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190 auch, daß ich am Morgen mit Gewalt aus dem Bette geholt werden mußte, wenn ich nicht das Schönste an der ganzen Reise, die Einfahrt in den Bosporus, verschlafen wollte. Auf Deck war ein reges Leben, und meine Genossen vom vergangenen Abend empfin gen mich mit Vorwürfen. So etwas von Gleichgültigkeit sei ihnen einfach unbegreif lich. Ich ließ sie reden und freute mich über das Meer, das im Sonnenschein glänzte, und über eine ganze Herde von Delphinen, die in lustigen Spielen unserem Schiffe folgten. Dinge als auf die Lust und die Qual der Welt. Man denkt hier über den Wert der Erscheinungen nach, und man gelangt, weil man in größerer Nähe mit der Natur lebt, die sich niemals irrt, zu richtigeren Ansichten als es diejenigen sind, die man sich, unter den faden, oberflächlichen, nicht ernsten Menschen lebend, bildet. Man lernt, umgeben von Bergen, die Jahrtausende an sich vorüberrauschen sahen, das Vergängliche gering achten, und man besinnt sich auf das Ewige, das Göttliche. Aber man lernt auch, daß es unsinnig ist, sich das Göttliche als ein Uber- Uns vorzustellen. Wenn ich vor dem Schlafengehen mit meinem Freunde auf den Balkon unseres Zimmers trete, und wenn wir dann hinaussehen in das schweigende Land, wenn wir zum sternübersäten Himmel auf schauen, dann fühlen wir uns im tiefsten Herzen so eins mit der uns umgebenden Natur, daß sich uns alte, tiefe Weisheit offenbart, daß wir den Weisen begreifen, wenn er sagt: Wir alle kommen aus Gott, kehren in Gott zurück, sind selbst Gott. Und dieses Bewußtsein eigener Göttlichkeit gibt uns nicht nur den Mut zu leben, es spornt uns auch an zu schaffen, zu arbeiten.