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80 Milla biflora. Von CI. Aug. Sonntag in London. Diese schöne mexikanische Zwiebelpflanze, welche hier seit den letzten zwei Jahren rasche Verbreitung ge funden hat, verdient wirklich auch wieder in den deut schen Gärten verbreitet zu werden. Dieselbe wurde, irre ich nicht, schon vor 20 Jahren von Roezl in Deutsch land eingeführt, und es ist ihr leider bis jetzt noch nicht gelungen, über die Sammlungen der Kenner hinaus Ver breitung zu finden. Milla biftora bildet kleine flache Zwiebeln mit dicken fleischigen Wurzeln. Die Blätter sind graugrün, zylindrisch und werden 25 bis 30 cm lang. Der Schaft ist 30 bis 40 cm hoch und endet in einer Dolde. Die Blumen sind langgestielt, innen schneeweiss und auf der Rückseite grünlich. Die drei äusseren Perigonblätter sind nur halb so breit wie die drei inneren. Die Blüte vereinigt die Eigenschaften, welche sie für Blumentische und Bouketts wertvoll macht; sie besitzt nämlich eine gefällige Form, reinweisse Färbung, einen feinen Wohlgeruch und hält sich durch eine längere Zeit. Mir scheint es, dass sich diese reizende Mexikanerin bei uns sehr behaglich fühlt, nachdem sie einheimisch geworden ist, denn die meisten Blütenstengel tragen nicht nur zwei Blumen, wie dies im wilden Zustande der Fall ist, sondern zeichnen sich durch Ueppigkeit aus und bringen meist drei und vier Blumen in einer Dolde hervor. Die beste Zeit zum Auspflanzen ist April. Man wähle eine geschützte, sonnige Lage und eine leichte, sandige Erde. Die ersten Blumen entwickeln sich Mitte Juli und blühen dann, da jede mittelstarke Zwiebel im ganzen drei bis vier Blütenstengel treibt, ununterbrochen für längere Zeit. Erwähnen möchte ich noch, dass Milla biflora auch für Topfkultur sehr geeignet ist, zu welchem Zwecke man am besten drei Zwiebeln in 6 zöllige Töpfe einlegt. Solche Pflanzen, von uns ausgestellt, erhielten von der königlichen Gartenbaugesellschaft eine Auszeichnung erster Klasse. Fragenbeantwortungen. Eiehen- Veredlung. Beantwortung der Frage 613: „Wann und wie veredelt man am besten Eichen?“ Mit Interesse las ich die Beantwortung dieser Frage in Nr. 5, da mir die Methode der krautartigen Ver edlung noch unbekannt war. Ich hatte zwei Winter hindurch mit Ziergehölzveredlung, insbesondere der Eichen zu tun und erlaube mir deshalb, hierüber auch noch einiges mitzuteilen. Die Eicheln von Quercus JRobur (pedunculata) wer den im Herbst oder Frühjahr in Reihen auf Samenbeete gelegt, jedoch nicht zu dicht und bleiben die Sämlinge 2 Jahr auf denselben stehen. Nachdem sie in zwei Jahren Kopulirstärke haben, werden sie im Herbst herausgenom men, an den Wurzeln beschnitten und einzeln in tiefe Töpfe gepflanzt, diese werden bis Mitte oder Ende Dezember in einem frostfreien Raum aufbewahrt, dann in ein Haus, welches auf 8—10 Grad R. gehalten werden muss, ge bracht und täglich einigemale gespritzt. In 14 Tagen werden sich die jungen Triebe zeigen und kann man nun zur Veredlung schreiten. Die gebräuchlichste und bewährteste Methode ist das Kopuliren, und geschieht in einer Höhe von 3—5 cm über dem Topfrande. Zuvor be sorge man sich Papierstreifen, die mit Baumwachs be strichen sind, und umwickele die Veredlung damit; dann verbinde man noch mit Bast, um ein Verschieben zu verhindern. Die obere Schnittfläche des Edelreises und des Wildlings bestreiche man mit kaltflüssigem Baum wachs. Das Haus halte man auf 10—12 Grad, spritze täglich 3 mal und man wird mit den Resultaten zufrie den sein. Ist das Edelreis angewachsen, so hat man die Sei tentriebe (Räuber) zu entfernen. Sind die Triebe 3—4 cm lang, so härte man die Pflanzen allmälig in einem kal ten Hause oder Mistbeet ab. Die Eichen kann man auch im Freien veredeln, wenn Wildling und Edelstamm in unmittelbarer Nähe bei einander stehen, indem man ein beliebiges Edelreis zum Wildling biegt an der Stelle, wo sie Zusammentreffen, in jeden einen gleich langen Seitenschnitt (ähnlich wie beim Anplatten der Rosenaugen, wenn die Rinde sich nicht löst) macht, die Schnittflächen an Edelstamm und Wildling zusammenfügt, so dass sie sich decken, mit Bast umbindet und mit Baumwachs verschmiert. Ist das Reis angewachsen, so schneidet man es unter der Veredlung ab. Eichen sieht man als Solitairpflanzen viel zu wenig verwendet, und doch gewährt ihre schöne Belaubung und das schöne Herbstkolorit einen herrlichen Anblick. Ich erinnere* nur an die Abarten von Quercus ped., als: Q. ped. Concordia^ Q. fllicifolia, Q. fol. argenteo pictis, Q. fol. atropurpureis] ferner an Q. Cerris, Q. Conferta, Q. Daimio, Q. macrocarpa, Q. coccinea, Q. nigra u. a. m. F. Pieper, Kunstgärtner in Oberlössnitz. Kleinere Mitteilungen. Begoiiia semperflorens Schmldti. In diesen Blättern wurde vor einiger Zeit einer Begonia gedacht, die aus einer Kreuzung von B. Sdhmidti mit B. semper florens hervorgegangen und an mehreren Orten gleich zeitig auftrat. Vor zwei Jahren hatte ich zufällig diese beiden Sorten im Freien zusammenstehen und entnahm der B. Schmidti eine Quantität Samen. Hiervon erhielt ich auch einige Pflanzen dieser neuen Varietät, die in Habitus, Wuchs und Blattform ganz der B. semperflorens gleicht. Doch sind die Blätter oben metallisch glänzend, dunkelgrün, die Unterseite derselben, wie auch der Stengel, rötlich braun, nach dem Blattstiele zu inten siver, am Rande in dunkelgrün übergehend. Die Blüten sind nur unmerklich grösser als bei B. Schmidti, er scheinen aber in derselben reichen Fülle vom zeitigen Frühjahr ab bis tief in den Herbst; ein besonderer Vor zug dieser Varietät ist noch, dass sie sich im Winter viel leichter erhält und nicht so stark einzieht, als B. semperflorens. Sie bildet als Topfpflanze einen schönen reichblühenden Busch und eignet sich vorzüglich zur Bepflanzung von Gruppen, fast noch besser als B. semper florens; zusammen mit B. semperflorens und B. Welto- niensis ausgepflanzt auf sonnig gelegene Beete, machen sie einen guten Eindruck. B. Schmidti taugt weniger zum Auspflanzen, weil sie zu zart ist; aber jedenfalls darf sie als eine Sorte angesehen werden, welche zu Befruchtungsversuchen besonders geeignet ist. Jetzt, Mitte Februar, haben die ersten Stecklinge von B. Schmidti, die kaum vor 3 Wochen gesteckt sind, schon Blüten. Ich kann diese Sorte nur warm empfehlen und bin in der Lage, zu Anfang April davon abzugeben. E. Metz, Gärtner in Zwickau. Für die Redaktion verantwortlich Ludwig Möller in Erfurt. — Druck von Friedr. Kirchner in Erfurt.