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Guder als die Rechte der Vereine allzusehr beschrän kend erachtet und ihm durch die Anträge Braun nichts gebessert erscheint, schliesst er sich den Anträgen M ö 1- ler’s an. — Es wird beschlossen, beide Anträge noch mals unter den Vorstandsmitgliedern zirkuliren zu lassen. II. Als Ort der diesjährigen Verbandsversammlung wird Frankfurt a. M. gewählt und beschlossen, beim Verbände die Einberufung nach dort zu beantragen. Sitzung vom II. Februar. I. Dem Verbandsgeschäftsführer werden die ihm im Prozess Radig erwachsenen Unkosten zurückerstattet. II. Als Beitrag zu den Kosten der Reise nach Russland, für welche bisher- nur die Eisenbahnfahrgelder dem Verbände in Rech nung gestellt sind, werden dem Verbandsgeschäftsführer 400 M. überwiesen. III. Das Gehalt des Geschäftsführers wird von 160 M. auf 200 M. pr. Monat erhöht. IV. Als erster Beitrag zum Gr ä bn er-Denkstein werden 150 M. bewilligt. V. Den auswärtigen Vorstandsmitgliedern wird für Porto und andere Auslagen während der Zeit ihrer Amtsführung eine Pauschsumme von 10 M. bewilligt. Es wird ferner beschlossen, jedem bei den Sitzungen zugegen gewesenen auswärtigen Vorstands- mitgliede für die ihm durch den Aufenthalt in Erfurt erwachsenen Unkosten für jede Sitzungsperiode 8 M. zu vergüten. VI. Ein von Herrn Höfgärtner M e r 1 e-Homburg eingesand ter Antrag auf Einsetzung von Vertrauensmännern für bestimmte Bezirke wird, weil jetzt mit Erfolg noch nicht durchführbar, ab gelehnt. VII. Für die Bereicherung der Bibliotheken der in den letz ten 3 Jahren begründeten Verbandsvereine werden 300 M. aus gesetzt. VIII. Den von den Vereinen veranstalteten Preisausschreiben werden 100 M. zur Verteilung für Preise überwiesen. Die Summen für beide Zwecke sollen in Zukunft, der Finanzlage des Verbandes entsprechend, erhöht werden. IX. Es findet Revision der Kasse statt. Aus dem Vorjahre wurde ein Betrag von 3875 M. 83 Pf. herübergenommen und kam dazu bis zum 8. Februar ein Zugang von 15,344 M. 49 Pf., sodass eine Gesammteinnahme von 19,220 M. 32 Pf. verbucht ist. Die Ausgaben haben die Höhe von 2680 M. 78 Pf. erreicht, sodass ein Kassenbestand von 16,539 M. 54 Pf. vorhanden sein muss, der vom Geschäftsführer vorgelegt wird. X. Der Verbandsgeschäftsführer weist nach, dass bei der Reinschrift der Bilanzaufstellung für 1884 ein durch irrtümliches Transportiren entstandener Additionsfehler von 25 M gefunden ist, um welchen Betrag das Vermögen des Verbandes gekürzt werden muss. XI. Es wird nach eingeholtem Urteil Ortskundiger beschlossen, dass die für die Preisfrage: „Führer durch die Handelsgärtnereien Londons“ ausgesetzte Prämie der eingelieferten Arbeit nicht zuer kannt, sondern eine neue Ausschreibung stattfinden soll. XII. Für die etwa notwendig werdende Empfangnahme des Verbandseigentums infolge Ausscheidens des Geschäftsführers wird Herr Guder gewählt. XIII. Der seitherige Vorsitzende des Verbandes, Herr C. Busse, legt gemäss seiner schon bei Beginn der Sitzung abge gebenen Erklärung sein Amt nieder. C. Busse. Ludwig Möller. C. Aug. Guder. E. Braun. G. Försterling. Die Herren Guder, Braun und Försterling beschliessen unter sich, einen Weg zu suchen, auf dem die Möglichkeit vor handen ist, Herrn Möller dem Verbände als Geschäftsführer zu erhalten. Herr Kittel wird von diesem Beschlusse in Kenntniss gesetzt und um Unterstützung ersucht. Nachtragsprotokoll zur Sitzung vom 8. September 1884. Es wurde beschlossen, da die von Herrn C. Steinbach für Uebernahme der Kassenführung gestellten Bedingungen für den Verbandsvorstand unannehmbar waren, von der auf Antrag des Verbandsgeschäftsführers beschlossenen Uebertragung Abstand zu nehmen und die Anstellung eines besonderen Verbandskassirers zu beantragen. Zur Abstimmungsfrage. Das seit längerer Zeit zutage tretende Gebahren einer grossen Anzahl dem Verbände angehörender Vereine zwingt schliesslich auch die besten Freunde derselben, auf eine Beschränkung der Machtvollkommenheit dieser Vereine zu dringen. Einen wertvollen Beitrag zur Charakteristik der Vereine liefern die, während der letzten Sitzung des Verbandsvorstandes an denselben eingegangenen Dankschreiben von einer grossen Anzahl Vereine.*) Einen so un *) Damit nicht unbeteiligte Vereine in Verdacht kommen, folgt hier die Liste der gekennzeichneten Vereine, von denen endlich kläglichen Beweis von Unselbstständigkeit hat wol noch niemals eine Gruppe von Vereinen erbracht, als wie es hier ge schehen ist. Ohne Einsicht, ohne die geringste Kenntniss der Sach lage lassen sich diese Vereine zu Dankschreiben verleiten von Per sonen, die wegen der voraufgegangenen Blamagen blind und toll vor Wut, sich nur noch von persönlichem Hasse leiten lassen. Es ist tragikomisch, wenn die Vereine ihren „vollsten,“ „innigsten,“ „tiefgefühltesten,“ „aufrichtigsten Dank,“ ihre „beson dere Hochachtung für das grösste Wohlwollen,“ die „treu gewahrten Interessen,“ die „treue, liebevolle Gesinnung,“ die „Liebe und Zu neigung,“ die „tatkräftige Vertretung,“ das „energische Eingreifen,“ die „wahre Sympathie,“ das „Hoffnung erweckende Eintreten,“ an eine Adresse richten, deren Inhaber gerade diejenigen sind, die im Gegensatz zu dem Verbandsgeschäftsführer, den Herren Kittel und Braun, sowie Unterzeichneten, die Rechte der Vereine in schärfster Weise kürzen wollten. Kann es für jeden urteilsfähigen Menschen wol eine traurigere Komödie geben, als wenn er sieht, wie Vereine, irregeleitet durch einige berufsmässige Hetzer, denen zur Befriedigung ihres Privat hasses schliesslich jedes Mittel recht ist, wenn er sieht, sage ich, wie diese Vereine in blinder Befolgung der ihnen erteilten Kommandos Personen in bombastischen Worten danken und sie bitten, „den seither gewahrten Standpunkt fest zu wahren,“ die gerade am meisten das Stimmrecht der Vereine be schneiden wollten! Mich haben diese Dankschreiben bestimmt, meine Ansicht dahin zu ändern, dass die Machtbefugniss der Vereine unbedingt auf ein vernünftiges Mass beschränkt werden muss. In der Tat, das Trauerspiel, welches die Vereine aufgeführt haben, der von ihnen erbrachte Beweis des blinden Zutappens auf Kommando von Führern der bekannten Sorte, muss auch dem jenigen die ganze Gefahr — die dem Verbände durch Beibehalten des jetzigen Zustandes erwächst — im vollsten Lichte erscheinen lassen, der bisher der Meinung anhing, dass in den Vereinen durchschnittlich doch noch einige Ueberlegung und Urteilsfähigkeit vorhanden sei. Es wäre wahrlich hohe Zeit, dass die Vereine be greifen lernten, einerseits, wer ihre wahren Interessen vertritt und andererseits wer dieselben nur als Werkzeuge zur Befriedigung persönlicher Eitelkeitsgelüste benutzt. Sollten die Vereine wieder das Bedürfniss fühlen, für Ver tretung ihrer- Interessen etc. Dankschreiben loszulassen, so mögen sie dieselben an den Verbandsgeschäftsführer adressiren, dieser hat sie am meisten verdient. Er hat die Interessen der Vereine stets treu und fest gewahrt, was um so höher anzuschlagen ist, als ihm die Mehrzahl derselben wahrhaftig keine Ursache dazu gab, ihn vielmehr durch gemeine Verdächtigungen und Chikanen in seinem so erfolgreichen Wirken für den Deutschen Gärtner- Verband nur gestört hat. Bremen, den 15. Februar 1885. G. Försterling. An die Mitglieder des Deutschen Gärtner-Verbandes. In Nr. 2 der „Deutschen Gärtner-Zeitung“ hat Herr Lud wig Möller dem Verbände seine Dienste gekündigt. Es ist also zur traurigen Wahrheit geworden, was wir und so viele mit uns schon seit geraumer Zeit für den Verband befürchteten. Aber nicht jene Gr finde, die wir dafür glaubten massgebend erachten zu sollen, sind es, die ihn gezwungen, sondern, so geht aus der Erklärung des Herrn Möller hervor, ganz andere Ursachen sind für die, den Verband unseres Dafürhaltens so schwer treffende Entscheidung ausschlaggebend gewesen. Für den einigermassen urteilsfähigen Leser wird es nicht schwer sein, herauszufinden, wo diese Ursachen zu suchen sind und durch die in Nr. 3 der Zeitung gegebene Erwiderung des Herrn Braun, eines derzeitigen Vor standsmitgliedes, auf Herrn Möller’s Kündigung, wird die Suche noch erleichtert. Wir, die wir uns gedrängt fühlen zu diesen Zeilen, haben nun wol kein Recht für uns, einseitig tiefer auf die Ange legenheit einzugehen, haben auch nicht das Material zur Ver fügung, was dazu nötig wäre und hoffen inbezug hierauf auf eine andere Zeit. Aber einmal als frühere Vorstandsmitglieder, die so manches Leid mit Herrn Möller ertragen und andererseits als Mitglieder, denen an einem freudigen Weitergedeihen des Verban des ehrlich gelegen, wir glauben nicht nur ein Recht, sondern auch die Pflicht zu haben, an alle wohlgesinnten Verbandsmitglieder die Mahnung zu richten: „Machen wir alle unsern Einfluss dahin geltend, dass Möller dem Verbände erhalten bleibe.“ Allerdings, als ehrliche Freunde des Herrn Möller sollten wir ihm eher zum Abgänge raten, in Rücksicht auf die vielfachen Niederträchtigkeiten, die auch uns nicht erspart blieben und die uns bestimmten, auf der Verbandsversammlung in Bremen unsere Vorstandsämter niederzulegen. Indess die Liebe zum Verbände einige, repräsentirt durch ihren Korrespondenten, noch so naiv waren, zu verraten, von wo sie ihre Ordre (selbst für die Brief aufschrift) erhalten: Hamburg, Altona, Bonn, Braunschweig, Bremen, Charlottenburg, Darmstadt, Dresden, Eisleben, Elberfeld, Frank furt a.M., Göttingen, Hildesheim, Leipzig, Magdeburg, Mühlhausen, Uhlenhorst, Wandsbek, Wiesbaden, Zwickau. Die Redaktion.