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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190603296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19060329
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19060329
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-29
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.03.1906
- Autor
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«'«»gegangen a) von der Sängervereinigung ju ihrem am nächsten Sonntag im Allstädter Schütze». Hause stattfindenden Liederabend und b) von der Direktion der gewerblichen Fach, und Fortbildungs schule zu der gleichfalls am nächsten Sonntag in der Zeit von '/,11—^,1 Uhr abzuhaltendrn Jahret-Prüsung. Ferner brachte der Herr Vize- Vorsteher ein an daS Kollegium gerichtete- Schreiben der Anwohner deS Neustädter Friedhofes zur Ver lesung, in dem arge Mißstände gerügt werden und um Abhilfe derselben gebeten wird. Zur Richtig stellung einer in einer früheren Sitzung getanen Aeußerung bemerkte der Herr Bürgermeister, daß der Grund und Boden, auf dem das dem Abbruch verfallene Totengräberhaus und das Armenhaus stehen, nicht der Kirchgemeinde, sondern der Stadt- gemeinde gehöre. Der Rat habe daher beschlossen, die frei werdenden Plätze nicht wieder zu Beerdi- gung-zwecken verwenden zu lasten, sondern sie vielleicht mit Bäumen zu bepflanzen. Bezüglich des an das Stadtverordnetenkollegium gerichteten Schreibens bat er um Verweisung desselben an den Rat. Nach einer kurzen Debatte, an der sich die Herren Grießbach, Reinhold II und Stützner, der betonte, daß die Uebelstände keine so argen seien, wie sie im Schreiben geschildert worden seien und daß dabei auch nur ein kleiner Teil deS Friedhofes in Frage käme, beteiligten, beschloß man, das Schreiben an den Rat abzugeben mit dem Ersuchen, weitere Schritte in der Angelegenheit zu unter nehmen. Schließlich kam zu Punkt 1 nochmals die Dörfelt'sche Prozeßangelegenheit zur Sprache. Herr Schubert hatte nämlich im Anschluß an die Sitzung vom 13. Februar folgende vier auf die Angelegenheit bezughabende Fragen schriftlich zu Protokoll gegeben: 1. „Ist es wahr, daß auf Veranlassung deS König!. Oberlandesgerichts ein Termin im hiesigen Amtsgericht abgehalten worden ist, in welchem die Herren Bürgermeister Dr. Polster, Justizrat Otto, Justizrat Kästner und OberregierungSrat Dr. Vogel anwesend waren? 2. Ist es wahr, daß Herr Oberregierungsrat Dr. Vogel nach Klarlegung der Sache zu einem Vergleich geraten und den Parteien vorgeschlagen hat, sich auf Mark 10000 zu einigen? 3. Ist es wahr, daß Herr Oderregierungsrat Dr. Vogel zu erkennen gab, daß die Angelegenheit vorläufig ruhen soll, um den Parteien Zeit zu lasten wegen eventl. Einigung? 4. Ist es wahr, daß man die Zeit verstreichen ließ, welche nicht an einen festen Termin gebunden war, ohne den Versuch zu einer Ausgleichung zu machen, bis Herr Justizrat Kästner Veranlassung nahm, auf den Weitergang resp. Entscheidung beim König!. Oberlandesgericht anzutragen?' Die schriftlich erteilt» Antwort des Herrn Bürgermeisters Dr. Polster, die erst gestern zur Verlesung gelangte, da Herr Schubert in der vor letzten Sitzung nicht anwesend sein konnte, lautete: Die Antwort deS Herrn Bürgermeister- Dr. Polster auf diese Fragen lautete: „A m 9. Juni 1904 ist unter Leitung deS Herrn Oberlandesgerichtsrats Dr. Vogel auf dem Amts- gericht Hohenstein-Ernstthal ein Bewcisaufnahme- termin abgehalten worden. Die Parteien waren vertret«»: Die Kläger durch Herrn Justizrat Kästner, die beklagte Stadtgemeinde durch Herrn Referendar Keßner und den unterzeichneten Bürgermeister. In Verbindung mit der Beweisaufnahme sollte durch den beauftragten Richter Oberlandesgerichtsrat Dr. Vogel ein Sühneversuch zwischen den Parteien an gestellt werden. Der Sühneversuch bestand aus folgendem: Nachdem der vom Oberlandesgericht bestellte Sachverständige den Wert des Grundstück- auf ca. 9000 Mark über die von der Stadt ge- zahlten 86 000 Mark geschätzt hatte, fragte der Richter, ob vielleicht eine Einigung unter den Parteien möglich wäre, wenn die Stadt noch die ca. 9000 Mark herauszahlt. Darauf erklärte sofort der Vertreter der Kläger, Justizrat Kästner, dazu könne er gar nicht« sagen, da müsse er erst seine Auftraggeber hören. Auf diese Bemerkung hin und ohne, daß die Vertreter der Stadt gehört worden wären, unterließ der Richter jeden weiteren Versuch der Ausgleichung. DaS war am 9. Juni 1904. Die Angelegen heit hat daraufhin nicht geruht, sondern es ist kurze Zeit darauf, nämlich bereits am 21. September 1904 — zwischen beiden Terminen lagen die Ge richtsferien — wieder streitig in der Sache ver handelt worden. Ueber diesen Termin sagt der Schriftsatz, den unser Vertreter an den Stadtrat gerichtet hat, folgendes : „Die Verkündung einer Ent scheidung ist bis auf Antrag der einen oder anderen Partei wegen eingeleiteter Vergleichsoerhandlungen ausgesetzt worden. Das OberlandeSgericht machte nämlich einen Vergleichsvorschlag dahin, daß die Stadtgemeinde den Klägern 6000 Mark gegen deren Verzicht auf alle weiteren An sprüche und Anerkenntnis der Rechtsbeständig keit des Kaufvertrags zahlen soll. Hierüber will zunächst Herr Kollege Dr. Körner seinen Auftraggebern, den Klägern, Bericht erstatten und darnach mich deren Entschließung wissen lasten, die ich dann unserer Partei einzuberichten zugesagl habe." Soweit der damalige Schriftsatz unser«- Ver treter-. Hierauf hat das Verfahren geruht, bis als nächstes beim Stadtrat unterm 26. April 1905 folgendes Schreiben unseres Vertreters einging: „In Sachen pp. berichte ich ergebenst, daß die Kläger auf den mit meinem Schreiben vom 24. September 1904 mitgeteilten Vergleich-Vorschlag nicht eingegangen sind und von dem Oberlandes- gerichtr nunmehr Termin zur Verkündung einer Entscheidung auf den 3. Mai bestimmt worden ist." Ich betone, wie ich schon früher erklärt habe, nochmals ausdrücklich, daß der von Gerichtswegen gemachte Vergleichsvorschlag mit 6000 Mark während des ganzen Prozeßes der einzige Ver- gleichsvorschlag gewesen ist, der wirklich zur Be- ratung gezogen, aber garnicht bis an unS heran- getreten ist. AuS vorstehenden Ausführungen geht hervor, daß ich einen VtrgleichSvorschlag von der Gegen seite oder vom Gericht den städtischen Kollegien nicht vorenlhalten habe, wie ich pflichlmäßig ver- sicher«, daß ich überhaupt in der ganzen Dörfelt- schen Klagsache nicht« vorenthalten habe, worauf die städtischen Kollegien tzätt«n Entschließung fasten können." Mit einem weiteren Austausch der beiden Herren, wobei Herr Schubert zugab, baß ihm «inige sachliche Irrtümer untergelaufen seien und der Herr Bürgermeister erklärte, daß er Herrn Schubert in der Sitzung vom 13. Februar nicht habe beleidigen wollen, dürfte die Angelegenheit wohl nunmehr endgültig erledigt sein. Herr Wagner jun. frug nur im Anschluß hieran noch an, ob aus die Dörfelt gewährte Rente städtische Steuern «hoben worden seien und bat, falls dieS nicht der Fall gewesen sei, diese noch nachträglich abzuziehen. Zu Punkt 2 Ankauf der Berutdorfer Wafferquellen verlas Herr Vizevorsteher Schellenberger den mit den 6 Grundstücksbesitzern abgeschlossenen Vertrag, der bereits vom WasserauSschuß in seiner Sitzung vom 20. März mit einigen Zusätzen Ge- nehmigung fand. Nach einer längeren Debatte, bei welcher die Herren Lange, Bürgermeister Dr. Polster, Oberamtsrichter Rößler, Reinhold II und Stadtrat Anger weitere Abänderungsvor- schlüge machten, gelangte der Vertrag mit einem Zusatze dahinlautend, daß der Vertrag hinfällig werde, falls das Master infolge elementarer Ge- walt od«r ohne Verschulden der Stadt rc. aus bleiben sollte, zur Annahme. Weiter war man damit einverstanden, die zum Kauf nötige Summe in Höhe von 21 200 Mark ausschließlich der Kaufs- kosten aus Anleihemitteln zu nehmen. Das anzu- kaufende Areal umfaßt über 8 Acker. Punkt 3 Festsetzung de- Gemeindeaulagensatze» pro 1906. Seitens des Finanzausschusses ist oorgeschlagen worden, abermals das 43fache deS Einheitssatzes, sowie die Kirchenanlagen der St. Christophori- und der St. Trinitatis-Gemeinde ebenfalls wieder einheitlich zu erheben. Dabei wir- außer dem Herrn Vorsitzenden auch Herr Stadtrat Börner ausdrücklich darauf hin, daß dieser Satz sehr knapp berechnet und daher äußerste Sparsamkeit am Platze sei. Der Vorschlag des Finanzausschusses, dem sich auch der Rat angeschlossen hatte, fand die einstimmige Genehmigung des Kollegiums. Zu Punkt 4 Gesuch der freiw. Feuerwehr um Gewährung etuer Beihilfe zu ihre« 50jährtge« Jubiläum referierte Herr Grießbach als Mitglied des Feuerlöschausschusses und bemerkte, daß, obwohl er prinzipieller Gegner von Gewährungen von Beihilfen zu Festlichkeiten s«i, er es sich in diesem Falle hätte nicht versagen können, für die Gewährung einer solchen zu stimmen. Der Feuerlöschausschuß schlug ein Beihilfe in Höhe von 400 Mk. vor, welchem Vor schlag sich auch der Rat anschloß, während der Finanzausschuß für eine solche in Höhe von 500 Mark ist. Die Herren Schrepel, Reinhold II, Wagner jun. und Weigert sprachen sich sehr wohlwollend über die Feuerwehr auS und baten dringend um Gewährung von 500 Mark. Herr Reinhold 111 dankte für das Wohlwollen, daß seitens des Kollegiums den Feuerwehren entgegen gebracht werde und bat ebenfalls dringend um Bewilligung von 500 Mark. Gegen 1 Stimme wurde sodann der Beschluß des Finanzausschusses, 500 Mark als Beihilfe zum 50jährigen Jubiläum der freiwilligen Feuerwehr zu gewähren, genehmigt. Herr Bürgermeister Dr. Polster versicherte hier zu noch, daß die Zustimmung seitens des Rates ebenso gern gegeben werden würde, als die Ge- nehmigung von Seiten des Kollegiums erteilt worden sei. Punkt 5 Abrechnung über die Stadtparkerweiternug- Bei dem Ausbau der Säuberlich-Anlagen ist diese Position im Jahre 1904 um 1040 Mark über schritten morden. Nachdem Herr Stadtrat Anger klar gelegt, was alles hierfür getan worden sei, und versichert hatte, daß kein Pfennig zuviel auSgegeben worden sei, beschloß man, die Überschreitung durch im Jahre 1905 erhobene Nachzahlungen und Strafbeträge zu decken. Punkt 6 Abrechnung über den RathauSumban. Obwohl die Abrechnung schon vor längerer Zeit erfolgt ist, machte sich noch eine Nachbewilligung von 1592 Mark 95 Pfg. für die Gasbeleuchtung nötig, die nach dem Vorschläge des GasauSschusses auS dem Ueberschuß der Gasanstall vom Jahre 1905 gedeckt werden sollen. Die Gesamtausgabe für den RathauSumbau beträgt nun demnach 38 145 Mark 52 Pfg. Der Herr Bürgermeister bemerkte hierzu, daß die Gesamtüberschreitung rund 10 000 Mark betrage. Gegen 8400 Mark sollen zur Deckung aus dem Betriebsvermögen genommen werden. Die einzelnen Ueberschreitungen seien durch sich nötig machende Neuerungen entstanden, die sich erst während deS Baues gezeigt hätten Gleichzeitig teilte er mit, daß insgesamt 5000 Mark an Geschenken, davon 2400 Mark in bar, cingegangen seien. Herr Grießbach bemerkte, daß der Bauausschuß bei der Ueberschreitung wohl seine Befugnisse überschritten hätte, er rügte, daß dem Kollegium von der Ueberschreitung für die Gasbeleuchtung eigentlich garnichtS hätte vorgelegt werden sollen, sondern daß man die Summe von 1592 Mark 95 Pfg einfach auf 5 Jahre verteilt aus der Gaskasse zu nehmen gewillt gewesen wäre. Nachdem die Herren Bürgermeister Dr. Polster und Stadtrat Bohne die nötigen Aufklärungen hierzu gegeben hatten, beschloß das Kollegium ein stimmig, den Vorschlag des Gasausschusses zu bewilligen. Zu Punkt 7 Abkomme« mit dem Ratskellerpächter Lenk beschloß das Kollegium, Herr» Lenk auf die Pacht von 1905 488 25 Mk. gulzusprechen, da er wählend des Umbaue- hatte umziehen müssen. Ebenso wurde ihm das frühere Zeichenzimmer zu einem jährlichen Mietpreise von 30 Mark vorläufig über lasten. Zu Punkt 8 Ei«bau von ve»tilat»re« t« Rat«- «nd Stadt« keller wurde dem Gesuche der Pächter deS Stadt- und deS Ratskellers, ihre Vereinszimmer resp. Gast- und VereinSzimmer mit elektrischen Ventilatoren zu versehen, stattgegeben. Die Anschaffungskosten, die die Pächter mit 4°/g zu verzinsen sich verpflichten, betragen für alle 3 Ventilatoren 330 Mark, die aus dem Betriebsvermögen genommen werden sollen Punkt 9 Elektromotoreumiete betr. Dem vom Kollegium in der vorletzten Sitzung ge faßten Beschluß, die Molorenmiele vom 1. Januar 1906 ab auf 10°/, zu erniedrigen, ist der Rat nicht beigelreten, sondern wünscht die Ermäßigung erst vom 1. April ab. DaS Kollegium erklärte sich auch gestern mit dem Beschlusse des Rate- einverstanden. Punkt 10 Anschaffung einer OrientierungStafel Der Verkehrsausschuß hat in seiner letzten Sitzung beschlosten, am Bahnhof eine OrientierungStafel aufstellen zu lasten, deren Kosten sich auf ung«fähr 150 Mark belaufen. Hierzu kommen noch jährlich 3 Mark als an den Bahnhof abzulieferndes Be- zeugungSgeld. Der Finanzausschuß hat sorge- schlagen, den Betrag aus Position 51 zu nehmen. Dieser Vorschlag wurde auch gestern vom Kolle gium einstimmig zum Beschluß erhoben. Nach einigen weiteren, nicht zur Tagesordnung gehörenden kurzen Auseinandersetzungen schloß die anregende Sitzung. Oertliches ««d Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 28. März 1906. *— Der Autgaug dieser Woche bringt auch den Schluß des ersten Quartals von 1906, und wir wollen im Interesse unserer Leser nicht ver- fehlen, nochmals darauf hinzuweisen, daß es für Abonnements-Erneuerungen und Neubestellungen auf unsere Zeitung die höchste Zeit ist, wenn keine Unterbrechungen in der Zustellung eintreten sollen. Mit Genugtuung können wir konstatieren, daß die feste Verbindung zwischen den Lesern einer Zeitung und dieser selbst, die für alle berechtigten Interessen ihres Abonnentenkreises nach Kräften eintritt, auch für uns sich in bester Form bemerkbar macht, daß erkannt wird, war eine Zeitung im wirtschaftlichen Leben für die Arbritstätigkeit deS ganzen Nähr- standes bedeutet, wenn sie ihren Beruf so auffaßt, wie es in unserer heutigen so hoch gestiegenen ge werblichen Entwicklung der Fall sein muß. Wohl verfolgen wir mit Aufmerksamkeit die Sensations- ereigmsse in aller Welt, aber vom fremden Spck- takel können wir Deutschen nicht leben, für unsere gedeihliche Existenz kommt in erster Reihe in Be- tracht, wie die Dinge in Deutschland stehen und wie sie sich in unserer engeren Heimat entwickeln. WaS hilft es uns, wenn andere erzählen, wie eS bei ihnen gut steht, wir müssen auch auf unsere heimischen Interessen in Stadl und Land achten, und dabei nicht bloß festhalten, was wir haben, sondern auch weiterstreben. Für alle die tausender- lei Wechselwirkungen zwischen dem Land und der Stadt und zwischen den einzelnen Berufen ist die Zeitung die gegebene Vermittlerin, sie will und muß den Spiegel bilden, in dem sich zeigt, wie alles bei un« zu Haust ist. Ist das nicht der Fall, so lockert sich auch das Band zwischen der Presse und d«m Publikum; denn das letztere sieht di« Recht», auf welche es einen Anspruch hat, nicht oder doch nicht genügend beachtet. Es ergibt sich daraus aber auch von selbst, daß das Publikum, wenn es seinen Nutzen in tatkräftiger Weise nach jeder Richtung hin gewahrt und gefördert sieht, wenn eS nicht bloß bedrucktes Papier, sondern eine umfastende Berücksichtigung des heimischen Nähr standes vor Augen hat und in Händen hält, das heimische ZeitungSorgan in tatkräftigster Weise unterstützt. Es ist ja nicht schlecht, was in der Ferne gedruckt wird, aber wir haben heute wahr lich daran zu denken, daß bis zu einem gewissen Grade jeder sich selbst der nächste ist und bleibt. *— Adam- Tagebuch. In der heutigen Nummer beginnen wir mit dem Abdruck einer der neueren Arbeiten de- weltbekannten Humoristen Mark Twain, betitelt „Adams Tagebuch". Um sich auch später noch einmal an der niedlichen Humore-ke ergötzen oder sie Freunden und Be kannten leihen und ihnen damtt eine Freude be reiten zu können, empfehlen wir, die betr. Nummern aufzubewahren, bezw. den Feuilletoitteil auszu- schneiden und die einzelnen Fortsetzungen zusammen zuheften. Es dürfte wenige Tageszeitungen geben, die die Ausgaben nicht scheuen, um eine Arbeit wie diejenige des in der ganzen Welt gefeierten amerikanischen Schriftstellers in ihren Spalten zu veröffentlichen. Unsere geehrten Leser werden aber auss neue daraus ersehen, daß wir keine Kosten icheuen, um ihnen etwas wirklich Gute- und Originelles zu bieten. *— Nm die Konfirmanden davor zu bewahren, daß sie durch den Genuß von Spirituosen zu einem dem Ernst deS Konfirmation-- bezw. Beichttages widersprechenden höchst anstößigen Verhalten ver führt werden, verbietet die Königl. Amishauptmann- schaft die Verabreichung geistiger Getränke an Kon- firmanden, welche am Palmsonntage und Grün donnerstage anders als in Begleitung Erwachsener in Schankwirtschaften einkehren. Zuwiderhandlungen werden gemäß 8 135 der Armenordnung für das Königreich Sachsen vom 22. Oktober 1840 mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft. *— Graf Hohenthal, der derzeitige sächsische Gesandte in Berlin und zukünftige sächsische Mi nister des Innern, äußerte sich aus einem am Sonnabend abend zu seinen Ehren von den Sachsen Berlins veranstalteten Abschied-feste über seine Be rufung und politischen Absichten etwa folgender maßen: „Ich bin bereit- m«hrmal- als Nachfolger des Freiherr» v. Metzsch bestimmt gewesen, doch ist eS mir bisher noch immer gelungen, die Herre« in Dresden davon zu überzeugen, daß ich dem Lande auf meinem bisherigen Posten als sächsischer Gesandter in Berlin bessere Dienste leisten könne, al« in Dre-din. Auch in diesem Winter hoffte ich, würde der Kelch noch an mir vorübergehen. Als aber infolge der „durch nichts gerechtfertigten und unglaublich frivolen Wahlrechtsdemonstrationen in Dresden" Freiherr o. Metzsch sein Amt nieder legte, hat mich der König nach Dresden berufen und mir in so überaus gnädiger, aber ebenso ent schiedener Weise die Nachfolge angetragen, daß mir als Beamten und Offizier nichts übrig blieb, als anzunehmen. Ich bringe ein große- Opfer, aber wenn Eure Majestät mich haben wollen . .. „Ich weiß," sagte Se. Majestät, „daß Sie ein große- Opfer bringen, aber ich brauche Sie." Als die Hauptaufgabe meiner neuen Stellung betrachte ich eS, dem Lande ein neues Wahlrecht zu geben, daS auch den arbeitenden Klaffen eine Vertretung in der Kamm«r gewährt, nicht aber eine Ueberflutung der Zweiten Kammer durch die Sozialdemokratie zur Folge hat, sodaß st« ein Tummelplatz der Sozialdemokratie werde. Die Aufgabe ist schwierig, da ich e- bei ihrer Lösung weder der äußersten Rechten noch der äußersten Linken werde recht machen können. Doch hoffe ich, daß mein Plan, der bereits die allgemeine Zustimmung des Königs gefunden hat, der großen Mehrheit der Gemäßigten gefallen wird, auf die sich die Regierung in einem industriereichen Lande wie Sachsen notwendig stützen muß " * — Die Erzherzogin Maria Josepha, die Gemahlin de- Erzherzogs Otto Franz Joseph (deS Neffen deS Kaisers Franz Joseph) und Schwester des Königs Friedrich August von Sachsen, mußte sich am Montag einer Blinddarmoperation unter ziehen, welche einen glücklichen Verlauf nahm und erhoffen läßt, daß das Leiden durch den operativen Eingriff ganz gehoben wird. Die Erzherzogin steht im 39. Lebensjahre. Sie ist seit 1886 vermählt. * — Alt Träukßatioue« zum Tränke» der Tiere während de- Eisenbahntransportes sind bei den Sächsischen Eisenbahnen folgende Bahnhöfe bestimmt worden: Adorf, Altenburg, Annaberg, ArnSdorf, Aue, Bautzen, Bischofswerda, Chemnitz Hauptbahnhof, Chemnitz-Hilbersdorf, Döbeln, DreSden-Fr., Dresden Hauptbahnhof, EberSbach, Flöha, Freiberg, Geithain, Glaucha», Gößnitz, Großenhain L.-G., Großpostwitz, Kamenz, Leipzig I, Leipzig II, Löbau, Meuselwitz, Narsdorf, Nieder neukirch, Nossen, Priestewitz, Pirna, Reichenbach i. V. oberer Bahnhof, Ri«sa, Rochlitz, Schandau, Werdau, Wilkau, Wilthen, Wurzen, Zittau, Zwickau. Die Tränkung der Tiere erfolgt nur gegen Ent richtung einer Gebühr auf besonderes Verlangen deS Absenders. * — F»rtbild«ngsschüler« zur Warnung! Der sechzehnjährige Lehrbursche Paul Friedrich Hennig in Wahren besucht die dortige Fortbil dungsschule. Als der Unterricht am Abend deS 30 Januar beendigt war, schrieb er an die Wand tafel eine Bemerkung, die eine schwere Beleidigung det Lehrers Sch., der an der Volksschule angestellt ist, enthielt. Die Schuljungen lasen die Bemerkung am andere» Morgen und machten davon Anzeige. Die Folge davon war, daß gegen H. daS Straf verfahren wegen Beleidigung emgeleitet und daß er in Berücksichtigung der großen Frechheit, die er an den Tag gelegt hat, verurteilt wurde. Er gab dem Richter gegenüber ohne weiteres zu, die Be merkung geschrieben zu haben. Er habe das getan, um den Lehrer Sch. zu ärgern, der ihm früher einmal eine Ohrfeige gegeben habe. Herr Sch. selbst konnte fich daran nicht mehr erinnern, mög lich sei es aber bei dem öfteren flegelhaft«« Be tragen deS H. Das Urteil lautete auf einen Monat Gefängnisstrafe. H. wurde sofort zur Verbüßung dieser Strafe in Haft genommen und abgeführt. * — Beilage. Unserer Oberlungwitzer AuS- gab« liegt heute ein Prospekt, betr. Margarine „Westfalen-Krone" (EngroS-Niederlage bei Herrn Arthur Erler, vormals G. Günther, in Ober lungwitz) bei, den wir der aufmerksamen Beachtung unserer geschätzten Leser empfehlen. * Limbach, 27. März. Die in der bekannten Angelegenheit der anonymen Schmähbriefe gepfloge nen gerichtlichen Erörterungen sind nunmehr soweit gediehen, daß die Chemnitzer Staatsanwaltschaft gegen Fräulein Asta G. Strafantrag stellen wird, „da da- junge Mädchen hinreichend verdächtig er- scheint, den gegen den hiesigen Schuldirektor B. gerichteten anonymen Brief geschri«ben zu haben". Gegen Frau G. und Fräulein Ilona G , Mutter bezw. Schwester obengenannter Asta G, hat der Staatsanwalt das Verfahren einstellen müssen, da die vorhandenen Verdachtsmomente der Täterschaft zum Strafantrag nicht auSreichrn. Die mit der Schmähbriefaffäre in engster Verbindung stehenden Klagsachen vor dem hiesigen Schöffengericht schweben noch. Da vom Vertreter der auch dort verklagten Frau G. in der Gegenschrift versucht wird, die Beleidigungsklage als verjährt erscheinen zu lassen, ist das Gericht dabei, Erörterungen darüber anzu stellen, ob der Hinweis auf die Verjährung auch stichhaltig ist. Die zweite, vom Schuldirektor B. gegen Frau Th. angestrengte Beleidigungsklage harrt ebenfalls noch ihre« AuSgangeS. * OelSnitz t E., 27. März. Ein Akt boden- loser Gemeinheil wurde am Sonnabend nachmittag aus einem hiesigen Steinkohlenwerke auSgesührt. Nachdem der Oberhäuer Schönfelder seinen Vesper kasfee zu sich genommen, trat bei ihm heftige- Er brechen ein. Die Untersuchung ergab, daß der Kaffee Phosphor enthielt. Schönfelder mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben. Zweifellos liegt der Versuch einer Vergiftung vor. Unter dem Verdacht der Täterschaft wurde ein böhmischer Bergarbeiter verhaftet und dem Kgl. AmtSgericht»- Gefängnis Stollberg zugeführt, wo er fich auch heute noch befindet und deS Kommenden gewärtig ist. j ?j Chemnitz, 28. März. I» der gestrigen
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