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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190607277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19060727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19060727
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-27
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.07.1906
- Autor
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sank. Auf Anordnung det heibeigerufenen Arzte-, der Echlaganfall konstatierte, brachte man den Arnnken nach seiner in Langenberg befindlichen Wohnung. Zn« Besuch der Zwickauer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung veranstaltet der Alt- städter Sewerbeverein nächsten Sonntag eine zweite Gefrllschaft-fahrt, an der auch Nichtmitglirder teil- nehmen können. Die Abfahrt erfolgt mittags 12.57 Uhr. Für BereinSmitglieder ist die Fahrt frei, wäh rend für deren Frauen und Gäste inkl. Eintritts- karte zur Ausstellung 1,60 Mk. zu hinterlegen sind. Anmeldungen find bis Sonnabend mittag bei dem Vereinskassierer Herrn Schmelzer zu bewirken. * — Das Wetter i« August. Der August soll sich nach Otto FalbS Voraussage ziemlich wetterwendisch erweisen. Zahlreiche Niederschläge und Gewitter sind für diesen Monat zu gewärtigen, auch soll eS stellenweise kühl und windig werden. Um die Mitte deS August stehen heiße Tage mit Gewittern in Aussicht. Den 4. August bezeichnet Falb als einen kritischen Termin höherer Ordnung, den 20. als einen solchen von mittlerer Stärke. Der 100jährige Kalender prophezeit für daS erste Drittel deS MonatS Regen, am 10. und 11. soll eS schön, von da ab bis zum 15. aber wieder reg nerisch werden. In der Zeit vom 16.-25. August dürfte man auf schöne Tage rechnen können, dann aber sollen Niederschläge eintreten, die bis zum 30. anhalten. Na, wir werden ja sehen!! * — Warnung vor galizischer Naturbutter. Die schon oft gemachte Erfahrung, daß ausländische, auffallend billige Lebenkmittelangebote für die Be steller zu einem argen Hereinfall geworden find, hat sich neuerdings wieder einmal bestätigt. In verschiedenen sächsischen Blättern erschien vor einiger Zeit ein Prospekt eines galizischen Versandhauses, in welchem daS Pfund garantiert reiner Natur butter mit 90 Pfennigen offeriert war. In einem nun zu Ohren gekommenen Fall war, wie auf dem Prospekt angeführt, ein 10 Psund-Postkolli halb Butter la. und halb Tluster Käse vollfctt portofrei gegen Nachnahme von 7,75 Mk. bestellt. Und was erhielt der nichts weniger als angenehm überraschte Besteller? In einer besonder- massiven, wohl allein mehr als ein Pfund wiegenden Holzklste zur einen Hälfte ein wenig appetitlich aussehendes und duften des, ganz ungenießbares quarkiges Produkt, zur anderen Hälfte eine schmierige gelbliche Masse, so daß man die erwartete feine Naturbutter gleichwie den vollfetten Käse kaum einer Kostprobe zu unter ziehen wagte. Sollten die Tluster wirklich solchen Käse selbst verzehren? Der Besteller hatte die wohl nicht unabsichtliche Abkürzung „Tlster" für „Tilsiter" gelesen und etwas besonders delikates erwartet. Wenn man erwägt, daß noch 400 Gramm an dem Ge wichte von 10 Pfund fehlten, der Quark aber hier zu wenig Pfennigen in vorzüglich schmackhafter Qualität zu haben ist, und der Nachxahmebetrag außerdem noch um 50 Pfennige höher als an gegeben war, so kostet daS Pfund dieser köstlichen Butter ca. noch einhalbmal mehr als auf hiesigem Markte, wo neben der garantierten Güte polizeilich über daS richtige Gewicht gewacht wird. Leider sollen noch andere auf die raffinierte Weise benach teiligt worden sein sodaß es sich in Zukunft recht sehr empfiehlt, derartige Angebote, welche natürlich die Zeitung auf ihre Reellität vorher auch nicht prüfen kann, nicht mit zu großem Vertrauen auf zunehmen. (Um unsere Lrser vor Nachteil zu be wahren, weisen wir schon seit längerer Zeit sowohl jede- Inserat wie jeden Prospekt, in denen galizische Händler ihre „Butter" empfehlen, zurück D. Red.) * — Ausschlagung eiaec Erbschaft. Nicht jeder Erbe braucht ein lachender Erbe zu sein. Wer Erbe wird, übernimmt damit auch die Nachlaßver bindlichkeiten. Und da man nicht gern Schulden be zahlt, besonders fremde, so wird man bei einem überschuldeten Nachlaß mit Freuden auf das zwei felhafte Vergnügen, Erbe zu sein, verzichten. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch bedarf es nun nicht mehr einer besonderen Annahme der Erbschaft, viel mehr wird man Erbe mit dem Anfall der Erb schaft und bleibt es auch, wenn man die Erbschaft nicht ausdrücklich auSschlägt. Die Ausschlagung kann nur binnen sechs Wochen erfolgen und muß in öffentlich beglaubigter Form dem Nachlaßgericht gegenüber erklärt werden. Die Frist beginnt mit dem Zeitpunkte, in dem der Erbe von dem Anfall und dem Grunde der Berufung Kenntnis erlangt. Ist der Erbe durch Testament berufen, so beginnt die Frist nicht vor dem Tage, an dem der gericht liche VerkündigungStermin stattfindet. Eine längere, nämlich sechsmonatliche Frist ist nur für den Fall gegeben, daß der Erblasser seinen letzten Wohnsitz nur im Auslande gehabt hat, oder der Erbe bei dem Beginn der Frist sich im Auslande aufhält. *— Den gewerbsmäßigen Stellen Nach weit behandelt eine Warnungsschrift, die der Deutsch nationale HandlungSgehilfen-Verband in Hamburg soeben herausgibt. Die Schrift enthält Angaben über 227 gewerbsmäßige Stellenvermittler, wovon 144 Vermittler, 46 sogenannte Stellenlisten und 37 ausländische Stellenschwindler betreffen. Die Angaben erstrecken sich auf Mitteilungen über die Art deS Unternehmens, über die Gebührensätze, über die Dauer der Eintragung in die Bewerber liste deS Vermittlers u. s. f. Die mit großer Sorgfalt zusammengestellte Liste wird an die Mit glieder des Deutschnationalen Handlungsgehilfen- Verbandes kostenfrei abgegeben. Es sollen dadurch die Handlungsgehilfen davor gewarnt werden, die Hilse solcher gewerbsmäßigen Slellenvermittler in Anspruch zu nehmen. Bei den vielfachen und er heblichen, Mißständen, die gerade der gewerbs mäßige Arbeits-Nachweis mit sich gebracht hat, über die ganz allgemein geklagt wird, ist das Vor gehen de« Verbandes nur zu begrüßen. Diese Art der Selbsthilfe, um dem Ueberwuchern ge- werbsmäßiger Stellenvermittler, unter denen er fahrungsgemäß viele unreelle und vorbestrafte Ele mente sich befinden, wenigstens im Handelsgewerbe Einhalt zu tun, verdient Nachahmung. Denn auch andere Berufsstände, namentlich Gastwirts gehilfen und Dienstboten wissen ein Lied zu singen von der Ausdeutung Vtellrn-Suchender durch ge werbsmäßige Stellenvermittler. Darum können wir uni der Warnung des Deutschnationalen HandlungSgehilfen-VerbandeS nur anschließen. *— Da» Ende der Fahrraddiedstählr. Ein junger 8tuä. mg. in Hannover hat eine Vorrichtung ersonnen, die den Diebstahl von Fahrrädern gerade zu zur Unmöglichkeit macht. Der unter dem Namen „Alarmsignal" in den Handel gebrachte und um ein geringes käufliche Apparat bringt eine Platz patrone zur Explosion, sobald ein Unberufener mit dem hingestellten Rade hantiert. Die Detonation ist so stark, daß sie weithin gehört und der even tuelle Diebstahl eines Rades verhindert wird. »Frei die Fahrt!" nennt sich ein Verein, zu dessen Gründung die Fahrkartensteuer Anlaß gegeben Hal. Er hat seinen Sitz in Allenstein und zählt zu seinen Mitgliedern, die sich durch ein be sonderes Abzeichen kenntlich machen, reisende Kauf leute Ost- und Westpreußens. Hauptzweck ist, die von der Fahrkartensteuer befreite vierte Wagen- klaffe zu benutzen, auf deren guten Zustand hinzu wirken und VerkehrSbeschränkungen zu bekämpfen. Wenn diese originelle Vereinsgründung Schule macht, so dürfte daS für die Eisenbahnverwaltungen bald unangenehm bemerkbar werden. j:s Oberlungwitz, 26. Juli. Der hiesige Militär- verein „Albertbund" veranstaltet am nächsten Sonn tag einen Familienausflug mit Musik nach Erlbach, wo bei Kamerad Leonhard E nkehr gehalten werden soll. Der Abmarsch erfolgt nachmittags 2 Uhr vom Verein-lokal au«. H) Gerüdvrf, 26. Juli. Unser aufblühender Ort, der besonders in den letzten Jahren mehrere größere Veranstaltungen zur allseitigen Zufrieden- heit veranstalten durfte, kann am Sonntag, den 26. August, insofern wieder eine solche begehen, als im Garten-Etablissement „Teutonia" auf dem Turn platz deS hiesigen Turnvereins I das 10. Gauturn fest mit 25jährigem Gaujubiläum des 19. Nieder- erzgebirgischen Gaues stattfindet. Die an den Turn platz anstoßende Wiese, welche ca. 10 000 Personen faßt, wurde von Herrn Gutsbesitzer Heinz dem Turnverein bereitwillig zur Verfügung gestellt. Längst schon haben die verschiedenen Ausschüsse in zahlreichen Sitzungen die Einzelheiten des Festes vorberaten, sodaß in der Hauptsache nur noch die Zimmerleute und die Bauausführenden ihre Ar- beiten zu vollenden haben. Die Einladungen an die den Gau umfassenden 45 Vereine sind bereits ergangen. Hoffentlich erscheinen die auswärtigen Turngenoffen um so zahlreicher, als sie sich der besten Ausnahme in unserem freundlichen Orte ver sichert halten können. * Glauchau. 25. Juli. Gestern abend fanden hier auf zwei Sälen ftarkbesuchte, von sozialdemo kratischer Seite einberufene Versammlungen statt, in denen Resolutionen angenommen wurden, wo nach gegen die erhöhten Bierpreise der Brauereien energisch Protest erhoben wird. Nach dem Wort laut der Resolutionen verpflichten sich die Ver sammelten, so lange kein Bier mehr zu trinken, bis das Bier wieder zum bisherigen Preise und in dem selben Quantum zum Ausschank gelangt. Die Re solutionen sollen den Brauereien und den Gastwirten zugestellt werden. * Remse, 25. Juli. Im April d. I. war dem Fabrikanten Gerschler hier ein wertvoller Hund abhanden gekommen. Nach längere Zeit in Anspruch nehmenden Ermittelungen wurde festge- stellt, daß der Hund von einem Einwohner unseres Ortes gestohlen worden war. Gestern wurde nun der Hundedieb vom Schöffengericht Glauchau dieses Deliktes wegen zu einer Gefängnisstrafe von acht Tagen verurteilt. * Altstadtwaldeuburg, 25. Juli. Der Weber meister Rühlig und seine Ehefrau hatten am 20. April d. I. ihr goldenes Ehejubiläum gefeiert, hatten jedoch bei Verteilung der Zmsen des goldenen Ehejubelfonds keine Berücksichtigung finden können. Gestern nun wurde ihnen zu ihrer großen Freude ein Gnadengeschenk Sr. Majestät des Königs im Betrage von 50 Mark durch den Ortspfarrer übergeben. * Oberfrohna, 25. Juli. Ein schwerer Un glücksfall ereignete sich am Dienstag mittag gegen 1 Uhr an der Einmündung der Oststraße in die Hauptstraße. Der mit dem Rade von Limbach kommende Kettenarbeiter D. rannte mit dem Schlosser B. aus Rußdorf, der ebenfalls Rad fuhr, derartig zusammen, daß B. durch den Sturz einen Schädelbruch und außerdem einen Schlüsselbembruch davontrug. Der Schwerverletzte wurde in das städtische Krankenhaus nach Limbach gebracht. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. * Hausungen, 25. Juli. Gestern mittag brannte hier das Wohnhaus des Fabrikarbeiters Linus Müller vollständig nieder. Ueber die Ur- fache des Brandes ist näheres nicht bekannt. * Chemnitz, 26. Juli. Auf der Bcckerstraße stürzte gestern nachmittag ein 37jähriger Monteur, der auf einem Fahrrad fuhr, infolge Zerbrechens des Vorderrades auf die Straße und blieb liegen. Man brachte den Verunglückten in ein benachbartes Grundstück, wo von einem sogleich dazugekommenen Arzte festgestellt wurde, daß er außer mehrfachen Hautabschürfungen im Gesicht eine Zertrümmerung deS Nasenbeines und eine Gehirnerschütterung er litten hatte. Der Verunglückte wurde mittels Kranken wagens ins Stadlkrankenhaus eingeliefert. * Leipzig, 25. Juli. Mit welch gefährlichen Menschen man es mit den verhafteten Einbrechern Reetz und Köhler zu tun hat, dafür dürften folgende Feststellungen sprechen. Nachdem Köhler und Reetz seinerzeit von Hannover flüchtig geworden waren, machten sie sich erst am 23. Juni hier bemerkbar und brachen in ein Damen-KonfektionSgeschäst in der Petersstraße ein. Weitere Einbruchsdiebstähle haben die Verbrecher ausgeführt in der Mark grafen-, Härtel-, Körner-, Marien-, Kurprinz-, Zeitzer-, Markthallen-, Goethe- und Georgenstraße, Geoigen ring, Peterssteinweg, Augustusplatz, Magazingasse, Schloßgaffe usw. Zum Teil hatten die Einbrecher großen Erfolg, sie erbeuteten bei den einzelnen Ein brüchen Geldbeträge und Wertsachen bis zu 1300 Mark; in einigen Fällen mußten die schweren Jungen mit leeren Händen abziehen, da sich wenig Brauch bares oorfand. Es ist festgestellt worden, daß diese Personen in einer einzigen Nacht 4 lnS 5 Ein- bruchSdiebstähle verübt haben. Wie schon mitgeteilt, wurde Köhler am Dienstag abend 8 Uhr 5 Min. durch 2 Transporteure hier eingeliefert. Köhler war anscheinend sehr niedergeschlagen und richtete seinen Blick fortwährend auf den Boden. Der Her transport der Johanna Lange dürste in den nächsten Tagen zu erwarten sein. * Leipzig, 25. Juli. Der Verband deutscher Buchbindereibesitzer erklärt in einer Zuschrift, daß er weitere Einigungsverhandlungen ablehnt und seine Zugeständnisse vom 10. Juli widerrufen will, wenn nicht bis zum heutigen Donnerstag die Ar beit in allen Betrieben in Berlin, Leipzig, Stutt gart wieder ausgenommen wird. Der Verband der Buchbindergehilfen will darauf nicht eingehen. Er hat seine Mitglieder verpflichtet, im Kampfe auszuharren. To ist dak Ende dieses großen Ausstandes, der das gesamte graphische Gewerbe empfindlich beeinflußt, auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben. * Borna, 25. Juli. DaS Karabinier-Regi ment sollte ursprünglich am 3. August zum Regi ments- bzw. Brigade-Exerzieren nach dem Truppen übungsplatz Zeithain abrücken. Da jedoch zu An- fang dieses MonatS bei zwei ESkadronS unter den Pferden einzelne Fälle von Brustseuche wieder auf getreten find, und nach den gesetzlichen Bestimmungen das Regiment innerhalb 6 Wochen weder in Zeit hain noch auf dem Marsche dorthin einquartiert werden darf, so wird nach den neuerdings ge troffenen Anordnungen das Regiments-Exerzieren vom 3.-15 August auf dem hiesigen Exerzier platz am Fürstenholze abgehalten werden. Nur wenn keine weiteren Erkrankungen unter den Pferden vorkommen, wird das Regiment nach be endetem RegimentS-Exerzieren am Exerzieren in der Brigade in Zeithain teilnehmen. * Döbeln, 25. Juli. Auf hiesigem Bah-lhofe wurde der Güterschreiber Prötze beim Ueberschreiten der Gleise durch eine Rangierlokomotive erfaßt und zur Seite geschleudert, wobei ihm der rechte Fuß am Knöchel abgefahren wurde. Der Unglückliche wurde im Krankenhause unlergebracht. * Zwickau, 25. Juli. Eine gestern hier abge haltene Versammlung der Bierbrauerei-Besitzer bezw. Vertreter von Zwickau und Umgegend faßte den Beschluß, den Bierpreis um 2 Mk. pro Hektoliter zu erhöhen. * Meeraue, 25. Juli. Die Vereinigten Webereien von Meerane-Glauchau haben heute den beiden Ortsleitungen des Textilarbeiterverbandes von Meerane und Glauchau mitgeteilt, daß sie es ablehnen, mit ihnen in Verhandlungenen zu treten. Sie erwarten, daß, wenn die Arbeiter Veranlassung haben, über den Tarif mit den Fabrikanten in Verhandlungen zu treten, dann von den Arbeitern die gegenseitig anerkannte Neunerkommisfion ange rufen werde, die bisher alle Streitigkeiten zur beiderseitigen Zufriedenheit erledigte. * Anuabcrg, 25. Juli. Die Königl. Amts- hauptmannschast hat sich gegen die Errichtung von Blockhäusern im Erzgebirge ausgesprochen. Die Gemeinde Bärenstein i. E. beabsichtigte, die Er bauung von Blockhäusern an der Oberwiesentaler Straße zuzulassen. Die Amtshauptmannschaft als vorgesetzte Behörde hat jedoch entschieden, daß sie dazu nie die Genehmigung erteilen werde. — In den beteiligten Gemeinden wird eine neue Petition um Erbauung einer Bahn von Bärenstein durch Königswalde, Geyersdorf, Wiesa usw. (Pöhlatal bahn) vorbereitet, nachdem der Landtag in seiner letzten Sitzung eine gleiche Petition auf sich hat beruhen lassen. * Piru«, 25. Juli. Zum Mord aus der Hoch buschkoppe und zu den Raubansällen bei Sebnitz liegen heule folgende Meldungen vor: Alle Nach forschungen und Durchstreifungen der Gegend mit verstärkter Gendarmerie diesseits und jenseits der Grenze haben bis jetzt weder zur Auffindung des Mörders Michel — denn daß dieser den Mord begangen hat, daran besteht kein Zweifel mehr — noch zur Verhaftung der Verüber der beiden Raub anfälle geführt, obwohl verschiedene Vorkommnisse darauf hindeuten, daß die Burschen in unserer Gegend sich noch aufhalten dürften. Sie gehen jedenfalls von der oft schon als richtig erwiesenen Annahme aus, daß sie in der nächsten Nähe der Tat verhältnismäßig am geborgensten sind Außer dem bieten ihnen ja auch die nahen Wälder und die Schluchten unserer Sächsischen Schweiz guten Unterschlupf. Der 22jährige M. war dort keine unbekannte Persönlichkeit; er arbeitete vorigen Winter in einigen Blumenfabriken und noch am Dienstag voriger Woche begehrte er in einem Seb nitzer Hotel Nachtlager, wurde aber abgewiesen; dasselbe Schicksal widerfuhr ihm übrigens, nebenbei gesagt, auch früher einmal, als er eine Chauffeur stelle suchte. Noch nicht erwiesen ist, ob der Mör der und die beiden Straßenräuber Hand in Hand arbeiteten oder dieGeschehnissenurzufällig zusammen- getroffen sind. Nach dem Morde ist Michel bei vollem Gewitter auf bekannten Wegen nach Otten dorf zu gegangen und hat dort in einem abseits stehenden Hause um eine kurze Unterkunft gebeten mit der Entschuldigung, auf einer Schweizpartie begriffen zu sein und seine Reisekollegen verloren zu haben. Nachdem sein Chauffeurmantel getrock- net war, hat er seinen Weg fortgesetzt. Die Strolche, welche die beiden Raubanfälle ausführten, haben sich jedenfalls nach dem Begehen der zweiten Tat am Hasenberg nicht allzu weit entfernt; denn sicher dürften sie mit den beiden identisch sein, welche am Freitag nachmittag i« einer zwischen Ulbers dorf und Krumhermsdorf gelegenen Bretterbude rasteten und dabei von einem alten Mann betroffen wurden. Als man später von den Raubanfällen erfuhr und die Bude umstellte, waren die Vögel längst ausgtflogen. Weiter sollen am Sonnabend drei Bur chen, von denen man den einen als den M. bestimmt erkannt haben will, beim Unger uud beim Philippstal gesehen worden sein. Auch diese Tatsache kann der Wahrheit sehr wohl nach fol gendem Vorkommnis entsprechen. Am Sonntag vormittag fand der Besitzer eine- eingefriedeten, im Buschwerk stehenden GommerhäuschenS am HainerSdorfer Viadukt, daß dasselbe während der Nacht ungebetenen Besuch gehabt hatte. Die Kerle waren über den Zaun gestiegen, am Balkon in die Höhe geklettert, hatten sodann ein Fenster kunstvoll ohne jede Beschädigung geöffnet und es sich im Innern bequem gemacht. 34 Eier und ein Stück Butter lieferten ihnen da« Material zu einem über einem Spirituskocher zubereiteten schmackhaften Eierkuchen, als Zuspeise dienten ihnen ein kleine- Brot und einige Semmeln und als Getränk fanden sie eine angerissene Flasche Fruchtwein vor und außerdem kochten sie sich Kaffee. Ihr Ruhelagrr bis Tagesanbruch suchten und fanden sie in einem Bett und auf einem Sofa. Von diesem Zeitpunkte an sind sie wieder spurlos verschwunden. Erwähnt sei schließlich, daß am Sonntag bei nochmaligem Suchen auch die Kugel gefunden wurde, welche für Herrn Böhme bestimmt, an dem Hosenträger aber abgeprallt war. Die Nachforschungen nach den Unholden werden mit fieberhaftem Eifer fort gesetzt ; möge das Resultat bald ein günstiges sein. * Sebnitz, 25. Juli. Gestern früh hat sich hier der Webfabrikarbeiter Weber von einem Eisen bahnzuge überfahren lassen. Der Unglückliche war 60 Jahre alt. — Am Sonntag abend ver unglückte im großen Zschand am Hemmehübel in der Sächsischen Schweiz ein vom Zeughaus kommendes Automobil einer Berliner Familie da durch, daß die Steuerung versagte und der Kraft wagen an einen Felsvorsprung anfuhr. DaS Fahr zeug wurde zertrümmert, die Insassen, 6 Personen, dagegen kamen mit leichten Verletzungen davon. Zum Glück wurde der Stoß durch Spalten de» Steines beim Anprall abgeschwächt. * Bischofswerda, 25. Juli. Im benachbarten Neu-Schmölln erlitt gestern der 27 Jahre alte Dachdecker Hartmann aus Rammenau durch Ab sturz von einem Dache einen Genickbruch. Der Unglückliche ist bald darauf gestorben. * Bautzen, 25. Juli. Von einem Bullen ge tötet wurde die bei dem Gutsbesitzer Pech in Purschwitz bedienstete Magd Graf. DaS Tier hatte sich im Stalle lo-gerissen und war auf den Hof hinausgejagt. Die Magd versuchte da- aufgeregte Tier zu beruhigen, kam jedoch dabei zu Falle und das wütende Vieh bearbeitete nunmehr die Magd mit den Hörnern. Sie erlitt außer schweren inneren Verletzungen einen Armbruch und ver starb darauf. * Gößnitz, 25. Juli. In der Kirschbude zu Naundorf brachte sich der hier wohnende Obst pächter V. Thurm mit einem Revolver eine töd liche Verletzung oberhalb des rechten OhreS bei. Thurm wurde in seine Wohnung gebrachr, wo er besinnungslos darniederliegt. * Schmölln, 25. Juli. Der Amtsdiener Si». mondi hier bereitete sich in einer stehen gebliebenen Bude der Schützenwiese durch Erhängen einen vor zeitigen Tod. Was den beliebten Beamten in den Tod getrieben hat, ist unbekannt. * Meuselwitz, 25. Juli. Der Maurerpolier Reinhold Löser von hier, der auf seinem in Nißma gelegenen Gelände ein HauS erbaut, wurde unter den Trümmern des Kellergewölbes begraben, all er mit einem Gehilfen im Begriffe stand, die Stützen des Gewölbes wegzuschlagen. Zwar konnte er noch lebend unter den Trümmern hervorgezogen werden, aber die am Rückgrat erhaltenen Ver letzungen waren so schlimmer Art, daß Löser im Altenburger Krankenhause, wohin man ihn hatte bringen lassen, verstorben ist. * Gera, 25. Juli. Hier ist der „Ser. Ztg." zufolge eine Falschmünzerwerkstatt entdeckt worden. Auf dem Schützenplatze wurde der 18jährige Schlosserlehrling Albert Schuchardt aus Pforten bei der Ausgabe von falschen Zweimarkstücken er- wischt und verhaftet. Er gestand, das Geld ge- meinschaftlich mit dem 16 Jahre alten Schlosser Otto Sülle in Gera hergestellt zu haben. Sölle wohnte bei seinen Eltern. In der Bodenkammer der Sölleschen Wohnung wurden denn auch die zur Falschmünzerei nötigen Formen und sonstige Gegenstände gefunden. Kleine Chronik. ' Allerlei. Der 7öjährige Herzog Ludwig in Bayern beabsichtigt nach der Münchener Meldung eine« Berliner Blatte«, seine zwette, nicht ebenbürtig« Ehe zu lösen, um Fräulein Tordek, die jugendlich- dramatische Sängerin der Münchener Hofoper, hei raten zu können. — Überschwemmungen suchten die wichtige französisch-italienische Grenzstation Modane hei«, sodaß sie bi« Eide de« Monat« de« Verkehr entzogen bleiben dürfte. In Fourneau ver nichtete ein Felssturz 50 Häuser. Au« den Trümmern zog man 4 Leichen. — Auch Freudenheim in Baden wurde überschwemmt, wobei viele Hauttiere ertran ken. Lte Tabak, und Hopfenernte ist vernichtet worden. — In der Schweiz wurde da« Bergdorf Scheid eingeäschert. 34 Häuser liegen in Asche.— Au« Gram über ihre ungeratenen Kinder, di« ihr da« Kostgeld vorenthiellen, aber trotzdem Esten ver langten, vergiftete sich in Berlin eine 58jährige Witwe, die sich nur kümmerlich durch da« Leben brachte. — In Oldenburg schlug ein Wagen mit Reservisten de« dortigen Artillerie-Regiment«, die schonung«halber nicht zu Fuße in« Manövergelände marschieren sollten, um. Sämtliche Insassen wurden dabei verletzt, neun davon mußten in« Lazarett ge bracht werden. — Nach einer Meldung au« Rom ist der Vulkan aus der Insel Stromboli wieder in Tätigkeit. Die glühende Lava überschwemmte da« Dorf Ginestra, dessen Einwohner schleunigst die Flucht ergreifen mußten. Die Insel ist tu großer Gefahr. — Auf oberschlestschem Gebiet bet Laurahütte wurde ein Buchhalter au« Bendztn, der sich auf dem Wege zur Zollkammer befand, von einem russischen Grenz- rosten ohne Veranlassung belästigt und, al« er floh, rschoffen. — Lin junger vurfche in Geiselwind in Bayern, der bei einer Tanzmusik in Streit geriet und htnau«gewo:fen wurde, erschoß au« Rache zwei Sauernsöhne, von denen der eine in drei Wochen Hochzeit machen wallte. Der Mörder wurde vir-
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