Erde in einem alleinstehenden Hause