192 alte Melodie, von einer klaren und doch me lancholischen Stimme gesungen, über das blaue Wasser hin: der erste Gruß des Orients. Und nun kommt uns mit einem Schlage zum Bewußtsein, daß wir durch die Reise von zwei und einem halben Tage aus allen ge wohnten Verhältnissen herausgerissen sind, daß wir uns inmitten einer anderen Welt, einer anderen Kultur befinden. Aber das wunderbare Panorama zu bei den Seiten läßt uns nicht zum Nachdenken über die etwaigen Folgen dieses Wechsels kommen. Mit trunkenen Augen sehen wir die kaiserlichen Paläste an den Ufern, wir sind entzückt von den Villen der vornehmen Türken, und wir begrüßen jede neue Mo schee mit bewundernden Blicken. Hinter mir steht eine Gruppe von Rei senden, denen ein ortskundiger Herr die Ge bäude erklärt. Hier ist der Palast, in dem Sultan Murad V. von seinem Bruder, dem jetzigen Sultan, gefangen gehalten wird, dort oben liegt das Yildiz, die geheimnis volle, von blutigen Legenden und Erzäh lungen umwobene Welt, in welcher einsam, ungeliebt, von den Schatten seiner Opfer verfolgt, der Padischah haust. Und hier, dieses Riesenschloß, ein Feen traum aus weißem Marmor, ist Dolma-