Volltext Seite (XML)
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger Tageblatt für L^enstein-KrEhal, Höcrlungwih, H-rrdor^ Kermrdorf, Mernr^rf, MftEayv, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, MnnSdorf, Grumbach, TiMhetM Zc. Weitverbreitetes Jnfertions-Lr-s« Mr s«LNche mB PM-st-AWeige«. WLS--- 33. Jahrgang Sonnabend, den 10. November 1906 Nr. 261 Geschäftsstelle: Bahnstr 3 Fernsprecher Nr. 151 Jnfertionsgebühren: die sech-gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk tv Pfg., für au-wärtS 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bet mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer diö Var«« 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Diese- Blatt erscheint mti Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Gonntags-N immer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigeges «bonurmeut: Bei Abholung Srei in» Haus monatlich .35 Pfg. j monatlich 42 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ § vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1"5 Mk. excl. Bestellgeld. Heute Verkauf Freibank Hohenstein - Ernstthal von gekochtem Rindfleisch; Pfund 40 Pfg Der Großherzog wird am 25. November seinen 38. Geburtstag feiern; die Großherzogin Eleonore ist drei Jahre jünger, sie wurde am 17. September 1871 geboren. als irgend ein anderer Staatsmann, der aber keinen persönlichen Feind hinterläßt. Prinz Joachim geht nach Deutsch-Südwestafrika. Prinz Joachim Albrecht von Preußen, Major und Bataillonskommandeur im Kaisergarde-Grena- dier. Regiment Nr. 1, wurde in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch Tüdwestafrika versetzt und dürfte schon mit einem der nächsten Schifte dorthin abgehen. Der Name des Prinzen ist in letzter Zeit in Verbindung mit allerlei Klatschgeschichten viel genannt worden, während der prinzliche Ad jutant ausdrücklich erklärt, daß die Gerüchte von der bevorstehenden Vermählung des Prinzen mit einer Schauspielerin der Begründung entbehren. Prinz Joachim Albrecht, der Komponist ist und eine heitere Lebensauffassung besitzt, ist der zweite Sohn des verstorbenen Prinzregenten Albrecht von Braunschweig und 1876 geboren. Er war zuletzt Major und Bataillonskommandeur im Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiment in Berlin. Die Versetzung in die südwestafrikanische Schutz truppe kann nicht etwa als „Strafversetzung" auf gefaßt werden, schon deshalb nicht, weil sie dem eigenen Wunsche des Prinzen entspricht und von diesem bereits vor ein bis zwei Jahren erbeten wurde. Damals konnte sich der Kaiser aber an gesichts der Kriegslage nicht entschließen, dem prinz- lichen Wunsche zu entsprechen. Das Einlagenbuch der hiesigen Sparkasse Nr. 25 765, auf Emma verw. Schreiner in Ober lungwitz lautend, wird hierdurch für ungültig erklärt. Hohenstein-Ernstthal, den 6. November 1906. Der Stadtrat. vr. Polster, Bürgermeister. Oertliches und Sächsisches. I Hohenstein-Ernstthal, s. November 1906. *— Sankt Marttnstag! In jenen Jahren I vor 1870/71, als es noch keine Automobile, Fahr- I räder, Fernsprecher und andere Dinge gab, die selbstverständlich erscheinen, spielte der MartinStag, I oder vielmehr der Martinsabend, eine große Rolle. I Umzüge von maskierten jungen und alten Personen, I das MartinSsingen der Kinder um Aepfel und I Nüsse, daS alles gab viel Hallo. Leider sind ja später zu dem ursprünglichen harmlosen Vergnügen arge Unzuträglichkeiten hinzugekommen, es fanden Belästigungen von Straßenpaftanten statt, aus dem lustigen Heischen der Gaben ward eine mehr oder minder verschämte Bettelei, und so mußte im Lause der Jahre in den allermeisten Städten die heilige Hermandad einschreiten, der Mummenschanz und das Martinssingen wurden unterdrückt und ver- boten. In einzelnen, verhältnismäßig wenigen Orten haben sich noch knappe Reste deS einstigen frohen Treibens erhalten, das trotz aller späteren Bedenken doch ein frohes Stück deutscher Eigenart darstellte, an daS die Grauköpfe von heute, die vor vierzig Jahren daran als wilde Jungen teilnahmen, lächelnd zurücküenken. ES ist eigentlich schade, daß sich keine leitende Hand fand, die diese Volkslust in neue Formen überführte; das deutsche Volk ist in der neuesten Zeit viel reicher an Erfahrungen und Wissen geworden, aber eS muß auch für seine Ex stenz ganz anders wie einstmals arbeiten, wo die Lasten und die Konkurrenz auch nicht entfernt den heutigen Zuständen entsprachen. Damals konnte ein Bürger als wohlhabend mit einem Einkommen gelten, das heute nur gerade so zum Leben auSreicht. Wer damals fünfhundert Taler im Jahr zu verzehren hatte, war ein angesehener Mann, und ein Ein kommen von tausend Talern bedeutete Reichtum Das alles ist vorbei, die Zeiten sind ernster und schwieriger geworden, und darum hätte es gar nichts geschadet, wenn die Pflege des Volkshumors eine regere geblieben wäre. Heute kennen die meisten Kinder kaum noch die einst allbekannten Martins lieder, um so mehr halten sie sich freilich an die MartinsganS. Für die trifft eS sich 1906 beson- ders gut; denn „Martini" fällt auf einen Sonntag. Die Geburt eined hessischen Thronfolgers. In dem Großherzogtum am Rheinstrom ist I der ersehnte Thronfolger geboren worden; die ! Großherzogin Eleonore wurde am Donnerstag früh ! glücklich von einem Sohne entbunden. Bei den mancherlei unfreundlichen Fügungen des Geschickes, die das großherzogliche Haus in den letzten Jahren betroffen haben, ist die Anhänglichkeit des Volkes an das angestammte Herrscherhaus nur allgemeiner und herzlicher geworden. Die Trennung des G oßherzogs von seiner ersten Gemahlin Viktoria Melitta, Prinzessin von Sachsen-Koburg und Gotha, die bekanntlich vor etwa einem Jahre mit dem Großfürsten Kyrill von Rußland sich wieder- vermählte, warf Ende 1901 einen düsteren Schatten, den aber das hessische Volk durch doppelte Ver ehrung des Landesherrn, der die Regierung sicht- barlich im Geiste vornehmer Denkungsart und treuer Pflichterfüllung führte, zu bannen wußte. Kaum 2 Jahre nach der Scheidung traf den Großherzog Ernst Ludwig ein weiterer schmerzlicher Schlag, da ihm das einzige Kind, die 8jährige Prinzessin Elisabeth im November 1903 auf einer Reise nach Rußland, die der Großherzog mit seinem Kinde in Gemeinschaft mit dem Zaren paare unternommen hatte, infolge plötzlicher Er krankung durch den Tod entrissen wurde. Ein Jahr später entschloß sich der Großherzog zu einer zweiten Ehe, indem er am 2. Februar die Prinzessin Eleonore von Solms-HohensolmS- Lich als zweite Gattin heimführte. Wo sich das junge Paar damals zeigte, schallte ihm der laute Jubel des Volkes entgegen, das mit umso herz licherer Freude die Großherzogin begrüßte, als sie ! selbst ein Kind Hessens war, eine sympathische, I schlichte Erscheinung, die auf ihrem väterlichen I Stammsitze Lich in Oberhessen und darüber hin- I aus schon von Kindheit an sich großer Beliebtheit erfreute. Und heute ist das Familienglück deS Hessensürsten voll geworden, und in seinem Lande wird das freudige Ereignis um so lebhafter be grüßt werden, als das neugeborene Kind ein Knabe ist, ein Thronfolger, aus den das hessische Volk seine Hoffnungen zu setzen vermag, den es seither mit heimlicher Spannung erwartet hatte. I Dev bevorstehende Kaiser- befuch in München, der erste seit vielen Jahren, hat außer politischer eine große vaterländische Bedeutung, gilt er doch der Grundsteinlegung des Deutschen Museums. Am kommenden Dienstag werden vom Kaiser und vom Prinzregenten Luitpold die ersten Hammer schläge zu diesem Gebäude getan, das späteren Geschlechtern einen Einblick in deutschen Fleiß und deutsches Können gestalten soll. Ein großes Festprogramm ist für die Feier aufgestellt worden. Bereits am Montag vormittag trifft das Kaiser paar in der schön geschmückten Jsarstadt, die von jeher eine Stätte der Kunst war, ein und wird von den männlichen Mitgliedern des bayrischen Königshauses mit dem Regenten an der Spitze be grüßt. Es ist großer militärischer Empfang vor gesehen. Dann geht es in von Soldaten beglei teten Wagen, der Kaiser mit dem Regenten, die Kaiserin mit der Gemahlin des Thronfolgers Prinzen Ludwig, nach der Residenz. Hier findet Familientafel statt. Ihr folgt ein Besuch des Nationalmuseums und abends ist Festvorstellung im Hoftheater. Der Dienstag bringt die Grund steinlegung zum Deutschen Museum, eine Parade der Münchener Garnison, Galatafel bei dem Re genten und einen wissenschaftlichen Vortrag bei dem Prinzen Ludwig. In der Nacht zum Mittwoch reisen die Gäste wieder ab. PodbieMi geht! Die Enthebung des preußischen Landwirtschafts ministers v. Podbielski vom Amte ist auf Antrag des schwer leidenden Staatsmannes nunmehr er folgt. Damit hat das unaufhörliche Frage- und Antwortspiel „Geht er oder geht er nicht?" endlich seine Lösung gefunden. Damit ist auch den ewigen und unbeschreiblichen Kombinationen, die sich an die Podbielski-Frage anknüpften, ein Ende bereitet worden. Podbielski geht und Bülow bleibt. Auf die Verabschiedung des LandwirtschastsministerS deutete bereits die amtliche Note der „Nordd. Allg. Ztg.", worin es heißt: „In verschiedenen Blättern ist von Plänen zur Entlastung des Reichskanzlers und Ministerpräsidenten Fürsten v. Bülow die Rede. Es heißt, daß ein Vizekanzler eingesetzt oder daß das Präsidium des preußischen Staatsministeriums von dem Reichskauzleramte getrennt werden solle. Wir können versichern, daß an keiner maßgebenden Stelle solche Pläne gehegt werden." — Die offizielle Bekanntmachung der Amtsenthebung des Landwirt- schaftsministers v. Podbielski im „Reichsanzeiger" wird am heutigen Freitag erwartet. Der scheidende Minister v. Podbielski wurde am 26. Februar 1844 als der Sohn des berühmten Gcneralquartiermeisters unserer großen Kriege, Theo phil von Podbielski, geboren, dessen Kriegsnach richten durch ihre lakonische Kürze zum Teil zu ge flügelten Worten geworden sind, wie die: „Nichts neues vor Paris". Dem Vater folgte der Sohn ! in der militärischen Laufbahn, und der Husaren general o. Podbielski ist eine populäre Erscheinung gewesen. Als am 8 April 1897 der Generalpost meister des Deutschen Reiches Exzellenz Stephan verstarb und der Kaiser zu dessen Nachfolger den Husaretigeneral v. Podbielski berief, da zögerte dieser keinen Augenblick, den Pallasch mit dem Posthorn zu vertauschen und einen frischen Ton in die mit den Jahren etwas monoton gewordene I Melodie des großen Altmeisters hineinzublasen. Als Staatssekretär des Reichspostamts hat Herr I v. Podbielski manchen schönen Erfolg errungen und I sich besonders in dem gewaltigen Beamtenheere I viele tausend treuer und dankbarer Freunde er- I worben. Als im Mai 1901 der große Minister- ! wechsel stattfand, da wurde der Husarengeneral und Generalpostmeister des Reiches zum preußisch.» Landwirtschaftsminister ernannt. Seine natürlichen Fähigkeiten, seinHumor und seine persönlicheLiebens- würdigkeit bewirkten eS, daß oer Minister überall gern gesehen wurde, bei Hofe, im Reichstag, im preußrschen Landtag und ganz besonders wieder von seinen untergebenen Beamten. Zu den be kannten und übergenug erörterten politischen Grün- den, die die Position des Ministers erschütterten, trat die Verschlimmerung eines alten GichtleidenS hinzu, die dem im Staatsdienst Ergrauten den Wunsch nach Ruhe nahelegten. Diesem berechtigten Verlangen hat der Kaiser nunmehr entsprochen. Auf seinem Rittergute Dalmin kann der Minister nun ausruhen, der mehr politische Gegner besaß Intrigen gegen Fürst Bülow? Daß Fürst Bülow eine ganze Anzahl versteckter Gegner hat — außerhalb des Parlaments und der Presse —, daß etliche dieser Gegner Personen von Namen und Rang sind, weiß gewiß keiner so genau wie der Reichskanzler selbst. Er hat bei all seinem natürlichen Optimismus soviel Menschen kenntnis schon durch seine lange diplomatische Tätigkeit gewonnen, daß er feine Freunde und Feinde unterscheidet, ob ihm auch überall in höfischen Kreisen die freundlichsten, bewunderndsten Mienen gezeigt werden. Es ist beinahe selbstverständlich, daß jemand, der Jahre hindurch das unbedingte Vertrauen des Kaisers hat, nicht unbeneidet bleibt, und von der Empfindung des Neides bis zu Ver suchen, den in Gunst Stehenden zu verdrängen, „wegzubeißen", ist nur ein Schritt. Fürst Chlod wig Hohenlohe hat die Machenschaften der „Ka marilla" vielleicht am getreuesten, man kann sagen: in klassischer Weise geschildert. Eine Berliner Korrespondenz bringt heute einen Beitrag, „wie Kanzlerkrisen gemacht werden". Darin wird er zählt, wie das Bestreben gewesen sei, den Fürsten Bülow durch Empfehlung eines zu seiner Ent lastung bestimmten „Vizekanzlers" beiseite zu schieben. Die Enthüllung deutet an, daß der Generalstabschef Moltke als Reichskanzler des Innern präsentiert worden sei. Zweierlei fällt an dieser Mitteilung auf. Erstens, daß der Kanzler, nur der Kanzler, wie die Korrespondenz betont, nichts von den Machenschaften merke, weil er in der Arbeit stecke und sich nur ihr widme. Zweitens, daß auch der zum Vize-Kanzler AuSersehene, General v. Moltke, von dem Vorschieben seiner Person nichts gemerkt habe. Nun mag Fürst Bülow noch so vertieft in seine Tätigkeit sein — von einem solchen grotesken Plan hätte er doch gewiß Kenntnis bekommen. Und ebenso unwahr scheinlich ist, daß der Generalstabschef dem Kaiser „präsentiert" worden sein soll als künftiger Reichs kanzler des Inneren, ohne daß der Präsentierte eine Ahnung davon hat. Der General v. Moltke hegt, wie man ihn kennt, gewiß die mindeste Neigung, ein derartiges, ihm zugedachtes, höchst schwieriges und höchst undankbares Amt zu über nehmen, und ebenso sicher ist, daß der General nicht der Mann dazu ist, um sich „von der Hand eines hochgeborenen Barden" (Eulenburg) schieben zu lassen. Daß die Erkrankung des Fürsten Bülow von mehreren Seiten aus dazu benutzt wurde, Intrigen anzuzetteln, und sei es zur Ver treibung der Langenweile, kann nicht verwundern. Aber es ist schwer zu glauben, daß so ungeschickte und ungeeignete Mittel in diesem Spiel ange wendet wurden, und daß die Pläne bis zu ihrer jetzigen Enthüllung den Hauptpersonen ein Ge- heimniS geblieben wären. Gememde-Sparkaffe Oberlungwitz — im Gemeindeamt, Fernsprecher No. 161 Amt Hohensten-Er. — ist täglich vorm. von 8—12, nachm. von 2—5 Uhr geöffnet, expediert auch schriftlich und verzinst alle Einlagen — die bis zum 3. des Monats geleisteten für den vollen Monat — mit 3»/,«/,. Wetteranssicht für Sonnabend, de« 10. Rovbr.: Starke westliche Minde, zunehmende Bewölkung; - zunächst trocken, später Niederschläge, kühler.