Volltext Seite (XML)
ARTNEREI 2==-*="**-* Organ des Deutschen Gärtner-Verbandes. — Redigirt von udwis •öller, Geschäftsführer - W des Deutschen Gärtner-Verbandes in Erfurt. E -2- Grscheint am 1., 10. und 20. eines jeden 3llonats. -8- -8- Abonnementspreis jährlid 7 Jll., halbjälyrlid 3 3M- 50 Pf. -8- Nr. 8. Erfurt, 10. März 1885. 4 IX. Jahrgang. Nochmals das Hamburger Treib-Veilchen. Von W. Weiss, Handeisgärt, in Lockstedt-Hamhurg. Anknüpfend an den Artikel „Das Hamburger Treib- Veilchen 1 '’ in Nr. 5 unseres geschätzten Blattes erlaube ich mir noch nachfolgendes hinzuzufügen. Der Herr Einsender jenes Artikels hat ja im grossen ganzen mit klaren Worten den Ursprung, die Kultur, Treiberei, und, wie er das nennt, die schlechte Krankheit des Veilchens — ich nehme an, er hat damit nicht nur das hiesige, sondern auch andere Veilchen gemeint — ge schildert. Nun ist aber gewiss jeder meiner Herren Kollegen, der Veilchenzucht betreibt, bemüht, dieses kleine Insekt, genannt rote Spinne, soviel wie möglich aus den Anpflanzungen fern zu halten oder wo es sich zeigt, zu bekämpfen. Ein wirkliches Vertilgungsmittel ist mir bis jetzt noch nicht bekannt, doch kenne ich ein recht gutes Präservativ-Mittel, also ein Vorbeugungs mittel, dass ich bis jetzt auch mit Erfolg angewandt habe. Ich decke nämlich meinen Bedarf an Veilchenpflanzen durch Vermehrung aus Stecklingen; das sind die von der Mutterpflanze ausgehenden abgeschnittenen Ranken. Den Stecklingen widme ich nun eine besondere Sorgfalt, denn sind sie von Anfang an frei von der roten Spinne, so ist schon weniger grosse Ueberhandnahme und Aus breitung des schädlichen Insekts zu befürchten. Haftet aber die rote Spinne schon diesen jungen Pflanzen an, so ist gewöhnlich in einem späteren Stadium, wo günstige Witterungsverhältnisse eine sehr rasche Ausbreitung der selben befördern, die ganze Pflanzung infizirt. Ich schneide deshalb bei besagten Stecklingen fast sämmt- liche Blätter, die alten ganz gewiss, ab; ich habe durch die Massnahme den Erfolg gehabt, dass meine Pflanzungen in den letzten Jahren vollständig von der roten Spinne befreit geblieben sind. Die weitere Behandlung der Stecklinge will ich noch kurz mitteilen : Ich stecke sie in Kästen und zwar in gewöhnliche Gartenerde, der äusser Mistbeeterde fast die Hälfte Sand beigemischt ist, weil durch letzteren Zusatz die Bewurzelung schneller vor sich geht und auch eine reichere wird. Ich halte den Kasten nun, bis die Bewurzelung erfolgt ist, geschlossen, spritze aber, da ich gar nicht schattire und dies ist ein wichtiger Punkt, recht oft. Sobald sich frische Wurzeln zeigen, stelle ich Luft und nehme später die Fenster ganz weg. Zum Auspflanzen wähle ich ein Stück Land, welches ganz frei und sonnig liegt, sowie Wind und Regen ausgesetzt ist. Sollte sich trotzdem das Insekt an Pflanzen ein stellen, etwa im Juli, wo es gewöhnlich recht warm ist, so kann man noch folgendes Verfahren, dass hier einen guten Erfolg hatte, an wenden. Die Blätter der befallenen Pflanze werden bis auf einige junge Herz blätter abgeschnitten, sorgfältig eingesammelt und vernichtet. Die Pflanze wird dadurch gezwungen, frisch zu treiben. Tritt nun glücklicherweise auch Regenwetter ein, so ist der Erfolg ziemlich sicher. Die Pflanzen treiben gewöhnlich im Spätsommer noch gut aus und setzen Knospen an, sie können als zweiter Satz zum Treiben aufgestellt werden und blühen noch verhältnissmässig reichlich. Kleinere Mitteilungen. Die Walzblei- und Hartmetall-Etiketten. Wel cher Gärtner kennt nicht die Mängel fast aller bekannten Etikettirungsmethoden, welche sich besonders im Ver wittern der Schriftzüge und in der Zerstörung der Eti ketten zeigen! Es freut mich daher, auf zwei Neuein führungen hinweisen zu können, die dazu angetan sind, diese Uebelstände zu vermeiden, beide verdanken wir Herrn L. Möller in Gotha. Erstere, die mit Zinkblechhülsen eingefassten Walz bleietiketten, enthalten die Schrift tief eingeprägt; letztere, die aus einer silberartigen Metallkomposition gegossenen sog. Hartmetalletiketten dagegen erhaben; es können die Zeichen also weder verwischen, noch durch Frost und Feuchtigkeit zugrunde gehen. Beide Sorten sind mit jedem beliebigen Namen versehen und als Hänge-, Steck-, Freilandetikett, ja auch zum Anschrau ben an Samenkästen, Türen etc. zu beziehen; sie sind im Verhältniss zur sauberen Ausführung sehr billig und von Fachmännern, denen ich solche sandte, warm em pfohlen. Wilh. Kliem, Obergärtner in Gotha.