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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190604215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19060421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19060421
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-04
- Tag 1906-04-21
-
Monat
1906-04
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.04.1906
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fortschreitenden Erkaltung unsere» Erdballe» und der damit zusammenhängenden Schiebungen von Masse« der Erdkruste sind und deren Vorkommen an ozeanisch-kontinentale Bruchspalten gebunden ist. Für dies» Auffassung, der auch die meisten unserer SeiSmologen beitreten, spricht namentlich die Häufigkeit von Erderschütterungen größeren Um fange» in Erbieten mit — geologisch gesprochen — noch junger Schichtendildung, wie z B. der West küste Amerika» oder der Inselgruppen de» Stillen Oz»anS. ' . ' Telegraphisch wird un» weiter gemeldet: Barlin, 20. April. Der Kaiser spendete für die Opfer de» Erdbeben» in San Franzi-ko 10000 Mark. W«ihi«gto», 20. April. Der Senat hat 500 000 Dollar» zur Unterstützung der Opfer in San Franzitko zur Verfügung gestellt. Der Staatssekretär de» Kriege» hat angeordnet, daß so viele Rationen al» notwendig zu verteilen sind. Rewyork, 20. April. Man erwartet, daß Präsident Roosevelt heute au» Washington nach Kalifornien abreisen wird. Ein Sonderzug wird für ihn in Stand gesetzt. — Der Kongriß be- willigte zur Linderung der Not weitere Gelder — Eine gewaltige Menge von Telegrammen harrt in San Franzisko der Abfertigung, unter normalen Verhältnissen würde diese 8 Tage dauern. Newyark, 20. April. Nach den bisherigen Nachrichten wütet daS Feuer in 2 Wohnung»- vierteln fort, deren Inhaber in wilder Flucht be griffen sind. Dasselbe wird au» Oakland gemeldet. Die Wasserleitung konnte in San Franzisko wieder hergestellt werden. In Oakland «erden noch immer Dynamit-Explosionen gehört. Es soll versucht werden, die Brandstellen mit einem Damm zu umziehen. Der Teil südlich der Market-Street ist schon zerstört. Die Münze von San Franzisko mit großen Mengen an Gold ist gerettet, dagegen sind di» umliegenden Häuser sämtlich vernichtet. DaS Chinesen-Viertel ist zerstört. Nach dem ersten Stoß rannten die Chinesen in wilder Panik durch die Straßen. Auf der Flucht trafen sie mit Spaniern, Italienern und Mexikanern zusammen, mit denen sie einen erbitterten Kampf hatten, der stundenlang dauerte, bi» die Truppen mit aufge- pflanztem Bajonett die Ruhe wieder herstellten. — Die meisten Theater sind zerstört. Nrwyork, 20. April. San Franzisko wird fast allgemein al» verloren angesehen. Das Feuer greift noch immer weiter um sich. Das Fairmount- Hotel, da» zwei Millionen gekostet hat, ist ganz vernichtet. Jeder Löschversuch ist vergeblich, da eS an Wasser fehlt. Das Irrenhaus in Salinas ist vernichtet; 300 Insassen sind tot. Niemand wagt die Häuser zu betreten auS Angst, daß sie zu sammenstürzen könnten. Newyork, 20. April. Der Sesamtverlust wird schätz«»-»wcis« aus 10000 Tot« und 20000 Verletzte angegeben. Die kalifornischen Petroleumfeldrr Huben schwer gelitten. Gau FrauziSko, 20. April. Der Handelsteil der Stadt ist nur noch ein Schutthaufen. DaS letzte Telegramm des Generals Fuenston berichtet, daß San Franzisko total zerstört ist. Oakland, 20. April. Die Feuerwehrleute, die mit der Bekämpfung des Feuers in San Fran zisko betraut find, haben eine äußerst schwere Auf gabe. Sie fallen infolge des dichten Rauches dutzendweise um und müssen in die Spitäler ge- bracht werden. Gestern abend um 6 Uhr wurde abermals ein Erdstoß verspürt, nach dem aufs neue eine Panik ausbrach. Trotz der übermäßigen An strengungen, des Feuers Herr zu werden, macht dieses noch weitere Fortschritte. Oakland, 20. April. ES ist hier unmöglich, das Feuer zu dämmen. Viele Personen sind in ihren Häusern lebend verbrannt. Oakland, 20. April. Es besteht in der Tat keine Hoffnung mehr, irgend einen Teil der Stadt zu retten. Diejenigen, die bis jetzt noch auf den schließlichen Erfolg der Feuerwehr gehofft halten, haben diese Hoffnung jetzt aufgegeben und fliehen in Verzweiflung vor den Flammen. Sa» Jofv, 20. April. Der Belagerungszustand ist über die Stadt verhängt worden. Die meisten Gebäude sind zerstört. Der Lohnkampf im mitteldeutschen Brann- kohlengebiet. Wie aus Weißenfels gemeldet wird, waren im mitteldeutschen Braunkohlengebiet am Mittwoch abend von 13 444 Mann Gesamtbelegschaft 4335 Mann ausständig. Die Riebeckschen Montanwerke haben durch einen Anschlag die Einführung der neunstündigen Arbeitszeit bekanntgegeb.n. Auf die schon erwähnten Gesuche der Streikkommission um Vermittelung erklärte daS Oberbergamt Halle, daß es nicht in der Lage sei, vermittelnd einzugreifen, weil die bestehenden Arbeiterausschüsse, die gesetz lichen Vertreter der Belegschaften, von den Aus ständigen als solche nicht anerkannt würden. Die sächsischen Behörden erklärten sich zur Ein leitung von Vermittelungsarbeiten bereit, wenn die Arbeiten sofort bedingungslos ausgenommen würden. Nutz Meuselwitz schreibt man: Ueber den Streik der Bergarbeiter ist auch in der zweiten Hälfte der vierten Woche nichts Gutes zu berichten. Arbeitgeber und Streikende stehen genau noch auf demselben Stand punkt, wie am 26. März, an dem Tage, an dem der Streik begann. Aus verschiedenen Gruben ruht der Betrieb völlig. Wenn auch dadurch die Sächsische Staatseisenbahn eine Einbuße erleitet, so wird sie dadurch wieder sehr gute Geschäfte machen, da die Böhmische Kohle durch Sachsen nach den Thüringer Staaten versand wird. Eine Ladung <300 Zentner) kostet von Brüx bis Mittel thüringen über 100 Mk. Fracht. OrrtlicheS und LächfischeS. ' Hohe«ftci»-Lr»st1hal, 20. April. Die Gewerbliche Fach- und F o r t b > l d u n g S- schul» beginnt Montag, den 23. April, ein neue» Schuljahr, Anmeldungen haben Sonntag, den 22. April, vormittags '/,H—1 Uhr zu «rfolgen. Die Schule gliedert sich in Handelsschule, Gewerbeschule, Webschul» und Bäckerfachklaffe (Anmeldung für letztere Montag, den 23. April, 3—4 Uhr). Der Besuch der Handelsschule (3 Jahrgänge, jede Klaffe außer fremdsprachlichem Unterrichte wöchentlich 7 Sld., Schulgeld 10 Mk., für auswärtige Schüler 12 Mk, für 2 Sld. Französisch 8 Mk.) ist beson ders Handlungslehrlingen und Schreibern zu em pfehlen. Unterrichtsfächer sind: Buchführung, Korrespondenz, HandelSwiffenschasten, Deutsch, Rechnen, Handelsgeographie, Stenographie, Fran- zösisch. Laut Verordnung des König!. Ministeriums de» Innern haben sich die Schüler, die die Handels- schule besuchen wollen, einer schriftlichen Aufnahme- Prüfung, erstreckend auf Deutsch und Rechnen, zu unterziehen. Diese Prüfung wird Montag von 2—5 Uhr abgehalten werden. — Der Unterricht in der Gewerbeschule (3 Jahrgänge, jede Klaffe wöchentlich 5 Ttd., Schulgeld 4 Mk, für auSwär- tige Schüler 8 Mk.) erstreckt sich auf Zeichnen, Gewerbekunde, Deutsch mit Buchführung, Rechnen. In dieser Abteilung nimmt das Zeichnen den breitesten Raum ein; alle Schüler haben sich die dazu nöligen Lehrmittel (Reißbrett, Reißschiene, gutes Reißzeug, Winkel, Schmiege, Schublehre) an zuschaffen. Schüler, welche das Zeichnen nicht brauchen, die ihrem Berufe nach nur einzeln ver treten find und sich darum schwer eingliedern lassen, werden nicht ausgenommen. Auch kann die Schule solche Schüler nicht aufnehmen, die in ihrer Schul bildung weit hinter dem gesetzlichen Ziele zurück geblieben sind. — Für Weber, Musterzeichner ist der Besuch der Webschule <3 Jahrgänge, jede Klasse wöchentlich 8 Std., Schulgeld 4 Mk., für auswär tige Schüler 8 Mk.) förderlich. Unterrichtsfächer sind: Zeichnen, Deutsch, Materiallehre, Material berechnung, Technik, Musterzerlegen und prakt. Weben. Mögen alle in Betracht kommenden Lehrlinge, auch die HandlungSlchrlinge in Webwarengeschäften, nicht versäumen, durch Teilnahme an diesem Unterrichte, dem di» besten Lehrmittel zur Verfügung stehen und der durch die Theorie der mechanischen Weberei erweitert worden ist, für ihre Ausbildung zu sorgen. — Die Bäckersachklaffe (Unterrichtsfächer: Gewerbekunde, Rechnen, Deutsch mit Buchführung, wöchentlich 3 Std., Schulgeld 6 Mk.) ist eingerichtet für die Lehrlinge der Bäckerinnung Hohenstein- Ernstthal u. Umg. — Auch im neuen Schuljahre wird die Gewerbliche Fach- und Fortbildungsschule, deren Organisation vollen Beffall findet und tat- kräftiger Förderung durch Vereine, Lehrherren, Ge meinde und Staal wert erachtet wird, bemüht sein, ihren alten, guten Ruf zu erhalten und zu mehren. *— Versetzung HerrOber-Telegraphkuasststent Petzold verläßt infolge Versetzung nach Flöha am nächsten 1. Mai unsere Stadt. Man sieht den pflichtgetreuen und tüchtigen Beamten, der sich während seiner hiesigen Dienstzeit infolge seines biederen und humanen Wesens viele Freunde er worben hat, nur ungern scheiden. '— Stadttheater. Vor leider nicht gut be suchtem Hause führte gestern abend das Schleichardt- sche Theaterensemble das bekannte und beliebte Lust- spiel .Großstadtluft' von Blumenthal und Kadelburg auf. DaS Stück fand trotz einiger Lässigkeiten der Auffahrenden, die wohl auf Unlust infolge deS geringen Besuchs zurückzuführen sind, recht dankbare Aufnahme. Die Truppe verdient aber in der Tat ein regeres Interesse, sodaß ein b sserer Besuch für beide Teile, Aufführende wie Zuschauer, nur von Herzen zu wünschen wäre. * Eine» «rotze« öffentliche» Lichtbilver- vortrag über Deulsch-Güdwestafrika gedenkt am nächsten Montag im .Altstädter SchützenhauS" Herr Gustav Köhler aus Chemnitz, ein Invalide der Kaiserlichen Schutztruppe, zu veranstalten. Der Vortragende hat als Reil» der Schutztruppe ver« schi«denen Gefechten in Güdwestafrika beigewohnt und wird seinen Vortrag dadurch besonders inter essant gestalten, daß er unter den 190 Bildern, die er vorführt und di» den Beschauer Land und Leute Tüdwestafrikas vor die Augen zaubern, auch verschiedene Gefechtsbilder zeigen wird. Herr Köhler hat schon in verschiedenen Ortschaften Vor träge gehalten und überall ist ihm, wie auS den uns vorliegenden Referaten zu ersehen ist, das größte Lob gespendet worden. Der Besuch dieses Lichtbildervortrages kann daher nur wärmstens empfohlen werden. '— Geschloffen. Die AmtSräume der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau bleiben wegen Reinigung Freitag und Sonnabend, den 4. und 5. Mai, für nicht dringliche Angelegenheiten ge- schlossen. *— vezirksanSschußfitznug. Die Tagesord- nung für die morgen vormittag 11 Uhr im Sitzungs- saal« der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau statlfindende 3. diesjährige Bezirksausschußsitzung weist u. a folgende Beratungspunkte auf: 1. Be- zirkSgenesungsheim „König Georg-Stift"; 2. Ge suche um Gewährung von Freistellen im Kinder genesungsheime des Bethl«hemstifts imHüttengrunde; 3. Ortsstatutarischer Beschluß der Gemeinde Rüs- dorf, Gemeindevorstandsgehalt betr.; 4. Nachtrag zum Regulativ über die Erhebung von Besitzver- änderungsabgaben in der Gemeinde Oberlungwitz; 5 Gesuch der Gemeinde Langenberg um Ablösung deS sogen. Gemeindezinses; 6. DiSpensationsgesuch rn Dismembrationssachen des Schankwirts Emil Oskar Türschmann in Langenberg; 7. Gesuch deS Fleischers Robert Hoffmann in Gersdorf um Ge nehmigung zur Errichtung einer Gcoßviehschlächterei; 8. Gesuch LouiS Röhner s in Oberlungwitz um Er- laubniS zum Bier- und Branntweinschank (Ueber- tragung); 9. Gesuch Reinhard Müller's in Falken um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank, regulativmäßigen Tanzhalten und zum Krippen etzen; 10. Gesuch des Bäckers Karl Scheibner in Zangenberg um Erlaubnis zum Ausschank von Kaffee und alkoholfreien Getiänken in der neu zu erbauenden Gartenlaube; 11. Gesuch deS Gastwirt- Otto Ranke in Callnberg um Erlaubnis zum Bier- und Brannt«einschank in dem geplanten Anbau an da» Saalgebäude; 12. Gesuch Wilhelm Wagner', in Kuhschnoppel um Erlaubnis zum Kaffeeschan und zum Ausschank alkoholfreier Getränk,; 13. Ge such de- Anton Albin Markert in Langenberg um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank (Ueber- tragung) und 14 Gesuch de« Richard Ernst Daß ler in Hermsdorf um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank (Uebertragung). * — Aexdcrung von Stsenbahn-StationD- »amt». Mit 1. Mai treten verschiedene Nendr- r ungen in den'Station-bezeichnungen der Sächsischen SlaatSbahnen ein, und zwar erhält die an der Muldentalb«hn liegende Station Waldenburg den Zusatz „in Sachsen" und die an der Linie Meusel- witz—Ronneburg liegende Station Frankenau den Zusatz „in Sachsen-Altenburg", weiter führt die VerkehrSstelle Höhlteich an der Linie Stollberg— Wüstenbrand künftig die Bezeichnung .NeuölSnitz". Für den P«rson»uverk»hr wird am 1. Mai zwischen Ehrens»ieder-dorf und Thum eine neue Verkehrs- stelle „Ehrenfriedersdorf Haltepunkt" eröffnet. * — Sächsische Gtaat«eise»bah»e». Auch die BetrirbSeinnahmen deS MonalS März haben ein sehr günstiges Ergebnis geliefert. Nach vorläufiger Feststellung wurden nämlich vereinnahmt: 3502900 Mark im Personenverkehr (Z- 221400 Mk. gegen den gleichen Monat im Vorjahre), 7 719600 Mk. im Güterverkehr (-j- 571400 Mk.), 11222500 Mk. im ganzen (-s- 792800 Mk. — 238 Mk. auf 1 Kilometer Bahnlänge). Die Einnahmen auf die Zeit vom 1. Januar bis 31. März betrugen: 9 349900 Mk. im Personenverkehr (-s- 720600 Mark gegen den gleichen Zeitraum im Vorjahre), 22141200 Mk. im Güterverkehr (-s- 2181100 Mk), 31491100 Mk. im ganzen (-j- 2901700 Mk.). Die Zunahme gegen das Vorjahr beträgt 10 Prozent. * — Ei» reicher St«r»sch»«ppe»schwarm wird in den Nächten vom 20. bis 23. April sicht bar sein, vorausgesetzt, daß uns ein klarer Aus blick auf daS himmlische Flammenspiel beschert ist. Die Astronomen erklären diesen Schwarm für Ueber- bltibsel eines Kometen, dessen UmlaufSzeit 1861 auf 450 Jahre berechnet wurde. Der Ausgangs punkt der Meteore ist diesmal nahe dem hell strahlenden Stern „Wega" im Sternbild der Leycr, weshalb man diesen Aprilstrom die Lyraiden nennt. j :s Oberlungwitz, 20 April. Im Gasthof „zum Lamm" fand gestern abend ein Konzert statt, das von der Kapelle des Kgl. Sächs. 5. Jnf.-Rgts. „Kronprinz" Nr. 104 ausgeführt wurde. Der auf dem Programm angesagte Herr Musikdirektor ;Asbahr konnte leider als Dirigent nicht anwesend sein; trotzdem spielte aber die Kapelle mit der Sicherheit und Exaktheit, die man von einer Militärkapelle gewohnt ist. Allerdings soll nicht abgeleugnet werden, daß, wenn Herr Asbahr das Konzert selbst geleitet hätte, dasselbe vielleicht doch noch mehr Be friedigung hinterlassen hätte, als cs tatsächlich der Fall war. Der neue Besitzer des Gasthofes „zum Lamm", Herr Uhlmann, verband mit diesem Konzerte leinen Einzugsschmaus, der wohl jeden Teilnehmer aufs höchste befriedigt haben dürfte; denn Herr Uhlmann bewies gestern abend aus- neue, daß seine Küche und sein Keller nicht» zu wünschen übrig lassen. Da der Besuch ein recht guter war, auch tüchtig getrunken, gegessen und ge tanzt wurde, so dürfte der Wirt des Etablissements mit dem Ergebnis seiner Veranstaltung wohl zu frieden sein. f :s Gersdorf, 20. April. Ein bübischer Streich wurde vor einigen Tagen einem hiesigen Kohlen händler dadurch gespielt, daß mehrere junge Burschen in dem ihm gehörigen Tciche eine beträchtliche Anzahl Fische mit Steinen lotschlugen und über dies vtrschiedene stahlen. Die Täter sind durch die Gendarmerie ermittelt worden und sehen nunmehr ihrer Bestrafung entgegen. * Waldenburg, 19. April. Während eines gestern früh über unsere Stadt niedergegangenen Gewitters schlug der Blitz in das Haus des Fabrik arbeiters Schubert in Altwaldeuburg. Hierbei ging er durch ein Zimmer, in dem die fünf Kinder des Besitzers schliefen. Glücklicherweise zündete der Blitz nicht, sonst wäre ein unübersehbares Unglück ge schehen. * Penig, 19. April. Am Dienstag nachmittag sprang von der Schmidtschen Brücke in Amerika aus ein angeblich preußischer Infanterist in die Mulde. Sein Leichnam ist bis zur Stunde noch nicht aufgefunden worden. Alle sonstigen Wahr nehmungen sprechen dafür, daß der Unglückliche aus dem benachbarten Mühlau gebürtig ist und in Altenburg beim Regiment Nr. 153 das zweite Jahr dient. Die Ursache zum Selbstmord scheint Liebeskummer zu sein. * Kleiuoldertdorf, 19. April Bei dem am Dienstag abend in der hiesigen Gegend aufgetretenen Gewitter wurden durch einen Blitzstrahl zwei Pferde getötet. Der Besitzer der Pferde wurde gestreift, ohne schwere Verletzungen davonzutragen. * Leipzig, 19. April. Die hiesigen Bäckerge hilfen sind in eine Lohnbewegung getreten. Sie fordern Abschaffung des Kost- und LogiSwesens, Festsetzung eines Klasfenlohnes von 21, 23 und 26 Mark, zwölsstündige Arbeit und Regelung deS Lehrlingswesens, sowie Freigabe der hohen Festtage. * Leipzig, 19. April. Ein dreister Schwindel ist in der Filialbrauerei von Riebcck u. Ko. in Liebertwolkwitz versucht worden. Durch Fernsprecher ward der Kassierer derselben benachrichtigt, daß er die Bücher abschließen solle — innerhalb einer Stunde werde der Revisor erscheinen. Er kam denn auch und revidierte nicht nur die Bücher, sondern auch die Barbestände. Als er die letzteren nach beendeter „Revision' mit sich nehmen wollte, erklärte der Braumeister, daß nur 600 Mk. ver fügbar seien — 4000 Mk. brauche er als Betriebs- fond. Der Herr „Revisor" wollte sich schließlich auch mit den 600 Mk. bescheiden, allein sein Be nehmen hatte doch Verdacht erregt, und man fragte telephonisch von anderer Stelle aus beim Haupt geschäft an. Der Schwindel stellte sich sofort her ¬ aus — man nahm dem .Revisor" die 600 Mark ab und verhaftete ihn samt seinem HilferShelfer, einem entlassenen früheren Buchhalter d»r Brauerei. * Leipzig, 19. April. Wiederum ist, wie die „Leipz Ztg." meldet, da» Seismometer deS Geo logischen Institute» zu Leipzig durch ein gewaltige» Fernbcben in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese» Beben hat sich in der Frühe deS Mittwoch» in den westlichen Staaten von Nordamerika ab- gespielt und insbesondere die Stadt San Franzisko in entsetzlicher Weise betroffen. Die ersten Wellen trafen hier nachmittag» 2 Uhr 24 Min. 53 Sek. nach mitteleuropäischer Zeit, d. h ungefähr früh 5 Uhr 30 Min. nach San FranziSko-OrtSzeit ein und nahmen langsam an Stärke zu, bis 2 Uhr 52 Min. (mitteleuropäische Zeit gleich 5 Uhr 52 Min. San Franzisko OrtSzeii) die ersten der ge waltigen Obe»flächenwellen anlangten, nachdem sie den 15 000 Kilometer weiten Weg durch den ganzen nordamerikanisch'N Kontinent, den Atlantischen Ozean bi» in da« Herz von Europa durchlaufen halt««. Mit ausfallender Stärke hielten diese Wellen bis 3 Uhr 6 Min. an, um dann von einer langen Reihe schwächerer Nachzilteruugen gefolgt zu werden, di« erst gegen 6 Uhr ganz allmählich auSklangen. DaS San Franzisko-Erdbeben hat sich demnach in Leipzig in einem Zeitraum von 3 Stunden 35 Min. abgespielt, und zwar in einer so energischen Weise, daß die stärksten der Obtiflächenwellen allhier noch tatsächlich horizontal« Bodenschwankungen von 1 bi» 1,4 Zentimeter Weite bewirkt haben, die sich in geradezu zerstörender Weise fühlbar gemacht haben würden, wenn diese Bewegungen bei ihrer weiten Entfernung vom ErdbebenursprungSorte nicht außerordentlich langsam, sondern in Form von kurzen Stößen erfolgt wären. * Radeberg, 19. April. Gestern nacht in der zweiten Stunde zog ein von mehreren heftigen Schlägen begleitrteS Gewitter über unsere Stadt und rüttelte die Schlafenden urplötzlich auS dem Schlummer. Ein sog»nannter kalter Schlag fuhr in die Esse der Nähmaschinenschiffchen-Fabrrk von Carl Barth und hob 17 Meter ihrer Läng» voll ständig aut, drehte sie dem Anschein« nach voll ständig herum und schauderte sie auf die BetriebS- räume der Fabrik. Hierbei traf ein Teil de» niedrrstürzenden Gestein» den Drehbankraum, durch schlug Dach und Wände, durchbrach die haltenden Dachlräger und demolierte dann den größten Teil der hier aufgestellten Maschinen. Die Gewalt und die Last de» stürzenden Gestein» waren so groß, daß auch die Decke zum Parterre-Maschinenraum durch schlagen wurde Ein äußerst kräftiger Eisenträger hielt aber die Last, sodaß dort die wertvollen Ma schinen erhalten blieben. Die zweite Hälfte des stürzend»« Gestein» fiel auf einen NiederlagSraum. Dieser wurde demoliert. Die noch stehenden Ge bäudereste müssen zum größten Tril abgetragen werden. Der Blitz durchschlug weiter den unteren Teil der Esse mehreremal, zersplitterte die 20 Milli meter starke Eisendccke eine» Luftkanal» und ging diesen entlang bi» zum Krsselraum. Dort wurde ebenfalls die Decke durchschlagen und mehrfach Schaden angerichtet. Dec Betrieb der Barthschen Fabrik wird auf einige Tage ruhen müssen. Die Folgen dcs Unglück- bei vollem Betrieb am Tage sind gar nicht auSzudenken; sicher wären dann P«rsonen unter den Trümmern begraben worden. Die Schwere de» Schlage» wurde in der ganzen Stadt gehört. ' Oschatz, 19. April. Bei der Ausübung seines Berufs auf einem Dienstgange wurde der Steuereinnehmer Karl Traugott Dreißig von einem Gehirnschlage getroffen, der, obwohl Oberstleut nant v. Milkau, der Kommandeur des hiesigen Ulanenregiments, vor dessen Villa sich der trau rige Vorfall ereignete, sich de» Erkrankten annahm und sofort für ärztliche Hilfe sorgt«, den Tod des noch im besten ManneSalter stehenden pflichttreuen Beamten zur Folge hatte. ' Scheibenberg, 19. April. Ein junger Bursche wurde beim Läuten der Kirchengtocken vom Klöppel einer von ihm geschwungenen Glocke derart an den Kopf getroffen, daß er bewußtlos zusammenbrach und einen Schädelbruch erlitt, an dem er ver storben ist. ( :) Plaue» i. V-, 20. April. Das Erdbeben in San Franzisko ist auch von der hiesigen Erd bebenwarte verzeichnet morden. Die steile und lange Kurve auf dem Meßapparate erstreckt sich, wie der „Vogtl. Anz." mitteilt, über 20 Minuten. Sie übersteigt in Höhe noch diejenige des.kala- brischen Bebens. k . Plaue» i. V., 20. April. Die organisierten Schuhmachergesellen sind in eine Lohnbewegung eingetreten. In einer gestern abend abgehaltenen Versammlung wurde einstimmig beschlossen, noch in dieser Woche bei den Arbeitgebern einen neuen Minimal-Lohntarif einzureichen und die Antwort bis zum 30. April zu verlangen. Der Mindest stundenlohn soll 35 Pfg. (bisher 30 Pfg.) betragen bei zehnstündiger Arbeitszeit. Die Durchführung der Forderungen soll nötigenfalls durch Streik erzwungen werden. * Plaue« t. V, 19. April. Ein beklagens- werter NnglückSfall ereignete sich am Dienstag nachmittag am Rinnelberge. Dort wollte gerade das dreijährige Töchterch«n des Maler» Puff mit seinem sechs Jahre alten Bruder die Straße über schreiten, al» ein Geschirr in schneller Fahrt die Hofer Straße entlang kam, wobei die Kleine von dem Handpferd erfaßt und zu Boden gerissen wurde. Leider ging hierbei auch da» Vorderrad de» Wagen» dem Kinde über den Leib, wodurch da» arme Wesen so schwere innere Verletzungen erlitt, daß der Tod sofort eintrat. * Plaue» t V, 19. April. In dem Konkurse über das Vermögen de» Bauunternehmers Albert Lippmann hier sind für die Schlußverteilung ver- ügbar 592 Mk. 65 Pfg. Diese Summe soll unter 100 288 Mk. 29 Pfg. nicht bevorrechtigten Kon ursforderungen zur Verteilung gelangen. — Die ühne Tat des Reisenden einer Plauenschen Firma, Paul Bernstein, ist, wie der „Vogtl. Anz." schreibt, in Marseille in aller Munde. Bernstein befand sich auf einem Dampfer, der von Marseille nach
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