191 Plötzlich tauchte ganz hinten am Hori zont die Linie von Bergzügen auf. Das war Asien! Ein geheimnisvolles Schauern durchrieselt mich immer, wenn ich dieses Wort höre: Asien, die Menschheitswiege, Asien, die Heimstätte aller Kulturen, der Schauplatz wundersamer Kulte, tiefer Weisheiten Hei mat. Ex Oriente lux . . . Und sah ich es vor mir aus den Wassern aufsteigen, das Wunderland. Welch ein Ereignis! Und wenig später erscheint auch die Küste Europas. Man kann schon eine kleine Stadt erkennen und graues Gemäuer. Aber die Hügel, an die sich die Stadt anschmiegt, sind trostlos kahl. Die Blicke gehen von rechts nach links und von links nach rechts: wir sind im Bos porus, in dieser herrlichen Wasserstraße, die Europa von Asien trennt. Gleich nach der Einfahrt geht das Schiff der asiatischen Seite zu. Dort liegt ein Dörf- lein, und aus grauem Lorbeergebüsch lugt eine weiße Moschee hervor. In dem Augen blick, als wir, dem Lande ganz nahe, an dem kleinen Gotteshause vorüberfahren, tritt der Muezzin auf die Galerie des Minaretts, um seinen Gebetsruf zu singen. Wunderbar schweben die fremden Worte und die ur-