—L 5? L— Henriette von Wöllwarth dagegen, die mit einem Papagei tändelnd am Lenster stand, wäre schwer einer Blume zu vergleichen gewesen; sie hatte etwas durchaus Reales in ihrer stattlich schönen Gestalt und dem ge scheiten, krästig geformten Gesicht; der Blick, welchen sie jetzt auf die beiden jüngeren richtete, schien zu sagen: „Arme Rinder, ihr langweilt euch entsetzlich, wenn man euch nur helfen könnte!" In der That waren alle drei unbeschäftigt und die Stimmung gedrückt. Adelaide erzählte von der gestrigen Mittagsgesellschaft bei Ralbs — sie war in der Frühe bei Gustchen ge wesen, um näheres zu hören — wurde aber nun allzu oft durch einen mißbilligenden Blick ihrer fein empfin denden und streng denkenden Herrin unterbrochen, so daß die Arme zuletzt selbst nicht mehr wußte, was sie sagen, was nicht sagen dürfe. „Die letzte Pfandstrafe war sehr komisch, Durch laucht," sprach sie jetzt mit einem scheuen Lächeln. „Der Herr Rammerpräsident mußte Milli von Werthern mitten im Rreise und auf den Rnieen eine Liebeserklärung machen, worauf die ganze Gesellschaft unter Gesang eine Ronde um die beiden tanzte, und Emilie endlich den alten Herrn mit einem Ruß erlöste." In diesem Augenblicke meldete der Lakai: „Seine Durchlaucht der Herr Herzog und Doktor Goethe!" Luise winkte errötend, und die beiden jungen Männer traten rasch ein. Der Herzog eilte auf seine Frau zu, küßte mit einer gewissen linkischen Befangenheit ihre Hand und rief strahlenden Auges, den Freund überblickend: „Da hast du unsern Gast, Luise!"