— 74 — Das alles stellt des Meisters Zauberkunst vor unsern Sinn und macht verwandte Saiten in uns klingen. — Wie nur die Töne mir zum Herzen drangen, wie sie mein Ohr erfüllten, meinen Sinn, da drang mit ihnen Deiner Seele Glut in meine Brust — und ich verstand Dein Spiel. Heil’ge Musik! du wunderreine Sprache, wo kalte Worte nicht Gefühle künden, wo nur der Ton, die reine Harmonie die gleichgestimmten Seelen hold verbinden, dich preis ich laut, den Lorbeer reich ich dir. Dein Spiel verstand ich. Was der Meister schrieb, jetzt war es Dein Wort, Deiner Seele Sprache, zum zweiten Male schufest Du sein Werk. Und wie die Töne leis’ und leiser wurden, — da eilt’ ich zu Dir, stand an Deiner Tür, den letzten Ton, den letzten Laut erwartend. Und er verklang. Ins Zimmer trat ich ein, Du saßest am Klavier, das Haupt gesenkt. Geschlossen war Dein Äug’, Du sahst mich nicht, bis Dich mein Arm umfing und meine Lippen in heißem Kuß auf Deinen Mund sich preßten. Mit Dir allein! — Ein seliges Umfangen . . . ein ahnungsvolles, wundersames Schweigen . . . ein glücklich Lächeln . . . und . . . das Licht verlosch. Von Chopin war’s das Impromptu, das Süße.