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Da »orde plötzlich, ohne daß man draußen einen Laut vernommen hatte, die Tür aufgerifi«, und die alte Frau stand auf der Schwelle. Mit ihren dunkeln, stechenden Augen sah fie fich forschend um, dann schritt sie rasch auf deu Ofen zu und fühlte piüfend die Kacheln an. „Wa«, tingehetzt?" keifte sie, „und Kuchen auf dem Tische und wie stark der Kaffee riecht! Da« geht hier ja nett zu, wenn man einmal nicht a»f. paßt. Ihr Verschwender. Ihr . . . I" Erno, blaß und angsterfüllt, saß stumm da, aber in Lore« Luge» war ein gefährliche» Funkelu gekommen. „Den Kuchen habe ich gekauft von meinem Taschengeld, und eingeheizt habe ich auch, e« waren nur zehn Grad hier und ich hatte keine Lust mehr, zu frieren!" „So, und wer bezahlt da« Holz und wer gibt Dir Essea, Kleidung und Unterhalt, Du Undank bare? Bettelpack Ihr!' kreischte die alt» Frau. „Aber Ihr denkt wohl, daß ich schon am Sterben bin, daß Ihr hier schon Herren seit? Keinen Pfennig sollt Ihr haben, keinen Psenoigl" Sie ballte die Hände und eilte wieder hinan«. Die beiden Zurückbleibeudeo sahen sich ratlo» uns erschreckt an. Erna blaß und verzagt, Lor» rot und erregt. „Siehst Du, da« kommt davon," begann Erna weinend, „hättest Du. . . ." „O Du, Du," stieß Lore wild heraus, „ich lauf davon, ich halt'« nicht mehr au«, da« ist zu viel!" — Ein dumpfe« Dröhnen über ihnen unterbrach sie. „WaS ist daS?" Schreckensbleich horchten sie alle beide. „Die Tante I" flüsterte Erna angstvoll. „Nun, fie wird in ihrer Wut irgend etwas hingeworfen haben," meinte Lore. „Geh und sieh nach, auf mich fährt fie ja doch nur wieder los," und zögernd verließ Erna da« Zimmer. Lore blieb allein. „WaS wird sie habe», sie wird einen Stuhl umgeworfen haben und nun läßt sie ihre Wut an Erna auS, die hält besser still, als ich. O könnt' ich fort, könnt' ich doch fort." Sie ballte von neuem die Hände. Da hörte sie droben einen schrillen Schrei. „Lore, Lor«!" klang r« gellend. Oh», vefi»»«» stürmte sie hinan«, die Treppe hinaus und i» da« Schlafzimmer der Tante. Ruf dem Teppich vor dem große» eiserne» Geldschrank auSgestreckt lag die alte Fra». DaS Gesicht seltsam v»rzerrt, in der rechten Hand, krampf haft umschlösse», ein große» Kouvert und neben ihr kniete Erna mit gerungene» Hände». Ueber Lore kam ei»e seltsame Rahe. Sie riß ein paar Kissen und Decken au« de« Bett und schob sie der Kranken »nter. „Ein Schlaganfall," murmelte sie dabei, „wir wollen fie lieber nicht viel rühren. Geh," wandte fie fich dann an die Schwester, „und schicke die alte Fra» Brand nach dem Doktor. Aber schuell muß sie geh«», schnell muß er kommen!' Erna eilte davon, al« sie zurückkam hatte Lore die Kranke so mit Kissen gestützt, daß sie halb auf gerichtet saß, und legte ihr kühlend« Umschläge auf di« dunkel gerötete Stirn. „E« geht schon bester," sagte sie dabei, stehst Du, «» ist gar nicht so schlimm." Wollte sie sich selbst, die zitternd« Schwester oder die stöhnende Kranke beruhige»? Die alte Frau richtete sich plötzlich mit wilder Energie auf, gebieterisch zeigte fie »ach diw ihrrr Hand entfallenen Papier. Erna rrichte e« ihr hi». Die Kranke faltete e« «»«einander, mit zitterndem Finger zeigte sie auf den mit großer, deutlicher Schrift bedeckter, Bogen. .Wat steht da?" fragte sie. Erna beugte sich vor, doch die Buchstabe» tauztcn vor ihren Auge», Lore aber la« mit klar« Stimme: „Mein HauS, all mein« Sachen und mein vermögen von hunderttausend Mark vermache ich meinen einzige» Anverwandten, meinen beiden Nichten." — Die Stimme der Vortragenden zitterte unwillkürlich ein wenig und die Kranke unter brach sie mit einem schrillen Aufschrei. „Rein, nein!" rief fie und ihre Augen funkelten haßerfüllt. Gebieterisch streckte fie die hagere, gekrümmte Rechte auS und Lore legte willenlos daS Papier hinein. Die alte Frau lehnte sich schwindelnd in die Kissen zurück, ihr Gefickt verzerrte sich schon wieder. „Eine Feder," keuchte sie, „eine Feder!" Er», „d Lor« sahen sich »»willkürlich ,». „Ei, will »n« ruterb«»!" St« dacht«» «« oll« brtd«. Erna begann zu w«ine», Lor« aber warf trotzig dr» Kopf in de» Nacken und trat ,» d«» lisch, aus dem et» Schreibzeug stand. Sie »ah« die Fed«r, taucht« fie io die Tinte und brachte fie der Ta»le. Di« griff hastig danach, doch die Finger versagte« ihr den Dienst, röchelnd sank ihr der Kopf tief auf die Brust. Erna stieß eine» Angst schrei a»«. „Tante, lieb« Taute," rief fie, „ach stirb nicht, stirb nicht, bleib bet u»«I" Lore bemühte fich, die Z»sa««eogesu>krnr wieder aufzurichte», da hörte «au unten die Haustürglocke auschlagen. „Der Arzt!" ri«fe» di« beide» Mädchen wir au« einem Munde. Luch di« Kranke vernäh« e«, mit «i««r letzte» A»streog»ug raffte fie fich zusammen. Ihre zittern- dr» Händ« z«rk»itterten da« Papier. Wollte fi« e« zerreißen ? Wa« fie a»ch wollte, fie konnte e« nicht w«hr. — Die Tür öffnete sich »nd d»r alte Doktor trat ein, leise ging er durch do« Zimmer und beugt« fich über di« jetzt reguugülo« Daliegeude. Nur einen Augenblick, daun strich er ihr über da« Gesicht und richtete sich wieder auf. „E« ist alle« vorbei, sie ist tot," sagt« er. Lu« den Händen der Toteu, die ,« nun willig loSließeu, nahm er da« Papier. „Meinen beiden lieben Richten, Erna und Leonore," la« er und er reichte e« de» Erbinnen hi». Die »och ganz er- starrten Mädchen blickten staunend darauf. Weinend sanken sie dann nieder und küßten jede eine der kalten Hände, dir ihnen zuletzt doch noch Segen und Glück gespendet hatte», und auf dem sonst so strenge» Antlitz der Toten lag ein freundliche« Lächeln. Fahrzeiten der Hm«tv«sli»ie Gersdarf—Ka-enfiein-Or. Ab Gersdorf: (Ortsgrenze Lugau) Vorm. 6.00 Vorm. 11.30 Nachm. 6.15 Ab Hohenstein-Vr (Bahnhof) Vorm. 7.50 Nachm. 1.20 Nachm. 8.1b st Dies nach Für N W Die Erbinnen. Novrllette von L. Breit. (Echluß.) (Nachdruck »erboten.) „Wir gewiß nicht!" Erna bog den Kops mit den früh gealterten, milden Zügen ängstlich lauschend vor. „Wünsch ihr nnr nicht, daß fie bald stirbt, denn dann sitzen wir auf der Straße. Ich bin überhaupt nicht für wa« andere«, ich sind«, daS Re»e war für un« immer uur da« Schlechter«. Weißt Du uoch, wie Mama lebte und e« un« so elend ging? Wie beneideten wir andere Kinder, wie sehnten wir un« fort au« der enge» Wohnung, au« der kteiue» Stadt und dann, dann kamen wir hierh«r zur Tante. Lch Gott, Lore, wie haben wir geweint in den «lsteo Jahren und hier in dem großen Hause zwischen all den vielen Sachen unS nach der engen Stube und der armen Mutter ge bangt! Wie schalt und stieß die Tante mit uns herum, nicht« machten wir ihr recht, uie arbeiteleo wir genug! Wir dachten, eS würde bester, wenn wir erst erwachsen seien, aber ach nein, nur schlimmer wurde eS und trostloser. Wa« hab' ich davon, daß ich wein Examen gemacht habe, Lehrerin bin? Meine Vorsteherin ist Tante« Freundin, daS sagt all««, hier wie dort werde ich geduckt, kommandiert, zur Arbeit getrieben wie ein Lasttier! Aber ich möcht'S nicht ander«, non nicht mehr, denn ich weiß, ander« wird e« schlimmer." „Warum nicht gar! Und ewig kann sie doch auch nicht lebe», wenn sie gewiß auch noch zwanzig Jahre lebt und wir eS ihr gönnen, mal muß sie doch sterb«» und mttnehmen kann sie ihre Sachen doch auch nicht." „Aber wir kriegen fie nicht, paß auf! Wir sterben noch vor ihr, denn un« geht'« niemals gut, wir kommen nie zu etwa-!" Lore lachte. „Weil wir den Augenblick nicht zu nützen verstehen. Also komm, laß uns unsern Kaffee triuken, sieh nur, ich Hobe Kuchen gekauft." Die beiden nahmen am Tische Platz. Draußen sank die Dämmerung herab, der Kaffee war stark und duftete angeveh«, eiu »»gewohntes Behagen durchström!« daS Zimmer. KM. HkIIlMlM KAM!' Oberlungwitz. Sonntag, den 24. Juni 1S06 U himmst. ÄWt-, Hern-, HerM-11. UMideiiS vom deutschen Meistersinger-Sextett. Die Mitglieder sind ohne Ausnahme erste Solisten der deutschen Oper. Programm später. Künstlerisches Arrangement. Billets im Borverkauf im Konzertlokal 4V Pfg., an der Kasse 5« Pfg. Ergebenst laden ein Linus Uhlig. A. Molch. Probaiumoen» gnitl» » front». Kvprdition der Geflügel-KörM (R. Frasst) Leipzig. -am»», «i» Mch« X» o-flq-zk, »krAUr- 0. s»»u A»»dni und AanwHw. Neben diesen anregenden Fachartikeln bringt bte „Hcssügel - Nörfe" zahlreich« „Steine Mitteikungen" über bemerken» werk« Vorgänge in den einschlagenden Ge» bielen, aus dem Vereinsloden. Au»» stellunyrbericht« osrv^ erteilt in einem ..AriesKsstev" zuverlässige Auskunft über alle Fragen der Züchtung und pflöge, und holung von »„hraußheits- ond SelUl«»»- berichten" bei dem Laboratorium für Geflügelkrankhetton za MonnrmtiUiiprcls vierlelMiLTLAf. 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