XVII. Berlin, den 8. Oktober 1903. Mein Egon! Als Drucksache sende ich Dir mit gleicher Post Hauptmanns „Armen Heinrich“, den ich gestern gelesen habe. Ich glaube, daß keiner unserer zeitgenössischen Dichter in irgend einer Dichtung eine solche Höhe er reicht hat. Mich hat das Buch tief ergriffen, und ich glaube, Dir wird es ebenso gehen. Welche unendliche Kultur der Sprache dieser Mann besitzt. Das Buch enthält Verse, wie man sie sich nicht schöner vorstellen kann. Die Fülle der Gedanken, die in diesem Drama steckt, erinnert mich an Beethoven. Nirgendwo finde ich ein Ringen, das dem Ringen und Kämpfen dieses Titanen so ähn lich ist wie bei Hauptmann. Und mit seiner tiefinnerlichen Handlung, die dem Alltag so fern ist, steht der „Arme Heinrich“ dem „Parsifal" nahe. Und darum ist’s um den „Armen Heinrich“ genau so schade, wie um Beethovens Neunte oder um Wagners