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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190611150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19061115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19061115
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-15
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.11.1906
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Gegenstände. Ein Wagenschmiere«: ist verschwunden; sein Schicksal ist unbekannt. — Ferner stießen -wischen den Stationen TeriS und Taraigoi zwei Güterzüge zusammen, wobei infolge von Entzün- düng von Naphta 16 Wagen verbrannten. Vom Zugpersonal haben 5 Mann Verletzungen erlitten. — Au» Kronstadt find 2b zur Zwangsarbeit ver urteilte Matrosen entkommen 1?. öffentliche Stadtverordneten - Sitzung vo» 13. November 1906. Anwesend find 19 Mitglieder. Am Ratttisch hat Herr Bürgermeister Dr. Polster Platz genommen. Kurz nach 8 Uhr eröffnet Herr Vorsteher RedS- lob die Sitzung. Nach einer Kenntnisnahme betr. die Stadtverordnetenwahllisten und nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen, ging man, da weitere Kenntnisnahmen nicht vorlagen, zum 2. Punkte der Tagesordnung: Wahl der Wahlgehilfe« fite die Etadtverardoeteuwahl über. Der Recht-- und VerfaffungSausschuß schlägt dem Kollegium folgende Herren vor: für die All stadt: A. Wiedner, L. Richter, G. Günther; für die Neustadt: Carl Scheer, Oswald Anke, Wil helm Küchler. Herr Wiedner halte eine Wahl ab- gelehnt und wurde an seine Stelle Herr Curt Beck vorgeschlagen. Dat Kollegium schloß sich hierauf dem Vorschläge des Ausschusses einstimmig an. Zu Punkt 3: Neuwahl eixe» Stabtrate* berichtete der Herr Vorsitzende, daß Herr Stadt rat Schulze nunmehr, die von ihm ver- walteten städtischen Ehrenämter niedergelegt habe. Nachdem das Kollegium die Ernennung einer Kommission nicht für zweckentsprechend gehalten, sprach man sich für die sofort vorzunehmende Neuwahl auS. Herr Vorsteher Redslob brachte Herrn Kommerzienrat Pfefferkorn in Vorschlag und erhob seinen Vorschlag nach eingehender Erläu terung zum Antrag. Einstimmig trat das Kollegium diesem bei. Zum 4. Punkte: Abkomme« in Waffersachau mit Herrn Theodor Bohne gelangte ein Schreiben des Königl. BergamteS zu Freiberg, Vergleichsverhandlungen zwischen der Stodtgemeinde und Herrn Bohne betr., zur Ver lesung. Nach eingehender Aussprache, an der sich namentlich Herr Bürgermeister Dr. Polster beteiligte, stimmte das Kollegium einstimmig Lem Vorschläge deS EaS- und WasferauSschusfeS, wie auch dem des Rates bei. Der Vorschlag geht dahin, dem zwischen der Stadtgemeinde und Herrn Bohne abgeschlossenen Vertrag zuzustimmen. Zu Punkt b der Tagesordnung: Atchttgsprechxng einer Rechnung gibt Herr Vorsteher Redslob bekannt, daß die Penfionskaffenrechnung für 1905 von Herrn St.-V. Kretzschmar geprüft und für richtig befunden worden sei. Das Kollegium genehmigte hierauf die Richtig, sprechung der betr. Kassenrechnung. Außerhalb der Tagesordnung gelangt sodann die Regnlierung der Weiukellerftraße zur Beratung, nachdem daS Kollegium auf Be fragen durch den Herrn Vorsitzenden seine Ein willigung hierzu gegeben hatte. Den von der Stadtgemeinde mit den Herren Grundstücksanliegern abgeschlossenen Vertrag, sowie den mit Herrn Schuhmachermeister Müller vereinbarten Sonderver trag genehmigt daS Kollegium nach kurzer Debatte, an der sich außer dem Herrn Vorsteher die Herren Bürgermeister vr. Polster und St.-V. Ebersbach beteiligten. Hierauf brachte Herr St.-V. Schubert die Regelung derReiseentschäbigxxg der städtischen Beamten nochmals in Anregung, worauf Herr Bürgermeister vr. Polster eine baldige Erledigung zusicherte Sodann folgte ein Antrag des Herr St.-V. Grießbach die Aleischtenerung betreffend. In demselben bittet der Antragsteller um Ein leitung der erforderlichen Schritte zur Verminderung der bestehenden Fleischnot und der damit bedingten Lebensmittelverteuerung. Dieser Antrag fand eine lebhafte Zustimmung des Kollegiums. Herr Bürgermeister vr. Polster erklärte, auch im RatS- kollegium für Annahme des Antrages wirken zu wollen. Das Kollegium beschloß einstimmig, den Rat um Beschleunigung der ausgesprochenen Wünsche zu ersuchen. Herr St.-V. Reinhold II beantragt, daß im Interesse des städtischen Bauamtes bei Vergebung von Arbeiten die erforderlichen Blunketts unter verschlossenem Kouvert behändigt werden möchten, Diesen Antrag, der vom Kollegium zustimmend ausgenommen wurde, beschloß das Kollegium dem Rate zu unterbreiten. Die Tagesordnung hatte sich hiermit erledigt. Nach Verlesung des Protokolls wurde die Sitzung durch den Herrn St.-V.-Vorsteher Redslob kurz nach 9 Uhr geschloffen. OertNcheS und Sächsisches. * Hohexstein-Srustthul, 14. Nov. An der gestern abend im „Deutschen Krug" stattgefundenen kombinierten Sitzung der Vereine, die sich mit Vor schlägen für die Stadtverordnetenwahl beschäftigen, beteiligten sich in diesem Jahre der Allg. Beamten- Verein, der Koxservattve Verein, der Evaug Arbeiterverein, der Gewerbeverein (Altstadt) und der NationaUiberale Verein. E» hatten sich von 20 Delegierten nur 19 eingesunden. Die Lei tung der Versammlung fiel durchs Los aus den Eoang. Arbeiterverein, wurde aber von diesem an den Nationalliberalen Verein abgetreten. Nach lebhafter Aussprache über die zu berückstchtigenden Stände und Personen gelangte man teils durch offene, teils durch geheime Wahl zu folgendem Er- gebniS: AIS Ansäsfige wurden gewählt die Herren Holzhändler Oskar Beck, Lehrer Jähnig, Muster zeichner Lohse, Nadelmacher Schmidt, Gerberei- befitzer Stötzner, Fabrikbesitzer Carl Vetter; als Unansäsfige die Herren Expedient Feldmann, Fabrikleiter Hommel, Zahntechniker Löwel und Renlier Rcsch. Der Wahlaufruf mit Bekanntgabe der Kandidaten soll zweimal in den beiden Lokal blättern veröffentlicht und die Wahlzettel den Wählern durch die Post zugestellt werden. * — Aut der Nnterfuchuugthaft eutlaffe«. Gegen den in Sachen des letzten Brande- in der Weinkellerstraße vor kurzem in Untersuchungshaft genommenen Geschäftsinhaber Gotthilf Bohne ist vom Untersuchungsrichter in Zwickau das Verfahren eingestellt und B. aus der Haft entlassen worden. * — Kaiser-Panorama. Die durch daS letzte Erdbeben schwer heimgesuchte Stadt San Franzisko läßt man diese Woche im Kaiser-Panorama (Alt deutsche Trinkstube) noch einmal in alter Pracht und Herrlichkeit vor unseren Augen erstehen, und zwar m einer Vollendung, wie sie in natura nicht schöner sein kann. Mit Wohlgefallen ruht da- Auge auf den Bildern, welche uns die herrlichen Parkanlagen, die malerischen Szenerien am Spring brunnen, den künstlichen Wasserfall, die Palmen- Allee vor dem Rathause, das brandende Meer und den Sonnenuntergang am stillen Ozean und Meeres felsen bei San Franzisko zeigen. Wir sehen daS ge- schäftliche Treiben auf dem Hafenlandungsplatze, der Marktstraße und im Chinesenviertel und nehmen mit Verwunderung wahr, wie daS dortige Publi kum während eines Konzertes im Parke ungeniert auf Rasenplätzen und Treppenstufen sich lagert, um den Tönen der Musik lauschen zu können. Nach Besichtigung deS 50 Nummern enthaltenden Pro gramms »erläßt jeder mit voller Befriedigung das Panorama und niemand wird unterlassen, einen Besuch desselben angelegentlichst zu empfehlen. * — Lotterie fürdaj-Völkerschlacht-Nati-nal- Denkmal. Am gestrigen ersten ZiehungStage wurden folgende Nummern mit größeren Gewinnen gezogen: Nr. 172 004 mit 10000 Mark, Nr. 85 909 mit 1000 Mark, Nr. 143 558 mit 300 Mark, die Nrn 9938 und 115893 mit je 200 Mark, sowie die Nrn. 2774, 77836, 106663, 144251, 147502, 156 627, 173 976, 181097 und 185030 mit je 100 Mark. * — Zum Hautrecht des Gastwirts. Das Leip ziger Schöffengericht fällte gestern eine Entscheidung, die für Gastwirte von besonderem Interesse sein dürfte. Nach dieser Entscheidung ist das Verbot des Zutrittes in ein Lokal seitens des Inhabers oder dessen Bevollmächtigten einem Gaste gegenüber an sich noch keine Beleidigung. Ein Monteur hatte sich eines Abends in einem Restaurant in unangemessener Manier betragen, und als er dann nach einigen Lagen wieder erschien, trat ihm die Wirtsfrau in der Tür entgegen und bedeutete ihm, daß er bei ihnen nichts mehr zu suchen habe, er solle nur ruhig weitergehen. Daraufhin verklagte der Monteur die Frau wegen Beleidigung, da- Gericht sprach sie aber frei und legte die Kosten dem Kläger zur Last. In der Urteilsbegründung wurde betont, daß der Gastwirt daS Recht habe, jemandem, der ihm unbequem sei, den Eintritt in seine Restaurationsräume zu verbieten. Wenn dieses Verbot in ruhiger Art und Weise geschehe, so könne darin keine Beleidigung liegen; denn der Gastwirt sei wie jeder andere befugt, sein HauS- recht wahrzunehmen und auszuüben, wenn er Un zuträglichkeiten seitens eines Gastes zu befürchten habe. * — Der Ernst der wirtschaftliche« Lage ist soeben von dem Reichsbankprästdenten Koch be tont worden. Dr. Koch begründete die Diskont erhöhungen der ReichSbank wie folgt: „Sie sind gleichzeitig ein Warnungsruf an die Handelswelt, ein Ausruf zur Mäßigung in den Unternehmungen. Was eine weitere Erhöhung des Diskonts anlangt, so kommt eS zunächst darauf an, was die Bank von England zum Schutze ihrer Goldbestände vor zunehmen für gut befindet. Aber es ist nicht un- möglich, daß die Reichsbank auch, ohne daß der Anstoß dazu aus England kommt, sich genötigt sehen könnte, den Diskont noch weiter heraufzu setzen, um bei übergroßem Andrang gegen Schluß des JahreS für alle Fälle hinlänglich gerüstet zu sein." Man wird gut tun, diese Möglichkeit nicht aus den Augen zu verlieren. * Obertirschheim, 13. Nov. Infolge Blut- Vergiftung gestorben ist nach 8tägigem Krankenlager der Gutsbesitzer Emil Sonntag hier. Derselbe hatte sich beim Fischeschlachten mit den, dazu be nutzten Messer eine Wunde an der Hand zugefügt, die er nicht weiter beachtete. Als ihm aber der Arm bedenklich anschwoll und darauf ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wurde, war es be- reits zu spät, den im 50. Lebensjahre stehenden rüstigen Mann am Leben zu erhalten. Er hinter- läßt eine Witwe und mehrere Kinder. GerSdorf, 14. Nov. Bei der am Diens tag vormittag hier von dem VormusterungSkom- miffar Herrn Oberstleutnant Mosche abgehaltenen Pferdevormusterung wurden insgesamt 124 Pferde vorgeführt. Davon wurden brauchbar befunden 11 Reitpferde in der 1. Klasse, 8 in der 2. Klaffe. Als Zugpferde wurden 35 in der 1. Klasse und 21 in der 2. Klasse vorgeführt; als besonders schwere Zugpferde waren 25 bezeichnet; für vor übergehend unbrauchbar wurden 3 und als dauernd kriegsunbrauchbar 2l erklärt. Im vorigen Jahre wurden von 111 vorgeführten Pferden 93 als kriegsbrauchbar, 3 als vorübergehend unbrauchbar und 15 als kriegsunbrauchbar befunden. * Oel-nitz t. E., 13. Nov. Ein bedauerlicher Unglücksfall, dem der 17jährige Schieferdeckerge hilfe Beetz zum Opfer fiel, ereignete sich am Sonn abend vormittag hier. Beetz glitt auf dem Dache deS Hilbigschen HauseS von der Leiter ab und stürzte herab, und zwar leider so unglücklich, daß er auf den Gartrnzaun auffiel und sich mehrere Latten in den Leib spießte. Der Schwerverletzte mußte mittels Bahre nach dem Ottohospital tranS- portiert werden, woselbst ihm erst eine abgebrochene Latte au» dem Gesäß gezogen wurde. * Glaxcha«, 13. Nov. Zum 25jährigen Jubiläum des Glauchauer KreiSvereinS für innere Mission erstattete in der Nachversammlung im Meisterhause Herr Kommerzienrat Lossow den Jahresbericht. Die Einnahmen betrugen 4802 Mk. 25 Pf., die Ausgaben 4757 Mk. 74 Pf., demnach ist ein Ueberschuß von 44 Mk. 51 Pf. vorhanden. DaS Vermögen deS Vereins beträgt 126,053 Mk. 13 Pf. ES folgte alsdann die Neu wahl von statutenmäßig auSscheidenden Mitgliedern der Kuratorien deS Martin Luther-Stifts Hohen stein Ernstthal und deS Wettin-TtifteS Glauchau; auS dem Luther-Stists-Kuratorium hatte Herr Schuldirektor Dietze-Hohenstein-Ernstthal und aus dem Wettin-Stifts-Kuratorium hatte Herr Kom merzienrat Leonhardt-Waldenburg auszuscheiden. Beide Herren wurden einstimmig wiedergewählt und nahmen die Wahl dankend an. Mit den Vorschlägen deS Direktoriums wegen Verwilligung von zusammen 940 Mk. für verschiedene Zwecke erklärt sich die Versammlung einverstanden. Herr Ministerialdirektor Geh. Rat Merz, der nun daS Wort nahm, sprach dem Direktorium seinen Dank für die Einladung aus und wünschte dem Verein auch fernerhin gutes Gedeihen. Im Anschluß hieran teilte Herr Amtshauptmann Ebmeier mit, daß sich in Glauchau «ine Vereinigung gebildet habe, die die Errichtung eines evangelischen Ver einshauses anstrebt. Er hoffe, im nächsten Jahre sehr erfreuliche Mitteilungen machen zu können. Herr Oberkirchenrat Weidauer gab einige interes sante Erinnerungsbilder auS der 25jährigen Ge schichte des Kreisvereins und Herr Pastor von der Trenk-Dresden, Vereinsgeistlicher des Landesoer- eins für innere Mission, hielt dann einen Vortrag über: „Alte und neue Aufgaben der inneren M>s- sion im Dienste an der Jugend unseres Volkes." Der geschätzte Redner verbreitete sich eingehend über das RettungshauSwesen und legte dar, daß es eine dringende Notwendigkeit sei, für Jünglinge und Jungfrauen im Alter von 14 bis 20 Jahren zu sorgen. Zu den Aufgaben der inneren Mission gehören bekanntlich auch die Kinderbewahranstalten, Knabenhorte, Jünglings- und Jungfrauenvereine, Wanderkochkurse, Fremden- und Seemannsmisfion. Die Kollekte im Gottesdienst ergab 174 M. 24 Pf., in der Nachversammlung 99 M. 8 Pf. Herr Oberkirchenrat Weidauer hat eine Jubiläumsschrift herausgegeben, welche die Vorgeschichte, die Grün dungsgeschichte, das Vereinswirken, den Stand des Jubiläumsjahres und die für die Zukunft sich ergebenden Aufgaben und Ziele des KreiS- vereins behandelt. Der Verein eröffnete hiernach am 21. November 1883 das Martin-Lutherstift, am 7. März 1899 das Wettinstift, rief die christ liche Kleinkinderpflege in Kindergottesdiensten und Kinterbewahranstalten, die Jünglings- und Jung frauenvereine, das HerbergSwesen mit Verfleg- stationen und die Gemeindediakonie ins Leben und nahm an den Rettungsarbeiten an Verwahrlosten teil. * Chemnitz, 13. Nov. Die Bahnumbauten in Chemnitz machten die Beseitigung dreier alter Eisen- bahnbrücken an der Oststraße, Bernsdorfer Straße und Reichenhainer Straße notwendig. Der Ab bruch der letzteren Brücke wurde im Hinblick auf den dortigen starken Verkehr beschleunigt vorge nommen. Zu diesein Zwecke rückte ein Pionier kommando aus, für das die Sprengung der Brücke gleichzeitig eine wertvolle praktische Üebung darstellte. Das Pionierkommando traf unter Führung deS Oberstleutnants Bergmann auS Riesa ein und be stand aus 1 Leutnant, 1 Feldwebel, 2 Unteroffi zieren und 9 Pionieren des Riesaer 2. Pionier- bataillons Nr. 22. Zur Sprengung waren auch ein Geheimer Baurat aus Dresden, sowie zahlreiche andere Herren der Baubehörde erschienen. Indem mittleren Pfeiler, den beiden Bogen und dem linken Widerlager der Brücke waren insgesamt 40 Löcher angebracht, in die 200 Sprengkörper, jeder mit 200 Gramm Sprengmunition, gelegt wurden. Die Sprengung, die elektrisch durch Glühzünder vorge nommen wurde, geschah unter furchtbarer Deto nation. Ein ungeheurer Steinregen erfolgte, indes wurde nur ein Teil der Brücke zerstört, wodurch eine teilweise Wiederholung der Sprengarbeiten nötig wurde und die Bahnzüge eine Verspätung von über eine halbe Stunde erlitten. Die zweite Detonation war noch gewaltiger als die erste. Der durch die Sprengung angerichtete Schaden ist dank der getroffenen Anordnungen gering; dennoch wur den in den nächstgelegenen Gebäuden zahlreiche Fensterscheiben zertrümmert, sowie ein Staketzaun und eine in der Nähe befindliche Verkaufsbude zer- stört. Ein älterer Privatmann, der unter einer Ladentüre innerhalb der Absperrung stand, wurde von einem der niederfallenden Steine getroffen und verletzt. * Chemnitz, 13. Nov. In einem Fabrikgrund stück der Annaberger Vorstadt wurde heute morgen ein daselbst beschäftigter, 28jähriger Feuermann er hängt aufgefunden und polizeilich aufgehoben. — Ferner machte gestern nachmittag in seiner Behausung im Stadtteil Hilbersdorf ein 69jähriger Händler seinem Leben durch Erhängen ein Ende. In beiden Fällen soll Schwermut den Grund zur Tat bilden. — Des weiteren sprang gestern abend ein 21 Jahre alter Schlosser aus Waldheim in selbstmör- derischer Absicht in den Schloßteichabfluß und fand den erwünschten Tod. Liebeskummer soll hier die Gelbstmordursache sein. — Ein 40 Jahre alter Arbeiter verstarb heute vormittag plötzlich auf der Annaberger Straße in einem Straßenbahnwagen. Ein alsbald herbeigerufener Arzt vermochte nur noch den infolge eines Herzschlags eingetretenen Tod zu konstatieren. * Dresden. 13. Nov. ES ist eine Beruhigung für die gesamte Welt, wenn ein Scheusal, wie der Massenmörder Dittrich, der neun Fraurnmord auf dem Gewissen hat und trotzdem nicht unter dem Beile deS Scharfrichter- zu sterben brauchte, weil er für unzurechnungsfähig erklärt wurde, in einer Weise unschädlich gemacht worden ist, daß er nach menschlichem Ermessen nicht wieder die Freiheit gewinnen kann. Dittrich wurde jüngst unter Beobachtung außerordentlicher Sicherheit-- maßregeln zu dauernder Internierung in die Jrrenabteilung deS Zuchthauses zu Waldheim ein geliefert. Dort ist er in einer Isolierzelle unter gebracht und wird trotz seiner bei früheren AuS- brüchen auS der Irrenanstalt Herzberg bewiesenen Schlauheit die Freiheit sicher nie wieder erlangen, da diese Jrrenstation sich in einem Flügel deS Zuchthauses befindet und somit nicht nur gegen die Außenwelt vollständig abgeschlossen ist, sondern auch dem strengen Ueberwachungssystem der Straf- anstatt mit unterliegt. Da Dittrich indessen bei kräftigster und anscheinend normaler Gesundheit ist, so wird er zu den Arbeiten der Zuchthäusler mit herangrzogen. Jedenfalls darf die Welt ausatmen, daß sie diesen furchtbaren Verbrecher in sicherem Gewahrsam weiß. * Leipzig, 18. Nov. Die Postunterbeamten im Oberpostdirektionsbezirk Leipzig hielten eine Versammlung ab. in der beschlossen wurde, an den Reichstag eine Petition zu richten, in der um eine anderweite Regelung der Gehaltsklaffen der Post schaffner, Briefträger, Postboten und Landbrief, träger dergestalt ersucht wird, daß die höchste Ge- haltSklasse schneller erreicht werde. Ferner wurde um Erhöhung der Tagegelder der Telegraphen- und Posthilssarbeiter ersucht. Endlich wurde noch um Regelung der Personalreform ersucht, indem darum gebeten wird, für befähigte und strebsame Unterbeamte eine Klasse zwischen dcn Assistenten und Unterbeamten einzufügen. * Beuch« bei Leipzig, 13. Nov. Am Sonntag abend gerieten hier mehrere Arbeiter in Streit, der in Tätlichkeiten auSartete. In dessen Verlaus wurde der polnische GteinbruchSarbeiter Josef Muchowitz aus Kleinsteinberg wiederholt geschlagen, sodaß er flüchten mußte und in der Dunkelheit in den Steinbruch hinter der Kirche hinabstürzte, wo selbst er am anderen Morgen in bewußtlosem Zu stande und mit mehreren Knochenbrüchen aufge funden wurde. Der Bedauernswerte mußte sofort nach dem Leipziger Stadtkrankenhause übergeführt werden, woselbst er, ohne das Bewußtsein wieder zu erlangen, am selben Tage verstorben ist. * Niederwiera. 13. Nov. Ein bedauerlicher UnglückSfall trug sich hier unter den Schulkindern zu. In der Freiviertelstund« wurde der 11 Jahre alte Knabe deS Schuhmachers Hertsch auS Neu kirchen von einem Spielgefährten aus Niederwiera in einen Graben gestoßen, wobei er so unglücklich siel, daß er einen nicht unbedenklichen Beinbruch davontrug. * Meer«ne, 12. Nov. Vergangene Nacht kurz nach 1 Uhr brach in der Scheune des neuerbauten Gutes von OSwald Dietzmann in Merlach Feuer aus. Das Gebäude brannte mit sämtlichen Ernte vorräten vollständig nieder. ES scheint Brand stiftung vorzuliegen und wird Verdacht gegen einen Vagabunden, der am Nachmittage vorher in ge nanntem Gute gebettelt hat, ausgesprochen, weil dieser, als ihm keine Gabe verabreicht wurde, ge- droht hat, dem Dietzmann eint auSzuwischen. * Zwönitz. 13. Nov. Auf der Fahrt zwischen Bernsbach und hier ist einer reisenden Dame daS Geldtäschchen mit 117 M., eine Rückfahrkarte Grünhain-Chemnitz und ein Gepäckschein Chemnitz, sowie eine Damen-Nickeluhrkette mit vier kleinen Zwanzigpfennigern entweder gestohlen oder als ge- funden unterschlagen worden. In Verdacht kommt ein etwa 22—25 Jahre alter, mittelgroßer Unbe kannter, der dunkel gekleidet war und dunklen Schurr bart hatte, nach Art der Versicherungsbeamten eine Aktenmappe bei sich trug und hier in Zwönitz ausstieg; von hier ab fehlt jede weitere Spur. * Lößnitz (Erzg ), 13 Nov. Beim Durchforsten eines Fichtenwaldes in Dittersdorf wurden, unter einer Fichte versteckt, in einem Kästchen 4 Taschen uhren und 2 Uhrketten gefunden. Vermutlich rühren die Wertgegenstände von einem Diebstahl her. Dieselben lagen, dem Aussehen nach zu ur teilen, schon längere Zeit an dem betreffenden Orte. Die Uhren sind aber gut erhalten und werden zur Ermittelung des Eigentümers bezw. des DiebeS bei der Ortsbehörde aufbewahrt. * Steinhude! bei Seiffen, 13. Nov. Wegen Verdachtes, Meineide geleistet zu haben, wurden der Fabrikbesitzer Schlieder und der Holzdrechsler Dietze verhaftet und dem GerichtSgefängniS Sayda zugeführt. * Schönheide, 13. Nov. In der Bürstenfa brik von Baumann L Co. wurde der vom Hinteren Gebäude über den Hof nach dem vorderen Fabrik gebäude gespannte neue große Treibriemen durch schnitten. Infolgedessen mußte der Betrieb stocken. — In der Bürstenfabrik Aktiengesellschaft vorm. F. L. Lenk wurden nacht- zahlreiche Fensterscheiben zertrümmert. Es soll sich um Racheakte Streiken der handeln. * Plauex i. B , 13. Nov. Die Personalien des Selbstmörders, der sich am Sonntag nachmit tag von der Elstertalbrücke herabstürzte, sind nun mehr festgestellt worden. ES ist der 20jährige Sohn Walter des hiesigen Tischlers Roth. Der junge Mensch war in einer hiesigen Stickereifabrik beschäftigt. Das Motiv zu der schrecklichen Tat ist noch nicht festgestellt. * Neusalza 13. Nov. Im benachbarten Schönberg ist der 62 Jahre alte Stnnmrtz Carl August Liepke auf dem Nachhausewege durch einen Fehltritt in den Dorfbach gefallen und ertrunken. * Zttta«, 13. Nov. DaS 6jährige Töchterchen deS Gchmiedemeisters Streit in Burkersdorf fiel beim Spiel in einen mit kochendem viehfutter ge füllten Trog und erlitt derartige Brandwunden, daß eS am Tage darauf seinen Verletzungen erlag. * Halle. 13. Nov. Auf der Braunkohlengrube „Kupferhammer" wurden der Häuer Stecher und ein erst vorige Woche aus Oesterreich eingetroffener
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