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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190601117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19060111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19060111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-11
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.01.1906
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Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Oberlungwitz a« 3. Jaguar 1906. Anwesend 1 »«re» 26 Herr«, Ratsmitglirder, entschuldigt fehlt« 1 Mitglied. Nach festgestelller Beschlußfähigkeit del Nate» eröffnete der Herr Varfitzerd» dir erste di,«jährige Sitzung, beglückwünschte da« Kollegium für da« neu« Jahr und wünscht« tnSbesonder« den Be ratungen guten Erfolg. Hierauf nahm man u. a. davon Kenntnis, daß 1. die am 1. d. M. von Robert vieweg>Drr«d»n hier erfolgten Probefahrten mit einem Motor- omnibu« «in s«hr günstig«« Resnltat ergeben haben, 2. ein Schank«laubnisg,such »om BezirksanS- schuß abgewiese« und 3. einem Anlageurekur« entsprochen worden ist. 4. Von drr Vergebung der Zinsen de« Groh- mannschen Legate« wurde genehmigend Kennt- m« genommen. Die Jahrr-rechnung wurde richtig gesprochen. 5. Mit den von dem Sladtrat Hohenstein-Ernst- ihal gestellten Bedingungen für Hilfeleistung der dortigen Feuerwehren bet Bränden im Hüttengrund und in Neuoberlungwitz erklärte «an sich einverstanden. 6. Einem Ersuch um Zin«erlaß wurde nur teil- weise entsprochen. 7. genehmigte man die infolge Rücktritt vom Kauf beantragte Rückzahlung von Befitzver- änderungsadgabe». 8. beschloß man da« B«fitzverändrrung-abgab«n- regulativ dahin akzuänd«», daß die Abgaben- Pflicht mit de« recht«kräftig»n Abschluß de« Kaufe« eintritt. 9. Der freigewordene Posten einer stellv. Heim- bürgerin soll «»»geschrieben werden. 10. Bon der Ausschreibung der freiwerdenden Lehrrrstelle hier steht man bei den bereit- vorliegenden Bewerbungen ab. 11. Dem Gesuche um Regelung der Wohnungs- verhältniffe im vrmenhau« soll, soweit mög lich, nach dem Ergebniffe der Besichtigung durch den Bauausschuß entsprochen «erden 12. Ein Gesuch um Urberlragung von Straßen- arbeiten wurde abgelehnt. 13. di» Kosten für eine kleine Reparaturarbeit wurden nur zu einem Teil übernommen. 14. In Sachen, Einverleibung von OberhermS- darf, nahm man vom Stande der Verhand lungen Kenntnis. 15. Zur Sicherung de« Verkehrt sollen die nötigen Gchutzschranken event. aus Kosten der Säu migen angebracht werden. 16. Auf ein Darlehnsgesuch beschloß man, zur Errichtung von Arbeiterwohnhäusern Mittel au« der Sparkasse zu 4"/, zu leihen. 17. bestätigte man die Vorschläge de« Wahlaus schuss»- für die die-jährige Zusammensetzung der verschiedenen VerwaltungsauSschüff». 18. Dir Wahlausschuß wurde in seiner vor jährigen Zusammensetzung wiedergewählt. 19. Einem Anlagenerlaß- und 20. de«gleichtn einem AnlagengtstundungSgesuch wurde entsprochen. 21. Ein weiteres Erlaßgrsuch fand nur teilweise Berücksichtigung. 22. Drei Anlagenrestanten erkannt» man al- bös- willige Steuerzahler im Sinne drr gesetzlichen Bestimmungen an und genehmigte die Ver- fügung der Schankstättenverbote. 23. Die geprüften und ausgelegenen Gemeinde rechnungen auf 1904 wurden richtig gesprochen. 24. Line« Straßenbauarbeiter soll auf s«in An suchen wöchentlich 1 Mark mehr gezahlt »erden. 25. Ein Gesuch um Gewährung eine» Darlehn« zum Ankauf einer Strickmaschine wurde ab- gelehnt. 26. In einer Bausache hat man gegen die ge plant« Errichtung ein»« Hintergebäude- keine Bedenken einzuwenden. OertNcheS und Sächsisches. Hwheufteir «Srustthal, 10. Januar 1906. * — Lie Jauuarwetterregeln sind recht zahl- reich. In den «»isten Fällen leiten sie die Ge- staltun- der künftigen Monate vom Januarwetter ab: „Donner im Winterquartal, — Bringt Ei-- bahn ohne Zahl." Allein ein Wintergewitter ge hört doch zu den seltensten meteorologischen Ereig nissen und kommt daher in punkto Wetterregeln wohl kaum in Betracht. Beachtenswerter ist schon folgender Spruch: „Bleibt der Winter zu fern, — Nachwintert e- gern." Auf Mondphasen und Wind versteht sich die Bauernregel: „Milde Witte- rung tritt immer ein — Auf Westwind bei Hellem Mondenschein." Ein Vierzeiler lehrt unS folgender maßen : „Ist da- Wetter hell und klar, — Wird» ein schöner Januar. Wenn- dagegen stürmt und schneit, — Fehlt e« mit der Schönheit weit." Der Januar hat eS eben im allgemeinen als echter Wintermonat hauptsächlich mit Schnee und EiS zu tun; Frost und Nordwind sind seine am stärksten ausgeprägten Eigenschaften: „Ist im Januar dick da- Ei-, — Gibt'« im Mai ein üppig ReiS." Auch die Tierwelt läßt der Wintermonat nicht gänzlich leer auSgehen, denn auch st« reiht er in seine Sprüche ein: „Aesen die Rehe im Januar- grase, — Hängt der Bauer sicher die Nase." GraS im Januar wird wohl eb»nso zu den Seltenheiten gehören, wie ein echte« und rechtet Januargewitter. Eher könnt« der folgende Spruch sich bewahrheiten: „Kom«t Nebel viel im Januar, — Mehret er der Kranken Schar." Hygienische Bauernregeln gehören wenigsten« nicht zu den Alltäglichkeiten, wie der eben zitierte. .Kalter, strenger Januar— Bringt Segen für da« ganze Jahr." Und nun kommen die Schnre-Sprüche, die echten Januar- Bauernregeln in Hellen Haufen: „Januar, Schnee zu Hauf, — Bauer halt' den Sack aus!" Je kälter und wilder stch eben der Winter auttobt, drsto Keffer der Sommn: „Ist der Januar hell und weiß, — Ist der Sommer sicher heiß." Schlägt aber d«r Januar wider Erwarten einmal au« seiner Art, dann sind die Au«sichten recht traurige. „Januar »arm, — Daß Gott erbarm'!" * Hoheufteiu-Eruftthal, 10. Jan. Der früher im hiefigen Badehotel in Stellung gewesen» Kellner Töpfer, welcher Mitte November v. I. seinem Dienstherr«, den Badebesitzer Lorenz, einen Geld- brief mit ca. 700 Mark unterschlug und damit di« Flucht ergriff, ist vorgestern in Hamburg, al» er mit einem Schiff« über« große Wasser abdampsen wollte, festgenommen und der Hasenpolizeibehörde übergeben worden. Von dem unterschlagenen Geld» hatte er leider nur noch wenig im Besitze. Wir schon früher mitgeteilt, soll Töpfer bereits vorbestraft sein und auch noch mehr auf dem Kerbholz? haben. * — Etur» recht teure» Schuß gab dieser Tage Herr Fabrikbesitzer Reinhardt gelegentlich der Jagd auf dem hiefigen Berge ab. Er wollte einen Hasen schießen, traf aber hierbei au» Versehen seinen wertvollen Jagdhund. Da- Tier war sofort tot. * — Tächflschrr La»d«tverba»d für Bolt« bildung. Nachdem vor Schluß de- Jahre- 1905 noch die Stadtgemrinden Hohen st ein-Ern st - thal, Augustu«burg, Bernstadt, Freiberg, LeiSnig, Mylau, Oflritz, Radeburg, Schlettau, Schneeberg, Stollberg, Taucha, Thum und Wolkenstein sich hem Landesverband« angeschlossen haben, zählte der Sächsische Lande-verband für Volksbildung beim Eintritt in da« Jahr 1906 unter 350 Körper schaften nicht winiger als 63 Stadtgemeinden. Die Gesamtmitgliederzahl des Verbände» ist im Jahre 1905 gestiegen von 699 auf 740. Der Verband umfaßt gegenwärtig 350 körperschaftliche und 390 persönliche (fördernde) Mitglieder. * Oberlungwitz, 10. Jan. Die Geflügel- und Kaninchen-AuSstellung, die der hiesige Tier- und Geflügelzüchter»««« „Carola" in der Zeit vom 13. bis mit 15. Januar in den Räumen der Post- restauration veranstaltet, verspricht nach den ein- gegangenen Anmeldungen eine derartig reichhaltige zu werden, daß sie alle ihre Vorgängerinnen um viele« übertrifft. Der Katalog weist nicht weniger denn 186 Nummern Hühner, 9 Nummern Wasser geflügel, 230 Nummern Tauben und 43 Nummern Kaninchen auf. Diese Zahlen sprechen gewiß da für, daß das Interesse für derartige Ausstellungen stetig wächst, zeugen aber auch von großer Rührig keit und viel Eifer der Veranstalter. Hoffentlich werden nun auch die Mühin der letzteren durch recht zahlreichen Besuch belohnt. ( :) Wüsteubraud, 10. Jan. Eine gemeinsame Silvestcrftier veranstalteten am Montag abend im Gasthofe „zum Kronprinz" der hiesige Gesangverein und der Hohenstein-Ernstthaler Musikverein. Der Abend bot eine Fülle von musikalischen Genüssen, sowie Ueberraschungen der verschiedensten Art und dabei boten Küche und Keller de- rührigen Wirte» so Vorzügliche», daß den zahlreichen Teilnehmern die Stunden wie im Fluge entschwanden. Es kann daher nicht Wunder nehmen, daß die meisten erst in sehr vorgerückter Stunde den Heimweg an traten. Einem jeden der Beteiligten aber wird die in selten schöner Weise verlaufene Feier noch lange in angenehmster Erinnerung bleiben. * Chemnitz, 10. Jan. Eine englische Arbeiter- Abordnung traf gestern, von Plauen i. V. kommend, wo sie verschiedene Fabriken und Schulen besichtigt hatte, hier ein, um die Betriebe der Firmen Wil helm Vogel, I. G. Reinecker, die Wandererfahrrad, werke vormals Winklhofer u. Jaenicke, Schönau, die Städtische Nervenheilanstalt, die 10. BezirkS- schule am Lessingplatz und die königliche LandeS- anstalt in Chemnitz-Altendorf zu besichtigen. Die Herren aus England waren hocherfreut über das Gesehene und Gehörte. In der 10. Bezirksschule nahmen sie vor allem Interesse an den mancherlei Einrichtungen, die die Stadt Chemnitz zum Wohle der Kinder aus einfachen Verhältnissen getroffen hat und waren erstaunt über daS gesunde Aussehen und die saubere Kleidung der Schüler und Schüler innen. Am Abend waren die englischen Arbeiter Gäste deS Herrn Geheimen Kommerzienrat Vogel, der sie zum Abendessen eingeladen hatte. Heute früh erfolgte ihre Weiterreise nach Dresden. * DreSdeu, 9. Jan. Nach dem Vernehmen deS „DreSdn. Journ." lst Herrn KreiShauplmann Schmiedel in Dresden die nachgesuchte Entlastung au- dem Staatsdienst mit Ende Februar d. I. bewilligt und der Geb Regierungsrat Dr. Rumpelt im Ministerium des Innern vom l.März ab zum KreiShauplmann in Dresden ernannt worden. ' Dresden, 9. Jan. Neber den Unfall, von dem Generalmajor Barth, Kommandeur der Jn- fantertebrigade Nr. 64, gestern betroffen wurde, berichten die „DreSdn. Nachr." u. a. wie folgt: Herr Gmeialmajor Barth ritt mit seinem Adju tanten, um sich zu einer Hebung des Schützenregi- mentS zu begeben, über die Marienbrücke, als die Herren zwischen einem mit Steinen beladenen Last wagen und einem von hinten kommenden Wagen der elektrischen Bahn inS Gedränge kamen. Der Adjutant konnte au-weichen, während da« Pferd des Herrn Generals anzefahren wurde, sodaß es mit seinem Reiter stürzte. Mit dem Kopf« schlug dieser auf einen Bordstein, wobei er eine größere klaffende Wunde an der Stirn davontrug. Bude Beine find mehr oder weniger stark gequetscht. Inner« Verletzungen konnten nicht festgestellt werden und dürften ausgeschlossen sein, da daS Allgemein befinden nicht beeinträchtigt ist. Die Wunde am Kopfe mußte genäht werden. * Sobrigau bei Dresden, 9. Jan. Leichtfertig geweckter Eifersucht fielen hier in den ersten Tagen de» neuen Jahre» zwei junge Menschenleben zum Opfer. Dem Silvestertanz im Gasthause wohnten ein hier bediensteter, etwa 25jähriqer Knecht und dessen Geliebte, eine gl»ichfall« im Orte in Stellung befindliche Magd b»i. Um ihren Geliebten »t»as eifersüchlig zu machen, tanzte und unterhielt fie sich fast ausschließlich mit einem Schweizer. Der Ge- liebte, d«n die vermeintliche Untreue deS Mädchens um so mehr ärgerte, da diese zu Weihnachten noch den Verhältnissen entsprechende reichliche Geschenke angenommen hatte, machte keinen Versuch, sich ihr wieder zu nähern, und äußerte nur, sich in dieser Nacht da- Leben nehmen zu wollen Am andern Morgen fand man ihn auf dem Boden seines Diensthrrrn erhängt vor. Erschütternd waren die Ausbrüche deS SeelenschmerzeS deS Mädchen-, als sie erfuhr, waS sie in ihrer Leichtfertigkeit ange- richtet batte. Nachdem sie am andern Tage, um ihren Dienst zu wechseln, aus ein Nachbardorf verzogen war, endete sie ihr Leben auf dem Gute ihre- neuen Dienstherr» aus dieselbe Weise. Die unglücklichen jungen Leute waren beide ihres Fleißes wegen im Orte sehr beliebt. * Pirna 9. Jan. Auf der benachbarten Halte stelle Heidenau ist, wie bereit- gemeldet, am ver- gangenen Freitag vormittag auf bis sitzt noch un- aufgeklärte Weise bei Uebergabe der Geldpostsen dungen ein Geldbeutel mit drei Geldbriefen im Gesamtwerte von 12323 Mark 30 Pfg. abhanden gekommen. Der Wagenschaffner, sowie der dienst habende Postbeamte wurden vorläufig vom Dienste suspendiert und eine Untersuchung eingeleitet, welche aber zu keiner Aufklärung geführt hat. Beide Be amte wurden am Abend wieder in Dienst gestellt. Nachdem nun die König!. Staatsanwaltschaft eine Bekanntmachung erlassen hat, wird hoffentlich bald eine Aufklärung in dieser Angelegenheit erfolgen. Die Oberpostdirektio» Dresden setzte eine Belohnung von 500 Mark für die Wiederherbeischaffung des Geldbeutels auS. * Leipzig, 10. Jan. Ein noch nicht aufge- klärt« Fall beschäftigt gegenwärtig die Staatsan waltschaft hier. In der Nacht zum 3. Dezember 1905 ist nämlich auf dem Wege von dem benach barten Knauthain nach Lauer, nachdem er auf dem Rittergut in Knauthain der veranstalteten Weihnachts feier beigewohnt hatte, der 62 Jahre alte Arbeiter Lorenz Pfeil au- Brand in Böhmen, der auf dem Rittergute beschäftigt war, spurlos verschwunden. Später wurde dessen entleertes Portemonnaie in der Nähe des Weges gefunden. Der Umstand, daß der alte Mann bei seinem Fortgange in Knauthain 15 Mark in dem Portemonnaie hatte, ließ der Vermutung Raum, daß ein Verbrechen an ihm verübt worden sei. Bisher ist aber weder Pfeil zum Vorschein gekommen, noch ist sein« Leiche aufzufinden gewesen. Nunmehr ist ein 38 Jahre alter Zimmermann aus Großzschocher be hördlich eingezogen worden, weil er verdächtig ist, in den Vorgang verwickelt zu sein. * Leipzig, 9. Januar. Gestern abend in der 10. Stunde brach im Hinterhaus des Grundstückes Eisenbahnstraße 31 zu L.-Neustadt ein ganz be trächtliches Schadenfeuer auS. In d m Hause be- findet sich die Tapifferiefabrik von I. C. Richter, der große Vorräte von fertigen Waren durch den Brand vernichtet wurden, wodurch der Firma ein ganz bedeutender Schaden entstanden ist. Ueber die EntstchungSursache de» Feuer« läßt sich Be- stimmtes noch nicht sagen, doch liegt der Verdacht nahe, daß Brandstiftung vorliegt. Die Feuerwehr fand nämlich an zwei ven einander getrennten Stellen Brandherde vor, die gleich weit entwickelt waren. * Leipzig, 9. Jan. Was die hier für den 21.Jan.angesetzten Wahlrechtsproiestversammlungen anlangt, so hört man, daß sie polizeilicherseits nicht verboten werden sollen, aber es wird sofort eingeschritten werden, wenn sie einen aufreizenden, staatsfeindlichen Charakter annehmen. Nach den Versammlungen geplante Umzüge werden nicht ge stattet und gegebenenfalls mit Gewalt verhindert werden. * Oschatz. 9. Jan. In der Reisschen Unter- mühle ist der Mühlknappe Seidel in daS Getriebe gekommen und zermalmt worden. Erst nachdem der Tod des Verunglückten eingetreten war, konnte der Betrieb zum Stehen gebracht werden. Seidel ist Familienvater, er hinterläßt vier unerzogene Kinder. — Ausgesetzt wurde in einer der letzten Nächte in der Dresdner Straße ein etwa 14 Tage altes Kind. E» wurde von d«r Stadt in Pflege gegeben. Man vermutet, daß die Mutter ein in Dresden in Diensten stehendes Mädchen ist und daS Kind dem Verhältnis zu einem dort stehenden Soldaten entsprossen ist. * Mittweida, 9. Jan. In seiner Wohnung erhängte sich hier nachts ein erst seit kurzem ver- heiratet« Handarbeiter, angeblich wegen Familien zwists. In dem Zimmer, in welchem der Lebens- müde seinem Dasein ein Ende machte, schliefen noch mehrere Personen, die bei Vollführung der Tat erwachten. Anstatt nun durch schnelles Ein greifen das Vorhaben zu verhüten, benachrichtigten sie schleunigst die Polizei, und al» diese eintraf, war der Tod natürlich schon eingetreten. * Haintchen, 9. Jan. Der hier herrschende Ausstand der Holzbildhauer bei der Firma Kühne mann droht weitere Kreise zu ziehen, da von der Firma Maßregelungen organisierter Drechsler, Tischler und Maschinenarbeit« vorgenommen worden sind. Auch weigert sich die Fabrikleitung, zwei Holzbildhauer wieder einzustellen. — Der hiesige Gewerbeverein beabsichtigt, dem Erfinder des Holzschliffpapiers Friedrich Gottlob Keller (geb. 1816 zu Hainichen, gest. 1895 zu Krippen) in seiner Vaterstadt ein Denkmal zu errichten. * Roßwein, 9. Jan. Ein würdiges Ehepaar, der 79 Jahre alte Fuhrwerksbefitzer Ferdinand Kästner und dessen 72jährige Ehefrau, welches 49 Jahre lang glücklich verheiratet war, findet hier am Donnerstag «in gemeinsame- Grab auf dem GotteSacker. Beide Eheleute sind nur einige Tage lang ernstlich krank gewesen. Der Ehemann starb gestern, die Ehefrau heute früh. * Plaue« i. V, 9. Jan. AIS einen Menschen von niedriger, ja gemeiner Gesinnung bezeichnete der Vertret« der König!. Staatsanwaltschaft den 19 Jahre alten Kaufmann Christoph Wilhelm Mittelmeier au» Neuberg in Böhmen, d« sich gestern vor der Strafkammer d«r Landgericht» wegen Heiratsschwindeleien zu verantworten hatt«. Mittel« meier, der sich seit Ansang September 1904 in Plauen aufhielt und zuletzt mit dem Kaufmann Walbaum ein Ei«rgrschäft unter der Firma „Mittelmeier L Co." betrieb, Hal sich im Januar 1905 mit einem Frä»l. Elsa Pfabe in Netzschkau, da- er hier kennen gelernt hatte, verlobt. Der jugendliche Gauner verstand e», durch gewandtes Auftreten die Eltern seiner Braut aus da- ärgste zu täuschen. Infolgedessen gelang e» ihm, die Mutter sein« Braut zu bewegen, ihm ohne Wissen und Willen ihre« Mannes nach und nach 7000 Mark als Darlehen zu übergeben. Auch den Vater des Mädchen- wußte er zu bestimmen, eine Bürgschaft von 3000 Mark zu übernehmen Mittelmeier unterhielt nebenbei noch andere Liebschaft«», bei denen er mit Hilf« de- Pfabeschen Gelder den Noblen spielte und hinter d«m Rücken seiner Braut mit anderen Mädchen kostspielige Reisen usw. unternahm. Mittelm«i«, nach dem Zeugnis seine» Verteidigers ein liederlicher, lügenhafter und fitten- loser Mensch, wurde zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis oerurteilt. ' Radeberg. 9. Jan. Das hiesige Königliche Schöffengericht vrrurteilte den eben zum Stadt verordneten gewählten sozialdemokratischen Lager halter Braune wegen Beeidigung deS hiesigen Stadlverordnetenkollegiums zu 100 Mark Geld- strafe oder 10 Tagen Gefängnis. Braun« hatte in einer öffentlichen Wahlversammlung den Stadt- verordneten den Vorwurf gemacht, daß fie das ganze Jahr zu schlafen schienen. * Radeberg, 9. Jan. Ein frecher Einbruch- diebstahl wurde am Sonntag in der benachbarten TobiaSmühle auSgeführt. Während sich die In- fassen der Anstalt im Gottesdienst befanden, stieg die frühere Insassin, die oftmals, darunter mit Zuchthaus vorbestrafte Arbeiterin Weber durch ein gewaltsam geöffnetes Fenster ein und stahl Kleider, Hau»- und Küchengeräte usw im Werte von 131 Mark. Den ganzen Raub lud sie auf einen ebenfalls gestohlenen Handwagen und machte sich in der Richtung nach Langebrück davon. Der Diebstahl wurde sofort entdeckt und eS gelang, die Diebin zu verhaften. * Löbau, 9. Jan. Die Stadt Löbau ist auch 1906, wie bisher, in der glücklichen Lage, von der Erhebung von Gemeindeanlagen absehen zu können. Es werden nur 10 Schul- und 2 Kirchenanlagen erhoben. Die Karnevalszeit hat begonnen, d. h. die Zeit, während der gewisse Menschen das Bedürfnis haben, sich nach Möglich keit lächerlich zu machen, und zwar teils zum eigenen Gaudium, teils zur Lust und Freude anderer. Auch daS Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt fühlte sich gestern gedrungen, zur Auslösung der karnevalisti schen Stimmung in Stadt und Land — ob auch der eigenen, wagen wir nicht zu behaupten — einen Artikel zu veröffentlichen, der sich in der von früher her bekannten gehässigen Weise mit unS beschäftigt. Wie er uns Vergnügen bereitet hat, weil er den von ihm sonst immer bestrittenen Beweis erbringt, daß wir dem H.-E. Tageblatt ein in fast jeder Beziehung überlegener und deshalb recht un bequemer Konkurrent sind, so dürfte auch die Mehrzahl der Leser ihre Freude an dem Artikel gehabt haben, leuchtet- doch aus fast jeder Zeile desselben der GefchäftSneid so deutlich herau-, daß die- selbst dem unschuldig, sten Les« auffüllen muß. Jemandenaber, der seine Unfähigkeit, dem Konkurrenten über zu kommen, so deutlich offenbart, wie daS H.-E. Tageblatt e» tut, den bedauert man nicht ob s«in«r Schwächt, nein, de» lacht man au«! Das sollte da- H.-E. Tageblatt sich immer und immer wieder vor Augen halten, ehe eS dem großen Publikum seine Schmer zen mitteilt. Erleidet es durch unsere Strebsam keit und ernste Arben großen Schaden, so mag es ihn durch eigene Kraft wett zu machen suchen, aber nicht durch gehässige Artikel. Als wir in unserer Ausgabe vom 27. Sept, v. I. dem H.-E. Tageblatt eine Abfertigung zuteil werden ließen, auf die eS nicht antworten konnte, mußten wir vielfach die Aeußerung hören, ,,«s wäre schade, daß die interessanten Auseinandersetzungen schon zu Ende seien." Nun, da« H.-E. Tageblatt hat mit seinem gestrigen Artikel dafür gesorgt, daß diejenigen, die an solchen öffentlichen Zänkereien Spaß finden, sowie diejenigen, die einen frühzeitigen Fast nachtsscherz lieben, auf ihre Kosten kommen. Wir haben wegen der zwar energischen, aber maßvollen Abwehr der gegnerischen Angriffe seinerzeit von so vielen Seiten, und zwar auch auS den angesehensten und höchstflehenden Kreisen, Lob und Anerkennung geerntet, daß wir auch heute nicht in den Ton deS H.-E. Tageblattes verfallen wollen. Lediglich um keine falschen Meinungen aufkommen zu lassen, bemerken wir zur Aufklärung des großen Publikum- folgendes : Wie den meisten Lesern bekannt sein wird, erhält in jeder Stadt nur ein Blatt von der König!. Behörde den offiziellen Titel Amtsblatt zuerkannt. Dasselbe erhält auch ausschließlich die von dem betreffenden Amtsgericht zu «lassenden Bekanntmachimgen zugewiesen. In den meisten Orten SachsenS, wo zwei oder mehr Blätter er- scheinen, ist e- Brauch, daß die Nicht- Amtsblätter die am Tage vorher erschienenen amtsgerichtlichen Bekanntmachungen, um sie auch ihren Lesern zur Kenntnis zu bringen, auS deni Amtsblatte einfach abdrucken. So war es auch hier bisher üblich und »edrr die früheren Be sitzer deS Tageblattes, die Herren Nuhr und Förster, haben dagegen etwa- einzuwendcn ge habt, noch auch der jetzige Besitzer bis zu dem Augenblicke, wo wir das „Oberlungwitzer Tage- blatt" Herausgaben. Von da ab bekam er es mit der Angst zu tun, er fürchtete — und, wie die Folg« ergeben hat, mit Recht, — daß ein großer T«il seiner Lrs« das Hohenstein-Ernst-
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