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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190610166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19061016
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19061016
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-16
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.10.1906
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getötet, während die Verbrecher entkamen. Die Räuber müssen also doch über die geplante Fahrt von jemandem in der Bank selbst unterrichlel ge- wesen sein. In dem Kurorte Piatikorsk in Kaukasien drangen 5 Bewaffnete in die Wohnung deS Verwalter- des Nobelschen Bureau- ein, sperrten die Dienerschaft ein, töteten den Verwalter durch Messerstiche und entflohen unter Mitnahme von 300 Rubel. General Stössel, der Verteidiger von Port Arthur, ist vom Zaren krankheitshalber verabschiedet worden. Oertliches und Teichfisches. * H»heuftetn-Er»stth«l, 1b. Okt. Wie be reit- am letzten Freitag in den Kirchennachrichten für die Parochie Bern-dorf zu lesen war, gedenkl der Verband für christliche LiebeSwerke in Hohen stein-Ernstthal und Umgegend, zu dem außer der Stadt auch die Gemeinden Oberlungwitz, Gersdorf, Bernsdorf mit Hermsdorf und Rüßdorf gehören, am Sonntag, den 28. Oktober, in Bernsdorf sein 2. Jahresfest, ein Missionsfest, zu feiern. Im Fest- gottetdienst, der um 2 Uhr nachmittags beginnen soll, wird Herr Pastor Rüdiger auS Mülsen St. Jakob die Predigt halten, in der Nachversammlung Herr Pastor Schmidt von hier Lichtbilder aus der afrikanischen Mission vorführen. Wir unterlassen nicht, schon jetzt alle Misstonsfreunde zur Teilnahme an diesem Feste einzuladen. * — Ler Kaufmännische Verein wird das diesjährige Winterprogramm mit einem Vortrag deS Herrn Hauptmann Härtel auS Leipzig über den VesuvauSbruch im April dsS. J-. einletten. Der Vortragende wird auf Grund eigener Be obachtung und an der Hand von Lichtbildern ein getreues Bild jener SchreckenStage geben. Der Vortragende wird dabei hauptsächlich die Frage behandeln: „Welche Wirkung hatte die Katastrophe und wie verhielt sich die Bevölkerung dazu?" Die Lichtbilder sind nach eigenen Aufnahmen deS Vor tragenden hergestellt und von diesem selbst koloriert worden. Die „Urania' in Berlin, deren Vortrags- veranstaltungen allgemein anerkannt sind, hat de- reitS eine Anzahl Bilder von Herrn Hauptmann Härtel öffentlich vorgeführt. Es wird ein besonders lichtstarker Apparat mit Wandelpanoramaeinrichtung Verwendung finden, eine Neuheit auf dem Ge biete der Projektion, die man hier wohl noch nicht gesehen hat. Die Besucher des Vortrages dürfen also auf einen recht interessanten Abend rechnen. * — Giuen recht schöne» Verlauf nahm der gestern abend von dem Neustädter Gewerbeverein im großen Vereinszimmer des Gasthauses „Stadt Glauchau" veranstaltete Familienabend, zu dem sich die Mitglieder mit ihren Frauen in recht stattlicher Zahl eingefunden hatten. Bei Musik, Reden ernsten und heiteren Inhalts, sowie sonstiger angenehmer Unterhaltung entschwanden die Stunden wie im Fluge. Allgemeines Lob fanden die von Herrn Howorka gebotenen Speisen und Getränke. Be merkt sei bei dieser Gelegenheit, daß der Neustädter Gewerbevercin zu Johanni 1908 daS 50jährige Jubiläum seines Bestehen- feiern kann. * — Die Gardekompaguie hielt gestern nach mittag unter reger Teilnahme der Mitglieder ihr Abschreßen ab. Am Abend fand für die Mit glieder und Losinhaber ein Kränzchen statt, das einen recht schönen Verlauf nahm. * — Eine» guten Faug machte gestern die Oberlungwitzer Polizei mit der Festnahme des als heeresunsicher verfolgten Fleischers und Handar beiters Hugo Hermann Just, der zuletzt in Ober lungwitz wohnhaft war und vorige Woche beim Regiment Nr. 181 in Chemnitz eintreffen sollte. Da derselbe bei Herrn Fleischermeister Grabner in Hohenstein-Ernstthal gelernt hat und schon wieder holt wegen Diebstahl- vorbestraft ist, lenkte sich auch der Verdacht, die beiden im August und Mitte voriger Woche im Grabnerschen Grundstück verüb ten Diebstähle ausgeführt zu haben, auf den Fest genommenen. Herr Polizeioberwachtmeister Noack nahm ihn daher in ein scharfes Verhör, wobei er der beiden Einbrüche überführt wurde. Gleichzeitig wurde dem sauberen Burschen ein Taschendiebstahl, dem am vorigen Montag der Rentenempfänger M. zum Opfer fiel, nachgewiesen. Dem Dieb waren hierbei 15 Mark in die Hände gefallen. Der in sehr schlechtem Rufe stehende I. wurde heute mit tag dem Infanterie-Regiment Nr. 181 zugeführt, in das er allerdings, da er mit dem Zuchthause Bekanntschaft machen dürfte, wahrscheinlich nicht eingestellt werden wird. * — Die 92 Tauvorturuerstunde, die der Niedererzgebirgs-Gau gestern in Mülsen St. Jakob abhielt, nahm in der Turnhalle des dortigen Turn vereins mit Aufmarsch und Freiübungen seinen Anfang. Nach den Freiübungen, an denen sich 97 Turner beteiligten, turnte man in 9 Riegen an den Geräten. Danach führten 10 Turner, die in Gersdorf sich den Eichenkranz geholt hatten, eine Anzahl Kürübungen, die den andern Turn genossen viel Anregung und Stoff zur Weiter bildung geboten haben dürften, aus. In der dem turnerischen Teil sich anreihenden Sitzung, welche von 120 Turner besucht war, wurde der geturnte Stoff kritisierend besprochen und dem verflossenen Gausest eine längere Beurteilung gewidmet. Eine gewisse Enttäuschung machte sich unter den an wesenden Gaumitgliedern bemerkbar, als der Ver sammlungsleiter bekannt gab, daß die Urkunden für die Sieger sowohl im Einzel- als auch im Vereinswetturnen noch nicht in Empfang genommen werden könnten, da ihre Fertigstellung sich ver- zögert habe. Die Wirker-Konferenz, die gestern in Burkersdorf stattfand, hatte eine weitaus größere Leilnehmerzahl aufzuweisen, als die vor 3 Wochen ebendort abgehaltene. Es waren 108 Wirkerei betriebe mit 350 Delegierten vertreten. Die Sitzung begann vormittags 11 Uhr und endete erst gegen >/,7 Uhr nachmittags. Herr Reichel-Lhemnitz hielt vorerst ein kurzes allgemeine- Referat, an daS sich dann die Berichte der Delegierten über die den Fabrikanten überreichten Forderungen anschloffen. AuS den Berichten ging hervor, daß die Antworten in der Mehrzahl bemerkenswerte Zugeständnisse in Bezug auf Lohnerhöhung und Arbeitszeitverkürzung erkennen lassen. Zwei Betriebe hatten sämtliche 15 Forderungen bewilligt. Die Stimmung, die nach Erstattung der Berichte herrschte, bewies jedoch deut lich, daß man keineswegs mit dem Erfolg zufrieden war. ES wurae beschlossen, den Vorstand zu be auftragen, in Verbindung mit den Arbeiter-Aus- lchüffen nochmals Schritte behus- vollständiger Durchführung der Forderungen zu unternehmen. ES dürste dies aber nunmehr bloß Sache der Ein- zel-Ausschüffe sein; denn in denjenigen einzelnen Betrieben oder Orten, wo die Organisation nicht kräftig genug ausgebaut ist, hängen weitere Maß nahmen lediglich vom Ermessen des VerbandSvor. standes ab. Demnach erscheint es nicht ausgeschlossen, daß Arbeitseinstellungen, besonders in der Umgegend des Veisammlungsortes, schon im Laufe nächster Woche statlfinden werden. Den Verhandlungen wohnte auch der Vorsitzende des deutschen Texlil- arbeilerverbandes, Hübsch-Berlin, bei. * — Eine Metallarbeiter Versammlung fand am Sonnabend abend im Saale des Gasthauses „zur Zeche" statt. Dieselbe war lediglich Agila- lionszwecken für den M tallarbeiterverband gewid met und war für den verhinderten Gauleiter Hake- Dresden Herr Kaman-Dresden als Redner er schienen. An der freien Aussprache nahmen von den etwa 120 Anwesenden 5 Herren teil. Mit der Wahl eines Mitgliedes zum hiesigen Gewerk- schaftskartell endete die Sitzung. * — Eine Kurtonardetterversammluig, die für gestern vormittag nach dem „Meisterhaus" ein- berusen war und die den Zweck haben sollte, die Karlonnagenarbeiter zu organisieren, konnte nicht abgehalten werden, da außer dem Einbetufer kein hiesiger Arbeiter der B-anche erschienen war. * — Wegfall der Gelddestclluugcv an Sonn- uud Feiertagen. Vom November ab soll ver suchsweise an den Sonn- und Feiertagen eine B - stellung von Geldbriefen und Postanweisungen — abgesehen von den durch Eilboten abzulragenden Sendungen — nicht mehr statlfinden. Den Geld empfängern, die regelmäßig ihre Sendungen abtzolen, ist die Abholung an den Sonntagen rc. währens der Schalterdienststunden auch fernerhin gestaltet. Auch können solche Personen, die an Werktagen Geldbriefe und Postanweisungen im Wege der B.- stellung erhalten, diese Sendungen an Sonntagen rc. am Postschalter abholen, vorbehaltlich des Widerrufs für den Fall, daß aus zu umfangreicher Abholung wesentliche Unzuträglichkeiten entstehen sollten. Wenn ein Feierlag einem Sonntag un mittelbar vorhergeht oder folgt, so fällt die Geld bestellung nach Bestimmung der zuständigen Ober- Postdirektion nur an einem dieser Tage aus. ' — Auch die Schokolade wnd teurer. Der Verband deutscher Schokoladefabrikanten er klärt, daß tue erhebliche Steigerung der Preise für Rohmaterial zu einer Erhöhung der Schoko ladenpreise zwinge. ' — Wandervögel aus dem Norden durchziehen auf nächtlichen Wanderzügen meist im Monal Ok tober unsere Gegend. In der Hauplsache sind es Kraniche, Wildenten, Taucher und Schneegänse, die jetzt wandern und zu mancherlei Beobachtungen Anlaß geben. Die Kraniche sind auf ihren Zügen am leichtest n erkennbar. Sie fliegen nicht m be deutender Höhe, zeichne» sich durch eigentümliche Stimme auS und ziehen in der bekannten Hak n- form. Die schräge Linie hält deshalb der Vogel bei, weil sie ihm eine Erleichterung des Fluges bietet, auch hat er den Trieb, in enger Gesellschaft mit anderen zu fliegen. Die Wildenten fliegen in gerader Linie nebeneinander, die Taucher rn ge rader Linie hintereinander, die Gänse in schräger, aber eingliedriger Linie. * — Da» Jahr 1907 steht im Zeichen des „Merkur". Sonn- und Feiertage verzeichnet der Kalender im benachbarten Böhmen nicht weniger als 65, sodaß gerade 300 Werktage verbleiben. DaS tanzlustige Volk kommt im nächsten Jahre nicht auf seine Rechnung; denn der Fasching ist, da schon auf den 13. Februar der Aschermittwoch fällt, sehr kurz. Ostern und Pfingsten weisen gleichfalls ein frühes Datum auf, nämlich den 31. März und den 19. Mai. Fronleichnam fällt auf den 30. Mai, der heilige Abend ebenso wie Sil vester auf einen Dienstag. * — Prinzcsstn Anna Monica Pla i« Dres den. Am Sonnabend gab die Wochenschrift „Dresdener Rundschau" ein Extrablatt mit der Ueberschrift „Prinzessin Monica Pia in Dresden" heraus, in dem die Behauptung aufgestellt wird, die Montignosofrage solle nunmehr endgültig ge regelt werden, und zwar in der Weise, daß die kleine Prinzessin nach Dresden übersiedle, ohne daß der Gräfin in Zwischenräumen ein Wiedersehen gestattet werde; statt dessen werde der Hof der Gräfin eine große Geldentschädigung bieten. Wie die „L. N. N." aus maßgebender Quelle erfahren, findet tatsächlich die Auslieferung der am 4. Mai 1903 geborenen jüngsten Tochter des Königs, Anna Monica Pia, noch in diesem Jahre statt. DaS ist aber durchaus nichts Neues, sondern bereits in dem vor Jahren zwischen der Gräfin Montignoso und dem sächsischen Hofe festgestellten und seinerzeit auch im amtlichen „Dresdn. Journ." veröffentlichten Vertrage vereinbart worden. Wie erinnerlich, sollte die kleine Prinzessin bereits am 1. Mai d. I. an den Dresdener Hof abgegeben werden. Mit Rück sicht auf den kurz zuvor eingetretenen Radunsall der Gräfin sah man zunächst von der Forderung der Auslieferung des Kindes ab, dessen Uebergabe an den sächsischen Hof nun aber nichts mehr im Wege steht. Der Tag dafür ist noch nicht bestimmt- Auch steht noch nicht fest, ob das Prinzeßchen direkt nach Dresden gebracht oder anderweit in Erziehung gegeben wird. Der Bevollmächtigte des Königs in dieser Sache ist nach wie vor Justizminister Dr. Otto. Aus rein praktischen Gründen ist in dessen der sächsische Gesandte in München, Freiherr von Friesen, mit der Führung der Verhandlungen zwischen dem Dresdener Hofe und der Gräfin Montignoso beauftragt worden Alle übrig-n An- gaben des „Rundschau"-Exirablattes beruhen auf Kombinationen. Gerddorf, 15. Okt. Im Saale deS Gast hauses .Grünes Tal" tagte gestern vormittag 11 Uhr eine Bergarbeiterversammlung, die mit der neuen Lohnbewegung der Bergarbeiter Deutschlands fich beschäftigte. Der Besuch war ein der Wichtigkeit dieses Gegenstandes entsprechend zahlreicher Etwa 550 Personen süllten den Saal. Der Vorsitzende der hiesigen Zahlstelle deS Bergarbeiteroerbandes, Herr Jakob, leitet« die Sitzung. Als Referent fungierte Herr Manilius Krauße-Zwickau. Derselbe besprach in Inständigem Vortrag das aufgestellte Thema: „Bedürfen die Bergarbeiter einer Lohn aufbesserung?" Die Frage bejahend, erwähnte er, daß die Förderung im Lugau-OelSnitzer Kohlen revier eine wesentliche Steigerung erfahren habe, trotzdem die Zahl der Arbeiter eine kleinere ge worden sei. Der Lohn sei aber nur um 8 Pfg. pro Tag (Pfuirufe) gestiegen. Sodann brachte der Referent die von den fünf größten Verbänden Deutschlands ausgestellten Forderungen zur Kennt nis. Hiernach verlangt man: Erhöhung de-Schicht- lohneS um 15 Prozent, eine gleiche Erhöhung auch hinsichtlich des Gedmglohnes, Aushebung der Sperre, Beseitigung des getrennten Gedinges, strenge Ein haltung der Schichtzeit Stürmischer Beifall folgte dem Referate. Folgende Resolution gelangte hier auf zur einstimmigen Annahme: 1) die heutige öffentliche Bergarbetterversammlung erklärt sich nach Anhörung des Referenten mit den von dem Vor stande der Bergarbeiter-Organisation eingereichten Farderungen einverstanden; 2) ferner erklären alle Anwesenden, mitzuhelsen, daß die große Masse der Indifferenten für die Organisation gewonnen wird; denn nur ein starker, kräftiger Verband kann die Lage der Bergarbeiter verbessern; 3) die Ver sammelten verpflichten sich, in Lagen der Lohn- bewegung nur auf die Anweisungen der Gesamt heit zu hören und sich zu keinem unüberlegten Schritte verleiten zu lassen; denn nur durch Ein- mütigkeit und Disziplin kann unsere berechtigte Sache zu Ende geführt werden. — Die Forderungen, die bis zum 25. Oktober seitens der Werkverwal tungen beantwortet werden sollen, werden nunmehr eingereicht. Gleiche Versammlungen sanden übrigens gestern noch im ganzen Lugau-OelSnitzer Kohlen revier statt. Beteiligt an der Bewegung sind un gefähr 10 000 Bergarbeiter. * .* Kuhschnappel, 15. Okt. Der Besitzer des bestens bekannten hiesigen GasthoseS, Herr Herm. Lahl, feierte am vergangenen Sonnabend sein 25jähriges Orts- und Gastwi'tSjubiläum. Aus diesem Anlässe sind Herrn Lahl, der seinen Gast- hos zu seltener Blüte gebracht und zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der ganzen Gegend gemacht hat, mannigfache Ehrungen zuteil geworden. Auch wir bringen dem allezeit rührigen Jubilar unsere besten Glückwünsche dar. * Lichtenstein, 14. Okt. Gestern mittag wurde im Hotel „Goldner Helm" die vom Obstbauverein deS Bezirks Glauchau veranstaltete Obstausstellung durch den Vorsitzenden Herrn Kantor Leucht- Weidensdorf feierlichst eröffnet. Nach herzlicher Begrüßung der Herren Vertreter der Behörden und geladenen Ehrengäste wies Herr Kantor Leucht, von dem Werte deS Obstes ausgehend, darauf hin, daß unter den Vorteilen unserer Gegend nicht an letzter Stelle sich der Obstbau kn finde. Die Aus stellung zeige, in welch hoher Blüte der Obstbau stehe. Besonderen Dank zollte Herr Leucht der Königl. Staatsregierung und schloß dann nut einem Hoch auf Se. Majestät den König. Herr Seydel- Lichtnrstein begrüßte die Erschienenen im Namen deS Obstbauvereins Lichtenstein und Herr Stadtrat ArendS im Auftrage der Stadt Lichtenstein. Ein Gang durch die Ausstellung zeigt, daß diese in allen Teilen sehr reich beschickt worden ist. Besonders bemerkenswert ist das Lebrsortiment. Hier »st jedem Gelegenheit geboten, die Obstsorten süc Hausgärten, für freie windige Plätze und Straßen, für den Handel rc. rc. kennen zu lernen. In welcher Weise der Obstbau sich durch die Tätigkeit des Vereins entwickelt hat, geht daraus hervor, daß von 110 Ausstellern zuka 2300 Teller mit den köstlichen Früchten ausgestellt sind. Die Fortschritte in der Obst- und Gemüseverwertung zeigt die ebenfalls reiche Ausstellung von Gemüse-, Frucht-Konserven und Honig, die jedem Gelegenheit bietet, seinen Bedarf bei hiesigen Obstzüchlern und Imkern zu decken. Ueberhaupt gereicht die Ausstellung dem Obstbauverein L'chtenstein, der zu den rührigsten des Bezirks gehört, nur zur Ehre. * Zwickau, 14 Okt. Wie erst jetzt bekannt wird, gewann den 8 Gewinn der hiesigen Aus stellungslotterie : eine Braulwäscheausstatlung im Werte von 500 Mk., der Schriftsetzerlehrling in der Druckerei des „Zwickauer Tageblattes," Alfred Heizelmann. Da er wegen Altcrsbedenken noch nicht gut eine Anzeige erlassen kann: „Zur Braut- wäscheausstattung wird eine passende Braut gesucht," so würde ihm ein Abnehmer nicht unwillkommen sein. — Ein verheirateter Einwohner des Vorortes Planitz, 30 Jahre alt und Vater von 5 Kindern, ist heimlich sortgegangen und in die französische Fremdenlegion eingetreten. Jetzt hat er seiner Frau wieder geschrieben und dabei bittere Klagen über sein Los geführt. * Chemnitz, 15. Okt. Ueberfallen wurde gestern kurz vor Mitternacht auf der Parkstraße in der Nähe der Stollberger Straße ein dort bedienstetes Mädchen von einem etwa 30 Jahre alten Mann. Dieser würgte das Mädchen und suchte es zu Boden zu reißen, mußte aber schließlich infolge des Widerstandes des Mädchens von 1hm ablassen, worauf er verschwand. * Dretden, 14. Okt. König Friedrich August wird demnächst auf längere Zeit von Dresden ab wesend sein. Wie schon mitgeteilt, begibt sich der Monarch zunächst nach Hamburg zur Probefahrt des Dampfers „Friedrich August"; hieran schließt sich eine Reise nach Cannes zu den Hochzeitsfeier lichkeiten seines Bruders, deS Prinzen Johann Georg. Hierauf wird der König einen auf mehrere Wochen berechneten Ausflug nach Tarvis in Kärnten untermhmen. Die bevorstehende lange Abwesenheit de- Königs dürfte die Veranlassung dazu gewesen sein, daß in letzter Zeit gleich hintereinander zwei Sitzungen des GesamtministeriumS stattgefunden haben. — Wie daS „Dresdener Journal" meldet, findet anderweitigen Anordnungen zufolge di« Ver- mählung deS Prinzen Johann Georg mit der Prinzessin Maria Immakulata von Bourbon-Si zilien erst am Dienstag, den 30. Oktober, zu Cannes statt. Der feierliche Einzug der Neuvermählten wird demzufolge erst am Montag, den 26 Novem- ber, erfolgen. * Leipzig, 14 Oktober. Der Verband der deutschen Posamentierer-Innungen und alle selb ständigen Posamentierer Deutschlands haben be schlossen, infolge fortgesetzter Steigerung sämtlicher Rohmaterialien, sowie höherer Arbeitslöhne die Preise für alle Posamentierwaren um mindestens 10 Prozent zu erhöhen. Begründet wird dieser Beschluß damit, daß die Posamentierbranche schon seit längerer Zeil unter der Ungunst der Konjunk tur zu leiden gehabt hat und bei vielen Artikeln die Verkaufspreise kaum die Herstellungskosten deckten; sonach sei der verhältnismäßig geringe Preis- ausschlag als dringendes Bedürfnis zu bezeichnen. * Meißen, 14. Okt. Ein sonderbares Ver gnügen leisteten sich vorgestern nachmittag drei Jungen im Alter von 9 dis 12 Jahren. Während sich die Mutter auf dem Kartoffelselde befand, machten sich die hoffnungsvollen Sprößlinge über die neuqcwaschenen Hemden des Vaters, zogen die selben an und begann sich damu auf die Straße, um sich dort in diesem Anzuge an dem beliebten Kinderreigcn „Ringelringelreihe, wir sind der Kin der dreie" anzuschließ^n. Natürlich fehlte eS den übermütigen Bürschchen nicht an Zuschauern; die heimkchrende Mutter aber soll keine Liebkosungen an sie verwendet haben. * Coschütz, 14. Okt. Bei Abräumungsarbeiten im Manischen Steinbruche an der Heidenschanze wurde das Gerippe eines Mannes in ungefähr 1 Meter Tiefe aufgefunden. Man bringt den Fund mit einem Morde in Verbindung, welcher vor etwa 20 Jahren an einem gewissen Kunath aus Coschütz verübt worden sein soll. * Pirna, 14. Okt. Man muß die Gelegenheit benutzen, dachte ein Mensch, der die Arbeit nicht erfunden hat, und versuchte dieser Tage kurzerhand den König und die Herren des Gefolges anzubetteln. Mit dem Militärpaß in der Hand näherte er sich den Herrschaften, wurde abcr von einem Beamten zur Feststellung der Personalien zur Wache sistiert. Zu seinem Vorhaben hatte der Mensch sich ganz gehörig Mut getrunken. * Kamenz, 14. Okt. Ein schwerer Unglücks fall, dem leider ein Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich am Freitag nachmittag. In der Fa- biikgasse scheute das Pferd des Obsthändlers Schöne aus Ohorn und ging durch. Dabei wurde Schöne so unglücklich aus dem Wagen geschleudert, daß er infolge Anschlagens an einen Barriörestein sofort tot war. Ein zweiter Insasse des Wagens erlitt eine Gehirnerschütterung, während schließlich noch ein Kind durch Ueberfahren schwer verletzt wurde. * Mügeln, 14. Okt. Die 12jährige Tochter des Wirlschaftsbesitzers Wittig in Ablaß benutzte zum Feueranmachen Petroleum. Die Flamme ichlug in die Petroleumkanne und diese explodierte. Dadu>ch hat das Kind so schwere Brandwunden erhallen, daß es nach drei Tagen starb. * Halsbrücke bei Freiberg, 14. Okt. Im Gast haus zur „Erzschmelze" hallen 4 Handelsleute, 2 Männer und 2 Frauen, mit Planwagen und Pferd Quartier genommen. Nachts erhob sich in dem Zimmer der beiden Frauen ein großer Tumult, der in eine wüste Prügelei ausartete, wobei alles kurz und klein geschlagen wurde. Der Wirt wußte sich schließlich nicht mehr zu Helsen und alarmierte die Feuerwehr, die dann die unliebsamen Gäste in der Richtung nach Rothensurth abschob. * Thum, 14. Okt. Aus der Bank am Wege des Georgwaldes, unweit der Knochenhäuser, fanden am Sonntag abend Spaziergänger einen ungefähr 10jährigen Knaben, der klagende und winselnde Laute von sich gab. Dem Kleinen waren mit starkem Bindfaden die Beine an die Bank geknebelt und gefesselt, ebenso Arme und Kops, außerdem war der Mund mit Schwelen und einem Taschen tuch verbunden. Die Leute befreiten den armen Jungen, der aus Herold stammte, von seinen Fesseln, sodaß er sich nach Hause begeben konnte. Die Peiniger sollen junge Burschen aus einem Nach barort sein, welche Streit mit anderen Knaben ge habt und an dem 10jährigen Buben, trotzdem dieser an dem Streit ganz unbeteiligt gewesen ist, sich haben rächen wollen. * Taubenpreskeln bei Liebschwitz, 14. Okt. Am Mittwoch nachmittag brach in der hiesigen Kirche Feuer aus, wodurch die aus einem Holz verschlage bestehende Sakristei ausgebrannt und ein darin befindlicher Schrank mit geistlichen Büchern vollständig vernichtet worden ist. Außerdem find der Altarteppich und die Wände der Sakristei stark angekohlt. Nach Lage der Sache hat man eS mit böswilliger Brandstiftung zu tun; denn von den Kronleuchtern waren 4 große Wachskerzen heraus- genommcn und davon 3 angebrannt und unter den Bücherschrank in der Sakristei gestellt worden, wäh rend die vierte auf der unteren Stufe deS Altar« in der Nähe des Teppichs ebenfalls abgebrannt gefunden wurde. Der Schandbube hat auch den Altar und den Teppich in der gemeinsten Weise beschmutzt * Bad Elster, 14. Okt. Durch Ueberfahren getötet wurde gestern gegen mittag der 64 Jahre alte Geschirrführer Johann Müller. Ec geriet unter den von ihm geleiteten, mit Moorerde für die Königl. Badeanstalt geleiteten Wagen. Müller hinterläßt eine Frau und mehrere erwachsene Kinder. ) k( Plaue» i. V, 15. Okt. Wie der „Vogtl. Anz." meldet, sind bei einem am Sonnabend im Dorfe fLiebengrün bei Ziegenrück auSgebrochenen Großfeuer insgesamt 29 Gehöfte in Mitleidenschaft gezogen worden. 21 Wohnhäuser und 32 Scheunen ind niedergebrannt; der Schaden beläuft sich auf
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