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Dass diese noch zur zwölften Stunde entstandenen Verzögerungen alle Beteiligten schmerzlich betroffen haben, ist leider nicht wegzuleugnen und bleibt schliesslich zur Klarlegung der ganzen Sachlage das eine tröstliche übrig, durch diese Veröffentlichung zur allseitigen Kunde zu bringen, dass die grosse Frühjahrsausstellung zu Han nover nunmehr nach Jahresfrist zum neuen fröhlichen Erwachen sich um so zuversichtlicher wieder erheben wird. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und so möge diese Ausstellungsangelegenheit denn in Frieden ruhen und fortträumen, bis sich alle misslichen und traurigen Verhältnisse zu ihrem Gunsten gebessert haben werden. G. Schaedtler. lieber Sommerveredelung feiner Gehölze im Gewächshaus. Von Julius Topf in Erfurt. Während meines Aufenthalts in Frankreich hatte ich Gelegenheit, bei Herrn Louis Paillet in Chatenay bei Paris, welcher als tüchtiger Vermehrer unter seinen Landsleuten bekannt ist, eine Methode, schwierigere Ver edelungen auszuführen und zu behandeln, kennen zu lernen und will ich im Nachfolgenden einiges von seinem, manchem vielleicht noch unbekannten Verfahren mitteilen. Zunächst fiel mir die Art und Weise auf, wie er die Clematis-Veredelungen behandelte. Zu Unterlagen wurden nur CI. viticella verwendet, welche ziemlich stark waren und Faserwurzeln besassen. Die Edelreiser wurden seitlich angeplattet, der Verband aber nicht bis zum untersten Ende geführt, weil sich hier zuerst Kallus bildet und die Bildung desselben durch den Faden gehemmt wird. Die Veredelungen wurden einzeln in kleine, mit etwas feuchter Heideerde gefüllte Töpfchen gepflanzt, aber so, dass die Veredelung über der Erde zu stehen kam, wodurch die Schimmelbildung verhindert wurde. Sämmtliche Veredelungen wurden im Gewächshaus noch mals unter Fenster und Glocken gebracht und stark be schattet. In den ersten 8 Tagen wurde nicht gegossen und durch fleissiges Abwischender Fenster, bezw. Glocken, jede Tropfenbildung verhütet. Als Fenster in der Ver mehrung wurden nur starke Scheiben ohne Rahmen ver wendet. Erst nachdem sich die Veredelungen mit der Unterlage gut vereinigt hatten, was an starken Kallus- knoten erkennbar war, wurde mit dem Lüften angefangen. Auf diese Weise sind über 90 Prozent gewachsen. Zur Ueberwinterung brachte man die Pflanzen in kalte Kästen, welche bei warmer Witterung gelüftet wurden. Um die empfindlicheren und schwerwachsenden Ge hölze sicher zu veredeln, wendet man dort im Sommer eben falls krautartige Veredelung mit jungen, etwas verholzten Trieben an, welchen man die Blätter belässt. Die Unter lagen sind junge Sämlinge, welche man ein Jahr im Topfe kultivirte. Die Reiser werden seitlich angeplat tet, indem man von dem Wildling ein passendes Stück Rinde mit etwas Holz ausschneidet. Auch hier wird der Verband nicht ganz bis unten fortgeführt und die Ver edelungen unter Fenster bezw. Glocken gebracht, indem man die Töpfe schräg legt. Die übrige Behandlung ist wie bei den Clematis. In dieser Weise wurden veredelt Fagus-^ Acer- und Tilia- Arten, Camellien und feinere Coni- feren, wie bessere Abies, Juniperus und andere Arten. Diese Veredelungsweise ist um so mehr zu empfehlen, als das Anwachsen sehr gut erfolgt und die Unkosten sehr gering sind, da nicht geheizt zu werden braucht und im Som mer doch meist viel Raum in Gewächshäusern frei ist. Russische Veilchen als Winterblüher. Von Carl Haase, Kunstgärtner in Glogau. Das russische Veilchen verliert mehr und mehr an Bedeutung, trotzdem es unübertroffene, grosse Blüten und bei richtiger Kultur dieselben auch in Massen hervor bringt. Ein Grund hierfür mag sein, dass es durch Stecklinge oder Senker vermehrt, zwar starke Büsche bildet, jedoch selten einen reichen Flor entwickelt. Man muss deshalb zu einer anderen Vermehrung greifen, nämlich dieses Veilchen aus Samen erziehen. Dieser wird bald nach der Abnahme im Herbst auf ein ge schütztes Beet gesäet. Frisch ausgesäet, keimt der selbe am besten, während er überwintert und im Früh jahr ausgesäet, selten aufgeht. Die jungen Pflanzen werden im zeitigen Frühjahr pikirt und dann an ihren richtigen Standort gepflanzt. Falls der Boden nicht gar zu schlecht ist, werden die Sämlinge grosse Büsche bil den und viel Ranken treiben. Im September werden sie herausgenommen, in 4 zöllige Töpfe gepflanzt und bis zum November in einen Kasten gesetzt, wo sie zuerst geschlossen gehalten und beschattet werden, bis sie ge nügend angewurzelt sind. Von Anfang November an, je nach dem vorhandenen Platz, werden die Pflanzen ins Kalthaus gebracht. Hier müssen sie genügend feucht gehalten und öfters ausgeputzt werden. Die so behandelten „Russen“ brachten bis 30 Blüten von bedeutender Grösse. Noch bemerkt sei, dass sie sich durchaus nicht treiben lassen. Ins Warmhaus gestellt, bringen sie zwar massenhaft Blätter, jedoch nicht eine Blüte, selbst die schon sicht baren Knospen fallen ab. Eine Temperatur von 3—5° R. dürfte ihnen am besten zusagen. Diesen Artikel habe ich geschrieben, um die fast vergessenen „Russen“ wieder in Kultur zu bringen. Auf diese Weise aus Samen gezogen, sind sie jedem anderen Veilchen vorauf zu stellen. Gärtnerisch interessantes von der ligurischen Küste des mittelländischen Meeres von San Remo bis Cannes. Von H. Hillebrand, Kunstg. in Monte Carlob. Monako. (Schluss.) Nächst der Musterung der gärtnerischen Geschäfte beim Besuche der einen oder anderen Stadt dieses Teiles der Riviera, war mein Hauptaugenmerk auf die öffent lichen Anlagen gerichtet. Zu meiner Verwunderung wurden aber meine Erwartungen, die ich denselben ent gegenbrachte, meistens sehr getäuscht. So z. B. können selbst die Weltkurorte, wie Nizza oder Cannes, mit ihren öffentlichen Gärten durchaus nicht rivalisiren mit den ihnen gleichstehenden Kurstädten Deutschlands; sie bieten durchaus nichts bemerkenswertes. Jedoch eine Anlage verdient es, erwähnt zu werden, es ist der Jardin public zu Monte-Carlo. Auf früher teilweise steinigem, unfruchtbarem Terrain ist hier mit ungeheueren Mitteln von der unter Pro tektion des Fürsten von Monako stehenden Direktion der Spielbank zu Monte-Carlo eine einzig in ihrer Art dastehende Anlage geschaffen worden. An ihrer Er weiterung und Verschönerung wird mit einem Aufwande weiter gearbeitet, den sich nur diese Direktion erlauben kann, denn solche riesigen und unversieglichen Ein nahmen, wie ihr zufliessen, werden wol von keinem Kur orte mehr erzielt. Als Mittelpunkt der Anlage muss der prachtvolle, aufs luxuriöste ausgestattete Spielpalast bezeichnet wer den. Eine grossartige Freitreppe führt von der Bahn station zu demselben; und in den Anlagen, nach Süden zu, sind ausgedehnte Terrassen angelegt, die an dem Meere ihren Abschluss finden. Hier haben nur einige wirkungsvolle Palmen- und Agavengruppen Verwendung gefunden, sonst sind die Terrassen unbepflanzt, denn hier ergehen sich die Fremden in der wärmenden Sonne, um die Mittagszeit sich mit Sonnenschirmen und Strohhüten