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0.40 1 - '>^0.20 0.35 0.38 1.10 2.— 1.10 2.25 2.90 3.75 0.10 0.20 0.30 0.25 2.50 13.— 0.10 0.45 0.50 0.45 2.90 , 1.65 2.90 0.50 1.25 2.50 8.50 0.88 2.25 1.90 2.50 0.90 0.12 0.35 0.90 0.60 1 — 0.95 0.50 0.35 0.25 0.20 0.06 . 0.10 : 0.08 0.10 0.50 1.25 1.50 3.50 5.25 8.- 12.50 7.25 11.- e Hchenstcin-EnistthlilkrAiizkifter Tageblatt für Atthenßem Gl nftLhü», Köerlungwitz, Hersdorf, KeLMShM'f, Wüftmbro w, UtlpWng, Mittelbsch, Langenberg, Falke«, MnEorf, Änmcksch, TlrschhM rc. Weitverb« Metes ZWMWwMkMv M msMHe PMM-WWchM. Bei Abholung Kret ins Haut momtttch. . 4^. Pfg. . . . 35 Psst monatlich d>e einzelne Nummer 6 mnteliährlich I. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Nr. 240 33. Jahrgang Dienstag, den 16 Oktober 1906 Fernsprecher Nr. 151 Geschäftsstelle: Balmstr. 3. Freibank Hohenstein - Ernstthal Heute Verkauf von gekochtem Schweinefleisch; Pfund 45 Pfg ent- der von alles andere eher denn eine Frau von Geist, nicht einmal von Gemüt, war. So ist kein Porträt von denjenigen, die auf der Menschheit Höhen wandelten, über einigen Spott oder Bosheit sort- gekommen, und es ist nicht abzusehen, warum in der modernen Zeit die Empfindlichkeit höher sein sollte wie einst. Kaiser Wilhelm II. und Bismarck, offenere und ehrlichere Kampsnaturen, wie sie beide, hat es wohl kaum gegeben. Aber zwei harte Steine mahlen eben nicht gut. Nur das, nichts anderes, hat sich für diese beiden großen Charaktere aus allen bis heute erfolgten Veröffentlichungen er geben. Daß andere Erscheinungen minder günstig fortgekommen sind, wird nicht zu leugnen sein, ober darüber regt sich weder die Welt auf, noch hat sie etwas anderes erwartet. Zeremonienmeister und Kammerherren haben von jeher erschreckte Ge sichter gemacht, wenn in einer feierlichen Anrede eine allerdevoteste Phrase nicht enthalten war, wenn ein Hosknix nicht genau nach Vorschrift ausfiel, oder ein des Parketts ungewohnter Mann in Ge fahr schwebte, bei einer fubmissen Verbeugung auf die Nase zu fallen. Aber das alles sind nur Aeußerlichkeiten, sie vermögen den Weltcnlaus nicht zu begrenzen oder einzurenken. Seitdem Dampf und Elektrizität die höchste Macht an sich gerissen haben, ist es mit der Etikette und ihren Vor schriften trübe bestellt. Darum sind auch solche Bücher, wie das Hohenlohes, keine unberufene Attacke, höchstens eine unberufene Photographie. Gersdorf Bez. Chemnitz, den 27. September 1906. Der Gemeindevorstand Göhler. Ler Kaiser in Bonn. Nachdem der Kaiser am Sonntag in Geln hausen im Bezirk Kassel der Vermählung deS Prinzen Albert zu Schleswig-Holstein mit der Gräfin zu Usenburg und am heutigen Montag nachmittag in Essen a. d. Ruhr der Hochzeit des Herrn v. Bohlen mit Fräulein Berta Krupp bei gewohnt hat, trifft er am heutigen Abend in Bonn am Rhein ein, wo am Dienstag ein Denkmal Kaiser Wilhelms 1. enthüllt wird und Prinz August Wilhelm, der vierte Sohn des Kaiser paares, tue Universität bezieht. Der Aufenthalt des Monarchen in Bonn ist auf drei Tage be rechnet. Mit dem Prinzen August Wilhelm be ginnt der dritte kaiserliche Prinz seine Studien in Bonn, wo vor ihm schon der Kronprinz und Prinz Eitel-Friedrich Vorlesungen gehört haben, gerade so wie der Kaiser selbst. Man sagt, daß Prinz August Wilhelm weniger für den militärischen Be ruf, als für die Wissenschaft schwärme, doch ist über seine Zukunft heute wohl noch nicht ent schieden. Der Kaiser kann alte Erinnerungen in Bonn ouffcischen und es heißt, daß er auch dies mal, wie schon wiederholt, mit dein „Borussen" (Preußen) - Stürmer aus dem Haupte an einem großen studentischen Kommers tcilnehmen, diesem vielleicht sogar präsidieren wird. Infertionsgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeilr oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklame^ 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgab? Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Die Affäre Mscher beendet. Major Fischer, der ehemalige Vorstand der Bekleidungsabteilung der Schutztruppe, ist am Sonn- abend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Gleichzeitig ist das Strafverfahren, das wegen des Verdachts der Bestechung Ende Juli d. I. gegen ihn anhängig gemacht worden war, eingestellt wor den, da die Ermittelungen, die nahezu ein Viertel jahr hindurch in eingehendster Weise nach dieser Richtung geführt worden sind, strafrechtlich Be lastendes nicht ergeben haben. Unberührt bleibt das ehrengerichtliche Verfahren, das gegen den Major Fischer schwebt und darauf begründet ist, daß er Handlungen vorgenommen hat, die mit seiner Stellung als Offizier nicht vereinbar find. daß er nicht eigentliche Memoiren besitze, wohl aber eine ungeheure Masse ungeordneter Aufzeich nungen, die zu bearbeiten er niemals Zeit gehabt Hube. Die Herausgabe seiner Erinnerungen sei überaus schwierig. Er suche eine geeignete Person von geschichtlichem Wissen und politischem Takt, die diese Arbeit übernehmen könne. In der vor liegenden Form hätte der Verstorbene seine Denkwürdigkeiten also in keinem Falle veröffentlicht. Neulich wurde mitgeteilt, Prinz Alexander von Hohenlohe habe nach der Veröffentlichung des kaiser lichen Telegramms an den Fürsten Philipp Hohen lohe Verhandlungen mit der Deutschen Verlags- Anstalt in Stuttgart angeknüpft, um die Heraus gabe der Erinnerungen hinauszuschieben. Das ist nach Stuttgarter Blättern falsch. Von der fremden Presse ist die englische be- sonders scharf in ihren abfälligen Kritiken, weil über die Kaiserin Friedrich, älteste Tochter der Königin Victoria, sich wiederholt herbe Bemerkungen finden. So verzeichnet Hohenlohe unterm 5. 10. 86 eine Bemerkung des alten Kaisers, sein Sohn stehe politisch unter dem Pantoffel seiner Frau. Das ist allerdings nicht in dem Maße begründet. Ebenso unzutreffend ist es, wenn Hohenlohe sagt, von einem Enthusiasmus der Bevölkerung bei dem Besuche Bismarcks in Berlin im Januar 1894 sei nichts zu merken gewesen. Wer jener Einfahrt des Alt- ReichskanzlerS die Linden hinab bis zum Branden burger Tor beiwohnte, der weiß, daß sehr selten ein solcher Begeisterungssturm in Berlin herrschte In ähnlichem Umfange hat sich das nur bei dem Besuche der drei Buren-Generale Dewet, Botha und Delarey wiederholt. Die Vorgänge in Rußland. Die russischen Monarchisten, die sich anmaßten, dem deutschen Kaiser Vorschriften über den Em- pfang des Grasen Witte in WilhelmShöhe zu machen — der Besuch war, wie erinnerlich, weder geplant noch gemacht worden — haben dem König von England jetzt aufgegeben, keinen Besuchsaus tausch von englischen Parlamentariern mit ehe maligen russischen Dumamitgliedern zuzulassen. Die Monarchistenpartei führt also das große Wort in Rußland. Allerdings ist die Hinausschiebung des Besuches der englischen Abordnung in Rußland nicht ihrem Eingreifen zu danken, sondern auf sach liche Erwägungen und Zweckmäßigkeitsgründe zurück zuführen. Der Besuchsaustausch würde im gegen wärtigen Augenblick tatsächlich auch mancherlei un angenehme Reibungen im Gefolge gehabt haben. Das Beamtentum Rußlands, der sogen. Tschin befindet sich zum großen Teil im revolutionären Lager. In der Hauptstadt, so wird der „Nat.-Ztg." gemeldet, verschwanden noch die Beamten in der Masse von Personen freier Berufe, wie Advokaten, Künstler, Professoren usw.; in der Provinz aber bestand oft der ganze Kern der Reoolutionsarmee aus Dienern des Staates, die Versammlungen arrangierten, in den Fabriken Brandreden hielten und „Genossen" warben. Jetzt hat sich die Regie rung endlich dazu aufgerafft, die Rolle der Beamten in der gegenwärtigen Freiheitsbewegung eingehender zu studieren und die bei den vorigen Wahlen so sichtbare Teilnahme der Tschinowniks zu verbieten. Es fragt sich nur, ob die Regierung die Macht haben wird, ihren Willen durchzusetzen. Die Feldgerichte, die nach dem grauenvollen Attentat in der Villa des Ministerpräsidenten Sto lypin gebildet wurden, entfalten eine gewaltig« Tätigkeit und sind infolgedessen der Schrecken ganz Rußlands. Die Mitglieder der Feldgerichte sind andererseits auch keine Stunde ihre- Lebens sicher; daher werden vor dem Zusammentritt jedes dieser Gerichte umfassende Absperrungen vollzogen. So wurden dieser Tage in Lodz das Gesängnisgebäude vom Militär stark bewacht und alle angrenzenden Straßen abgesperrt. Diese Maßnahme regte die Bevölkerung sehr auf und allerlei unmögliche Ge rüchte wurden sofort in Umlauf gesetzt. In Wirk lichkeit fand im Gefängnis eine geheime Feld- gerichtssttzunq statt. Um 7 Uhr wurde das Stadt viertel von Paffanten geräumt und 4 Kompagnien Infanterie hielten vor dem Gefängnis Posto. In zwischen wuchs die Aufregung der Einwohner. Um 4 Uhr nachmittags legten die Arbeiter sämt licher Fabriken die Arbeit nieder. Des Tages da rauf, in aller Frühe, wurden 5 Mann standrecht lich erschossen. Die Verurteilten wurden unter starkem Militärschutz nach außerhalb der Stadt ge bracht. Dort angelangt, kamen sie an eine kleine Wiese, wo bereits 5 Gruben ausgegraben waren. Um 5 Uhr 45 Minuten morgens ertönte das Kom mando und sofort krachten die Gewehrschüsse. Als der Arzt den Tod sestgestellt hatte, legte man die Leichen in die Grube, überschüttete sie mit Erde und ebnete den Boden. Wer die Erschossenen sind, ist unbekannt. Sie stammen nicht aus Lodz und wurden erst am Tage vor ihrer Aburteilung dort hin gebracht. Das Gefängnis bleibt stark bewacht, da das Feldgericht dort weitertagt. In Mailand wurde ein angeblicher russischer Oberst wegen Zechprellerei verhaftet. Er erklärte, aus Rußland geflohen zu sein, um seiner Verhaf- tung und Erschießung zu entgehen, weil er, anstatt auf die Revolutionäre Feuer zu kommandieren, sein Regiment habe Kehrt machen lassen. Die kurze Ruhezeit, die frei von nihilistischen Verbrechen war, ist schon wieder vorbei. Die Ver haftungen von Anarchisten, das Finden von Bomben hat von neuem begonnen, ebenso die Einbrüche in Banken, Räubereien und Attentate gegen Polizisten. Wie gut die Verbrecher von allem, was sie inter- esfiert, unterrichtet sind, beweist der Ueberfall von zwei Bankbeamten in Riga, die eine größere Geld summe an eine andere Bank zu überbringen hatten. Ihr Wagen wurde unterwegs überfallen, die Männer Man hat die Vermutung ausgesprochen, wegen der Veröffentlichung der väterlichen Tagebuchblätter werde gegen den Prinzen Alexander zu Hohenlohe- Schillingssürst ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden. Wir glauben nicht daran. So wenig unser Kaiser den Fürsten Bismarck zum Märtyrer hat machen wollen, ebenso wenig wird er gegen ein Mitglied des ihm eng befreundete» Hauses Hohenlohe emschreiten. Andrerseits wird aber auch die Familie Bismarck sich schwerlich bewogen fühlen, auf die Hohenioheschen Memoiren mit der Ver öffentlichung des dritten Bandes der „Gedanken und Erinnerungen" zu antworten. War es doch ein unumstößlicher Grundsatz deS Altreichskanzlers, niemals persönliche Angelegenheiten von Leuten, die noch am Leden sind und die oder deren An gehörige sich durch derartige Publikationen sich mit Recht verletzt fühlen könnten, öffentlich zur Sprache zu bringen. Entgegen der Behauptung, Prinz Alexander zu Hohenlohe habe die Aufzeichnungen seine« Vaters einem diesem gegebenen Versprechen gemäß ver öffentlichen müssen, stellt ein Mitarbeiter der „Köln. Ztg." fest, von dem verstorbenen Fürsten Chlodwig nicht einmal, sondern wiederholt gehört zu haben, Ans der Menschheit Höhen Die Veröffentlichung der Erinnerungen des ver storbenen Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe hat ver schiedentlich eine nervöse Erregung hervorgeruse»; es wird mit Berichtigungen und Erwiderungen manipuliert, die die persönlichen Bilder, welche sich aus der Lektüre dieser Zeilen ergeben, in ein helleres Licht rücken sollen. Gewiß, wenn wir die Hohen- loheschen Erinnerungen von dem Standpunkte auf- saffen, daß es doch eigentlich Indiskretionen sind, die der Welt mitgeteiü werden, dann stellen sich die Dinge anders dar. Keine der hier in allerlli Aeußerungen abkonttrfeiten Herrschaften hat doch daran gedacht, daß ihre jeweiligen vertraulichen Bemerkungen durch Druckerschwärze vervielfältigt werden würden; man hat sich daher, mit dem Volksausdrucke bezeichnet, in seinen Worten etwas gehen lassen. Aber gerade weil das der Fall ist, sollen die Dinge auch gesehen werden, wie sie wirt lich sind. Heute hat der Spruch des alten lateini schen Poeten, daß ein jeder ein Mensch und nichts Menschliches ihm fremd sei, die allgemeinste Be achtung gefunden, und gerade Kaiser Wilhelm II. gehört zu denjenigen ausgeprägten Charakteren, die die Dinge nehmen, wie sie sind. Wenn das Oberhaupt des Reiches aus bestimmten Regenten- Gründen, aus politischen Motiven eine solche Publi kation bedauert, so har er ein Recht dazu. Im übrigen wird der Kaiser am wenigsten der sein, der sich über eine aus solchen Erinnerungs-Mosaiken aufgebailte Charakteristik beschwert fühlt. Kaiser Wilhelm II. hat zu allen Zeiten bewiesen, daß er eine Kritik sehr gut vertragen kann, daß er, um Fürst Bülows Redewendung vor dem deutschen Reichstage zu gebrauchen, kein Philister ist. Niemand in der Welthistorie hat unberufene Kritiker von sich abschütteln können, nicht einmal dann, wenn sie von dem Zulässigen auf das'Gebiet des Derben übergingen. Das war im Altertum schon so, Cäsar, der große Römer, hat sich von seinen Soldaten selbst bei seinen Triumphzügen nette Bosheiten ins Gesicht schleudern lassen müssen, dem „Alten Fritz", dem großen Preußenkömge, haben weder Bürger noch Soldaten die Wahrheit verhehlt, und Napoleon I., von dem aus Anlaß des Jenenser Erinnerungstages gerade jetzt so viel die Rede ist, sieht als Mensch ganz anders aus, wie als ruhmgeschmückler Imperator. Von dem jungen Napoleon Bonaparte weiß man, daß er nicht die Rechnung bei seiner Pariser Wäscherin bezahlen konnte; von dem ersten Konsul erzählt die Historie, daß er sich von der ebenso liebens würdigen wie lüderlichen Josephine Beauharnais an der Nase umherziehen ließ, und der große Kaiser, der Herrscher von Europa, war direkt ver narrt in seine zweite Gemahlin Marie Luise, die Dieses Blatt «rfcheir.t Ausnahme der Sonn und Festtage täglich nachmittags — Zu beziehen durch die Expedition and deren Aus träger. ,ow^ -che Postanstalten. Für ^vonnenteu wird der EonmuZs-M immer eine illustrierte Sonn- tagsbeilage gratis oelgeg^ II. Termin Brandkaffe nach 1 Pfg. pro Einheit fällig und an die hiesig« Ortssteuereinnahme abzuführen. Vorstehendes wird mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß wegen Einkommen- und Ergänzungssteuer nebst Handels und Geweibekammrrbeittägen nach Ablauf .... 3 Wochen, wegen der Land- und Laadeskulturrenten nach Ablauf von 1 Woche und wegen der Brandkasse nach Ablauf von 2 Woche«, vom Fälligkeitstage an gerechnet, gegen Säumige das Bei treibungsverfahren eingeleitet werden wird. Bekanntmachung. Am 3«. September dfs. Js. ist der II. Termin Einkommen- und Ergänzungssteuer, mit welchem zugleich die Handels- und Gewerbekammerbeiträge auf das Jahr 1906 zu richten sind, sowie der III. Lund- und Lundeskulturrenten und am 1. Oktober » v. der Wetteranssicht für Dienstag, de« 1«. Oktober: - —